Erzeugung und Zerstörung von Sakralität zwischen Antike und Mittelalter
Sakralität ist nichts Absolutes. Sie ist nicht von vornherein gegeben und unveränderbar. Im Gegenteil: Heiligkeit kann geschaffen, bewusst erhalten, aber auch ausgelöscht oder schlichtweg vergessen werden. Sakralität ist eine soziale Konvention, die sich nur dort befindet, wo sie auch wahrgenommen und empfunden wird. Das bedeutet, dass sie manipuliert werden kann, indem die Wahrnehmung gesteuert wird. Was aber macht Orte, Personen, Dinge und Vorgänge heilig? Woraus speist sich die individuelle oder kollektive Vorstellung, jemand oder etwas enthebe sich dem profanen Umfeld und bekleide sich mit Eigenschaften, die Respekt, Verehrung und Unantastbarkeit einfordern? Welche Mechanismen bestimmen die Grenzen zwischen dem Profanen und dem Sakralen? Und wie kann Sakralität zerstört werden? Die Tagung wird sich neben dem Aspekt der Konstruktion von Sakralität auch dem Aspekt der Zerstörung von Heiligkeit widmen. Heiligkeit soll nicht länger als ein Attribut von Objekten und Räumen vorausgesetzt, sondern als autarke Größe wahrgenommen werden.
Dienstag, 20.10.2015
8.45 Begrüßung (Franz Alto Bauer, Katharina Palmberger, Armin Bergmeier)
9:00 – 12:30
Sektion I – Erzeugung von Sakralität
Chair: Markus Löx
Melanie Flossmann-Schütze (München):
Zur institutionellen Konstruktion von Tierfriedhöfen als „sakraler Raum“ im griechisch-römischen Ägypten. Das Beispiel des Ibiotapheion von Tuna el-Gebel
Ann Marie Yasin (Los Angeles):
Origin Stories in Stone: Late Antique Churches and the Material Traces of Sacred History
Armin Bergmeier (München):
Von der Statue zur Kirche: Veränderte Materialisierungsformen von Heiligkeit in der Spätantike
Erik Thunø (New Brunswick):
Totality. God’s Eyesight and the Creation of Sacred Space
13:30 – 17:00
Sektion II – Zerstörung von Sakralität 1
Chair: Yvonne Stolz
The De-sacralization of Synagogues in Jewish Thought and Architectural Practice
Konstantin Klein (Bamberg):
Götterdämmerung im Osten? Zur Zerstörung heidnischer Heiligtümer von Konstantin dem Großen bis Muhammed
Florian Krüpe (Marburg):
„Sit divus, dum non sit vivus“: Über Wechselwirkungen von damnatio memoriae und consecratio
Albrecht Berger (München):
Die dunkle Seite der Sakralität – verzauberte Orte und Statuen in Konstantinopel
19 Uhr Abendvortrag – Carola Jäggi (Zürich): Von heiligen Säulen und Thronen, oder: Wie kommt es zur Sakralisierung von Alltagsgegenständen?
Mittwoch, 21.10.2015
9:00 – 12:30
Sektion III – Visualisierungen des Heiligen
Chair: Sabine Feist
Sebastian Watta (Zürich):
Vermittelte Heiligkeit. Mosaikpavimente frühbyzantinischer Kirchen des Nahen Ostens und der heilige Raum
Mattia Guidetti (Wien):
In the Shadow of the Church: the Location of Mosques in Early Medieval Syria
Philippe Cordez (München):
Christliche Haare? Elfenbeinkämme und die Kirche in Spätantike
Beatrice Daskas (München):
Politics, Religion, and Holiness in the Aftermath of the Fourth Crusade: The Church of the Holy Apostles at Constantinople and its Description by Nikolaos Mesarites
13:30 – 17:00
Sektion IV – Zerstörung von Sakralität 2
Chair: Franz Alto Bauer
Theresia Schusser (München):
Religiöse Gewalt in der koptischen Hagiographie - Zur literarischen Konstruktion christlicher Sakralität
Béatrice Caseau (Paris):
Exorcize or secularize? Christian Attitudes Towards Pagan Sacred Spaces and Images.(4th-7th c.)
Ute Verstegen (Marburg):
Transformationen des Sakralen. Zum Umgang mit den heiligen Orten des Christentums in frühislamischer Zeit
Katharina Palmberger (München):
Die Geschichte des Haram al-Sharif in Jerusalem im Wechsel der Sakralitäten
Quellennachweis:
CONF: Erzeugung& Zerstörung von Sakralität (München, 20-21 Oct 15). In: ArtHist.net, 25.09.2015. Letzter Zugriff 19.05.2024. <https://arthist.net/archive/11083>.