CONF 12.02.2007

Visibilitaet des Unsichtbaren (Basel 8-9 Mar 07)

Jan von Brevern

"Visibilität des Unsichtbaren"
Historisches Seminar, Basel, Kollegiengebäude
08.-09. März 2007

Veranstalter: Lucas Burkart, Anja Lutz, Gunnar Mikosch, Basel

Macht- und Herrschaftsansprüche sowie Vorstellungen müssen
kommuniziert werden, sollen sie nicht abstrakt und für die Adressaten
unsichtbar bleiben. Sie bedürfen eines Mediums, das den Geltungsanspruch
wahrnehmbar und verstehbar, "visibel" macht. Die Beiträge des Workshops
"Visibilität des Unsichtbaren" werden die Strategien und Reichweiten des
Sichtbarmachens von Macht und Herrschaft in der visuellen Kultur des
Mittelalters thematisieren und somit dem auffallend häufigen Zusammenhang
von "Visibilität" und "Visualisierung" nachgehen.
Neben dem Medium der Schrift rücken visuelle Medien in der
kulturwissenschaftliche Analyse von Machtverhältnissen und ihrer
Legitimation immer stärker in das Zentrum der Untersuchungen. Der von uns
zu Grunde gelegte Bildbegriff wird weit gefasst und es werden sowohl
Formen gegenständlicher Sichtbarkeit (Kunstobjekte und
Gebrauchsgegenstände) einbezogen als auch andere Formen der Visualisierung
(Ekphrasis).
Worin liegt aber der mediale Unterschied in der Behauptung und
Durchsetzung von Macht- und Herrschaftsverhältnissen zwischen den Medien
des Textes und des Bildes?
Vor allem in vormodernen Gesellschaften strukturiert das Sichtbare den
öffentlichen und kommunikativen Raum viel stärker als das
Schriftliche, das zunächst den kulturellen Akt des Lesens bedarf, um
angeeignet und durchgesetzt werden zu können. Das Sichtbare scheint einen
höheren Grad an Öffentlichkeit zu erreichen als das Textliche,
schliesslich kann es voraussetzungslos von allen potentiell wahrgenommen
werden.
Nicht zuletzt die Forschungen zu Ritual und Symbolik politischer
Herrschaft haben den Zwang zur Öffentlichkeit auch für vormoderne
Gesellschaften aufgezeigt. Doch reicht der Ordnungscharakter des
Sichtbaren über den Raum politischer Herrschaft hinaus bis
hinein in die sozialen Räume. So können etwa komplexe theologische
Doktrine im Medium des Bildes vereinfacht veranschaulicht werden, weshalb
die Bilder nicht nur politischer Herrschaft dienen, sondern auch
Machtansprüchen auf anderen gesellschaftlichen Feldern. Den Bildern
scheint eine unmittelbare Eindeutigkeit eigen zu sein, die sie für die
Durchsetzung von Geltungsansprüchen geradezu prädestinieren.
Und dennoch wird diese Eindeutigkeit immer wieder unterlaufen. Sehen
umfasst nicht nur die Fähigkeit zur sinnlichen Wahrnehmung, sondern bedarf
zugleich eines hermeneutischen Prozesses, damit das Gezeigte auch als das
Gezeigte gesehen wird. Sehen wird somit ebenfalls zu einem kulturell
an(zu)eignenden Akt. Damit werden die Bilder polysemiotisch und die
zunächst behauptete Eindeutigkeit wird zur Vieldeutigkeit: und die
Wahrnehmung der Visibilität des Unsichtbaren also zu einem komplexen
Prozess.
Die "Visibilität des Unsichtbaren" wird in sechs Beiträgen aus
historischer, kunsthistorischer, germanistischer und medientheoretischer
Sicht reflektiert werden.

Programm:

Donnerstag, 8. März 2007

14.00 Uhr
Begrüssung und Einführung

14.30 Uhr
Miriam Czock, MA (Bochum)
Heiliger Raum - Geschändeter Raum. Zur Versprachlichung von
Raumwahrnehmung im Spiegel von Kirchenschändung im Frühmittelalter
(Geschichte)
Diskussion

16.00 Uhr
Pause

16.30 Uhr
Dr. des Cornelia Logemann (München)
Herrschaft als Rollenspiel: Allegorische Darstellungsverfahren im
Spätmittelalter (Kunstgeschichte)
Diskussion

18.00 Uhr
Dr. des. Gunnar Mikosch (Basel)
Ecclesia und Synagoge - Allegorie zwischen heilsgeschichtlichem
Machtanspruch und christlichem Identitätskonflikt (Geschichte / Theologie)
Diskussion

Freitag, 9. März 2007

9.00 Uhr
Dr. Christina Lechtermann (Berlin)
Anspruch und Spur (Germanistik)
Diskussion

10.30 Uhr
Anja Lutz, M.A. (Basel)
Übernehmen, Übertragen, Verschweigen - Zur Nutzung von Bildwissen im
England des frühen 14. Jahrhunderts (Geschichte / Kunstgeschichte)
Diskussion

12.00 Uhr
Pause

12.30 Uhr
PD Dr. Lucas Burkart (Basel)
Schätze und die Visibilität des Unsichtbaren (Geschichte)
Diskussion und Schlussdiskussion

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Quellennachweis:
CONF: Visibilitaet des Unsichtbaren (Basel 8-9 Mar 07). In: ArtHist.net, 12.02.2007. Letzter Zugriff 01.05.2024. <https://arthist.net/archive/28985>.

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