CONF 30.05.2011

Raeume der Vermittlung (Bremen, 6-9 Jun 11)

Bremen, Gästehaus der Universität, auf dem Teerhof 58, 06.–09.06.2011
Anmeldeschluss: 03.06.2011

Viktor Kittlausz

Internationale Konferenz (Vorträge und Workshops)

Räume der Vermittlung: ästhetische Prozesse zwischen Alltag und Kunst
6.-9. Juni 11
Institut für Kunstwissenschaft und Kunstpädagogik der Universität Bremen in Kooperation mit dem Mariann Steegmann Institut. Kunst & Gender

Programmübersicht (download unter: http://www.kunst.uni-bremen.de/fileadmin/mediapool/kunst/personalordner/Kittlausz/RaeumederVermittlung2011Programm.pdf)

Für die Teilnahme an den Workshops ist eine Voranmeldung erforderlich unter: viktoruni-bremen.de

Die Räume des Alltags und die Angebote der Medien sind durchsetzt mit ästhetischen Gestaltungen und Herrichtungen. Auch in gesellschaftlichen Handlungsfeldern, die zumeist nicht unter ästhetischen Gesichtspunkten betrachtet werden, finden sich vermehrt ästhetisierte Formen der Vermittlung. Aktuelle Einschätzungen des kulturellen Wandels diagnostizieren deshalb neben einer weitgehenden Mediatisierung eine Ästhetisierung der sozialen Praxis.
Ästhetisierungen sind allerdings keine neue Erscheinung. Im Zuge der Modernisierung gewinnen sie spätestens seit dem 19. Jahrhundert quantitativ und qualitativ zunehmend an Relevanz in gesellschaftlichen Vermittlungsprozessen, etwa in der aufblühenden Sphäre der Warenwelten, der Ausweitung der Massenpresse und Medienlandschaften, in der Politikvermittlung wie auch in der Lebensstilbildung. Ob bewusst registriert oder nur beiläufig bemerkt, ästhetische Aspekte sind an der Herstellung von Bedeutungen beteiligt.
Ästhetisierungen richten sich an Subjekte und bieten Projektionsflächen für Wünsche und Vorstellungen, Hoffnungen und Ressentiments. Entsprechend richtet sich die individuelle Lebensgestaltung an ästhetischen Gesichtspunkten mit aus. Das Ästhetische erhält insgesamt einen größeren Stellenwert als Bezugsgröße der Orientierung und Identitätsbildung. Die zu beobachtenden Ästhetisierungsprozesse können als ambivalente Entwicklungen aufgefasst werden, die sowohl die Bewältigung der Alltagsanforderungen und die demokratische Willensbildung als auch die Produktion und Rezeption von Kunst und Kultur betreffen.
Die Konferenz führt unterschiedliche Perspektiven aus der Soziologie, der Kulturwissenschaft, der Architekturtheorie, der Bildungsforschung sowie aus der Kunst- und Kulturvermittlung zusammen, die sich mit der gesellschaftlichen Relevanz des Ästhetischen befassen. Vor diesem Hintergrund werden die Vermittlungsleistungen von Räumen wie auch die in der Vermittlungspraxis eröffneten Erfahrungs- und Reflexionsräume thematisiert. Das Spektrum der Beiträge reicht von soziologischen Studien zur Ausbildung von Konsumhaltungen und zur Ästhetisierung städtischer Räume über Einzelstudien zu ausgewählten Vermittlungsräumen, wie etwa dem Museum, bis hin zur Reflexion ästhetischer Aneignungen von Stadträumen.

Gewidmet Prof. Dr. Michael Müller

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Eröffnung und Begrüßung Montag, 6.6. 11:30

Prof. Dr. Jürgen Lott
Dekan des Fachbereichs 9 der Universität Bremen
Prof. Dr. Irene Nierhaus
Direktorin des Instituts für Kunstwissenschaft und Kunstpädagogik, Leiterin des Mariann Steegmann Instituts Kunst & Gender
Dr. des. Kathrin Heinz
Leiterin des Mariann Steegmann Instituts Kunst & Gender

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Dr. Viktor Kittlausz Montag, 6.6. 12:30
Vortrag: Einführung: Facetten der Ästhetisierung
Ästhetischen Gestaltungen und Haltungen wird gemeinhin keine große Wirksamkeit in der sozialen Praxis zugesprochen, werden sie doch eher zu den ›weichen‹ Faktoren gerechnet. Mit ihrer konsum- und mediengestützten Ausbreitung verändert sich allerdings auch ihre Relevanz: Sie über- nehmen verstärkt Vermittlungsfunktionen. In dem Vortrag werden unterschiedliche Facetten der Ästhetisierung angesprochen und Fragen im Hinblick auf die mit ihr erwachsenden Anforderungen und Möglichkeiten für die Kunst- und Kulturvermittlung aufgeworfen.
Dr. Viktor Kittlausz ist Kunst- und Kulturwissenschaftler und lehrt als Lektor am Institut für Kunst­wissenschaft und Kunstpädagogik der Universität Bremen.

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Prof. Dr. Alarich Rooch Montag, 6.6. 14:00
Vortrag: »Das Paradies der Damen« (Émile Zola). Eine kleine Architekturgeschichte der Warenhäuser
1907 meinte Paul Göhre, dass das Warenhaus Wertheim am Leipziger Platz in Berlin »besser (...) als ein Kunstgewerbe-museumssaal, erlesenen Geschmack, feines Kunstgefühl« vermitteln könne. Die Domäne des Ästhetischen, das Museum, hatte eine ernst zu nehmende Konkurrenz bekommen. Die zeitgenössischen Beschreibungen verglichen die Warenhäuser mit Sakralräumen. Émile Zola nannte sie in seinem Roman »Das Paradies der Damen« (1884) »Kathedralen des Konsums«.
Anhand ausgewählter Beispiele stellt der Vortrag die Architekturgeschichte der Warenhäuser vor und hinterfragt die speziellen Raumwirkungen, die das Einkaufen zu einem neuen ästhetischen Ereignis werden ließen. Der architekturale Raum des Warenhauses entschlüsselt sich so als ein besonderer sozio-kultureller Raum mit hoher Erlebnisqualität und identitätsstiftender Wirkung.
Prof. Dr. Alarich Rooch lehrt Kunstgeschichte und -wissenschaft an der Universität Bremen und an der Kunstakademie Düsseldorf.

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Prof. Dr. Dominik Schrage Montag, 6.6. 16:00
Vortrag: Romantische Motive in der Marktgesellschaft seit 1800
Novalis hat das Romantisieren als eine Operation bestimmt, mit der »ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe«. Betrachtet man diese Operation im Kontext der sich im 18. Jahrhundert etablierenden Marktgesellschaft, so erscheint das Romantisieren, allgemeiner: das Ästhetisieren als eine Haltung, mit der es konsumierenden Subjekten gelingt, massenhaft produzierte und auf Märkten verfügbare Waren mit Bedeutungsgehalten zu versehen, die als authentisch und besonders erlebt werden können. Die These des Vortrags ist, dass diese ›Romantik‹ des Konsums nicht allein eine in Werbebotschaften verballhornte Verkaufsstrategie darstellt, sondern dass damit eine – schon um 1800 zu beobachtende – Eigentümlichkeit des modernen Konsums und der auf ihn verwiesenen Subjektivität angesprochen ist.
Dr. phil. habil. Dominik Schrage ist Soziologe und vertritt derzeit die Professur für Kultursoziologie an der Leuphana Universität Lüneburg.

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Prof. Dr. Wilfried Müller Montag, 6.6. 18:00
Universität Bremen
Geleitworte

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Prof. Dr. Arie Graafland Montag, 6.6. 18:30
Vortrag: Aesthetic Reflexivity and the Manufacturing of Culture (Vortrag in englischer Sprache)
Die Zunahme ästhetischer Reflexivität in den Kulturindustrien schafft eine gewaltige Ökonomie: ein Netzwerk bestehend aus Design-Hotels, Restaurants, Kunstgalerien, Kulturproduzenten, Kulturvermittlern, Flughafen-Interieurs und Designerläden; eine kohärente ›Infrastruktur der Kunst‹. In seinem Vortrag geht Arie Graafland der Frage nach, inwiefern die Auffassung, Kulturproduktion sei zunehmend Warenproduktion, nicht abgelöst werden müsse durch ihre Umkehrung, dass nämlich heute gewöhnliche Warenproduktion zunehmend zur Produktion von Kultur wird.
Prof. Dr. Arie Graafland ist Professor für Architekturtheorie an der TU Delft und derzeit Gastprofessor am Dessau Institute of Architecture.

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Dr. Narciss Göbbel Dienstag, 7.6. 10:00
Vortrag: Masken des Begehrens: Kulturvermittlung durch öffentliche Kulturförderung
Das Grauen eines Verlustes des Abendlandes durchzieht tagtäglich mehr denn je die öffentlichen Kulturdebatten. Flyer, Programmhefte, Eventankündigungen, Kulturkritiken und Begrüßungsreden liefern ein reichhaltiges Glossar des Horrors vor Sinnleere, Selbstaufgabe und menschlichem Scheitern. Die Verpackung dabei ist Kultur in Form öffentlicher Kulturförderung zwecks Legitimation und Erlösung. Begehren ist das Zahlungsmittel für die Mittelvergabe. Kulturvermittlung weckt und befriedigt Begehrlichkeiten kultureller Bedürfnisse durch die Mittel ihrer Befriedigung. Für das Kulturmarketing kultureller Güter gilt daher die Strategie: animieren, fesseln, binden.
Dr. Narciss Göbbel ist Soziologe, Dozent in den Kulturwissenschaften und war langjähriger Kulturreferent beim Senator für Kultur in Bremen.

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Marion Thuswald Dienstag, 7.6. 11:30
Vortrag: »Arme beim Körper halten« Betteln, Kompetenz und Urbanität
Städtischer öffentlicher Raum ist Austragungsort und Gegenstand gesellschaftlicher Konflikte und politischer Kämpfe, wie sich anhand der heftigen Diskussion um die Anwesenheit von Bettler/innen eindrücklich zeigen lässt. Öffentlicher Raum ist zugleich ein Ort vielfältiger informeller Bildungsprozesse: Die Bettler/innen jedenfalls lernen bei ihrer Tätigkeit eine Menge über die jeweilige Stadtkultur. Der Vortrag untersucht urbane Bildungsprozesse und fragt von dort aus nach den Positionierungen von Künstler/innen und Vermittler/innen innerhalb der Auseinandersetzung um Stadt, öffentlichen Raum und Urbanität. Was kann in diesem Zusammenhang der Begriff »urbanes lernen« leisten?
Marion Thuswald ist Sozialpädagogin und Bildungswissenschaftlerin und arbeitet als Universitätsassistentin an der Akademie der bildenden Künste Wien.

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Dr. Andrej Holm Dienstag, 7.6. 13:30
Vortrag: Kultur der Aufwertung: Zum Wechselverhältnis von Kulturproduktion und städtischer Inwertsetzung
Kulturproduktion und Stadtentwicklung stehen in einem widersprüchlichen Wechselverhältnis. Städte sind privilegierte Orte der Kulturproduktion und -vermittlung und die Widersprüche und Differenzen des städtischen Alltags bieten vielfach Impulse und Anlässe für eine künstlerische Auseinandersetzung. Steigende Mietpreise, gekürzte Budgets und eine Neuausrichtung der Stadtpolitik haben unmittelbare Auswirkungen auf die künstlerischen Spielräume in den Städten.
Doch Kunst und Kultur wirken auch auf die Stadtentwicklung zurück und sind als Teilelemente der Stadtgestalt, des Images und der Stadtökonomie nicht mehr wegzudenken. Als Brandingstrategien der Immobilienwirtschaft, als symbolische Aufwertung in Gentrifizierungsprozessen und als umworbene kreative Klasse bilden Künstler/innen und ihre Aktivitäten einen wesentlichen Baustein raumbezogener Inwertsetzungsstrategien. Das komplizierte Verhältnis zwischen räumlichen Voraussetzungen und räumlichen Effekten der Kulturproduktion steht im Zentrum des Vortrages.
Dr. Andrej Holm arbeitet als Stadtsoziologe am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin.

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Gabu Heindl Dienstag, 7.6. 15:30
Vortrag: Waschküchen-Urbanismus / Lern-Landschaften / Schaf-Boxen: Zur Ästhetik von Wohn-Arbeit
Der Vortrag geht von einer Unterscheidung aus: zwischen der massenhaften Lohnarbeit von früher, mit ihren strikten Platzzuweisungen und Raumtrennungen – und heutiger ›Wohn-Arbeit‹, bei der oft nicht nur geregelte Löhne wegfallen, sondern auch die scharfe Trennung zwischen Wohn- und Arbeitsräumen. Urbanistische Umnutzungen von Räumen einer nicht anerkannten häuslichen Arbeit (Waschküchen); Büro-Landschaft als Vorbild für die Räume schulischer Wissensarbeit (Lern-Landschaft); Obdachloses Wohnen im Internet-Cafe (sheep boxes) - anhand dieser Raumtypen lässt sich eine Ästhetik deregulierten Alltags diskutieren.
Gabu Heindl ist Architektin und Theoretikerin in Wien; sie konzipiert und baut öffentliche Kultur- und Bildungseinrichtungen ebenso wie künstlerische Interventionen zu Fragen von gerechter und verdichteter Stadt; Vortrags- und Lehrtätigkeit an Universitäten in Rotterdam, Delft, Graz, Wien.

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Jennifer John Dienstag, 7.6. 17:30
Vortrag: Geographien des Museums. Geschlechtliche Codierungen von Ausstellungen und Sammlungen
In musealen Zusammenhängen werden die Bedeutungen und Wertigkeiten von Kunstwerken durch die Auswahl und Zusammenstellung der Exponate, durch ihre Platzierung in den Ausstellungsräumen sowie durch ihre Darstellung in Katalogen und Jahrbüchern erzeugt. Jennifer John untersucht die Strategien von Museen, durch Ein- und Ausschlüsse sowie durch die Form der Sichtbarmachung von Werken eine kunsthistorische Wissensordnung hervorzubringen bzw. zu reproduzieren. Bei dieser Produktion von Wissen erfolgt zugleich eine Einschreibung von Geschlecht, der die Referentin anhand einer Analyse von Ausstellungen und der Sammlung der Hamburger Kunsthalle nachgeht.
Jennifer John ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut for Cultural Studies in the Arts der Hochschule der Künste in Zürich.

Die Vorträge von Gabu Heindl und Jennifer John gehören gleichzeitig zum Programm der Vortragsreihe »studio« des Forschungsfeldes wohnen+/–ausstellen in der Kooperation des Instituts für Kunstwissenschaft und Kunstpädagogik und dem Mariann Steegmann Institut. Kunst & Gender. (www.mariann-steegmann-institut.de)

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Jakob Hartmann Mittwoch, 8.6. 10:00
Workshop: Ein Teil der Melkmaschine? – Kunst- und Kulturschaffende im Spannungsfeld von Stadtmarketing und oppositioneller Wunschproduktion
Von der gesteigerten Aufmerksamkeit für das partizipative Projekt »Park Fiction« auf der Documenta 11 im Jahr 2002 bis zur Publikation des Manifestes »Not in our Name« von über 2600 Kunst- und Kulturschaffenden im Herbst 2009 und der Besetzung des sog. Gängeviertels durch Künstler/innen und andere ›Kreative‹ im Sommer desselben Jahres: die Frage nach der Rolle künstlerischer Produktion und Vermittlung in spätkapitalistischen Verwertungsprozessen in der Stadt ist seit einiger Zeit verstärkt im Fokus der Öffentlichkeit. Die genannten Projekte haben gezeigt, dass Kunstschaffende im Wettbewerb um symbolisches Kapital zunehmend eine kritische Haltung einnehmen und unmittelbar politisch intervenieren.
Anhand eines Überblicks über die aktuellen (kunst)politischen Entwicklungen und Projekte Hamburgs möchte der Workshop eine Diskussion über kritische Kulturvermittlung und die Möglichkeiten politisch-künstlerischer und ›vermittelnder‹ Interventionen innerhalb der Vermarktung der Stadt anregen.
Jakob Hartmann ist Kunstwissenschaftler und Kulturvermittler, lebt und arbeitet in Hamburg und Lissabon.

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Drehli Robnik Mittwoch, 8.6. 10:00
Workshop: Unterbrechung & Pause: Denk-Figuren, Raum-Bilder, Zeit-Formen in Filmästhetik und politischer Theorie
Zur Diskussion stehen Unterbrechung, Aussetzen und Aufschub, sowie die Pause als integriertes Gegenteil von Arbeit. Es geht um Bilder, durch die Unterbrechung im Film und in der Theorie erscheint, wahrnehmbar und denkbar wird. Wobei das Theoretische, die wahrnehmende Erkenntnis, am Film ebenso zählt wie das Inszenatorische der Theorie – als In-Szene-Setzen von Denken.
Konkret geht es um filmästhetische Einsätze von Theorien zur politischen Erfahrung in sozialen Alltagen: Siegfried Kracauers Vor- und Warteräume der Massenkultur; Gilles Deleuzes Ästhetik der Befreiung vom Intentionalen; Jacques Rancières ›Sinnliches‹, das der Politik innewohnt. Und es geht um Intimbeziehungen dieser Denkfiguren zu Bild-Formungen/ Form-Bildungen von Unterbrechung in Neorealismus und Slapstick, im Doku-Essay- und Found Footage-Kino, mit Seth Rogen und Jacques Tati.
Der Workshop fusioniert am Ende mit dem Workshop von Gabu Heindl.
Dr. Mag. Drehli Robnik ist Filmwissenschaftler, Historiker, freier Universitätslektor sowie Autor/Mitherausgeber von Büchern zur politischen Filmästhetik bei Jacques Rancière.

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Gabu Heindl Mittwoch, 8.6. 10:00
Workshop: Pause & Unterbrechung: Räume und Praktiken der Pause in Architektur und Kapitalismus
Der Workshop arbeitet sich an dem räumlich/zeitlichen Phänomen der Pause ab. Ausgehend von der Beobachtung, dass in fordistischen Raumstrukturen selbst der Pause präzise Zeit- und Ortsangaben zugeschrieben werden – man denke an den Pausenhof, das Raucherzimmer, die Teeküche, die lange Pause usw. –, dreht sich die zentrale Fragestellung um die Ästhetik von Räumen und Zeiten der Unterbrechung innerhalb heutiger, postfordistischer Arbeits-, Lern- und Wohnzeiten, in denen derart klare Trennungen zwischen Pause und Arbeit aufgelöst scheinen.
Der Workshop fusioniert am Ende mit dem Workshop von Drehli Robnik.
Gabu Heindl ist Architektin und Theoretikerin in Wien; sie konzipiert und baut mit ihrem Büro GABU Heindl Architektur öffentliche Kultur- und Bildungseinrichtungen ebenso wie künstlerische Interventionen zu Fragen von gerechter und verdichteter Stadt; Vortrags- und Lehrtätigkeit an Universitäten in Rotterdam, Delft, Graz, Wien.

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Josch Hoenes Mittwoch, 8.6. 14:00
Workshop: Ästhetische Aspekte der Subjektbildung in den »Transgenital Landscapes« von Del La Grace Volcano
Die »Transgenital Landscapes« von Del La Grace Volcano bestehen aus einer Serie von Genitalfotografien, die sexualwissenschaftliche und pornographische Darstellungs- und Wahrnehmungskonventionen der Moderne aufgreifen, um sie mittels ästhetischer Strategien einer grundlegenden Umarbeitung zu unterziehen: Mit Makroobjektiv zumeist extrem nah aufgenommen, entstehen bizzare und phantastische Formen, die sich einer heteronormativen Logik von Geschlecht und Sexualität entziehen.
Ausgehend von Foucaults Beschreibung des Sex als neuem Wahrheitsregime der Moderne widmet sich der Workshop von Josch Hoenes unter anderem der Frage, in welcher Weise es den Fotografien Del La Grace Volcanos gelingt, in die Natur injizierte Vorstellungen von Geschlecht und Sexualität als kulturelle Gewichte zu entlarven? Inwiefern werden scheinbar selbstverständliche Begehrens- und Subjektformationen problematisiert?
Josch Hoenes ist Kulturwissenschaftler und lehrt an der HfK Bremen und an der Universität Bremen queere Geschlechterforschung und visuelle Kultur.

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Iver Ohm Mittwoch, 8.6. 13:00
Workshop: Raum und Orientierung. Oder: Ästhetische Untersuchungen in urbanen und institutionellen Settings
Situationen des Wissenstransfers und der Kontemplation sind unter anderem von gesellschaftlich inszenierten und praktizierten Regeln, Bildern, Ideen und Begriffen geprägt. Thema dieses Workshops ist es, diese Voraussetzungen im städtischen Raum aufzuspüren und der Frage nachzugehen, welche individuellen Möglichkeiten es gibt, diese Prägungen nicht nur theoretisch-rational, sondern auch durch unseren Körper und ästhetische Kontemplation oder künstlerische Praxis reflektieren zu können. Welche Ebenen der Wahrnehmung gibt es in den alltäglichen Momenten der räumlichen und sozialen Orientierung in der Stadt? Was kann eine (Kunst-) Vermittlung in diesem Kontext leisten?
Der Workshop dauert voraussichtlich etwa 5 Stunden und wird im offenen Stadtraum sowie in privaten und institutionellen Räumen stattfinden. Hierbei werden exemplarisch unterschiedliche Vermittlungssituationen angeboten. Eine Mittagspause ist eingeplant; Verpflegung und ggf. Regenbekleidung bitte selbst mitbringen.
Iver Ohm ist Kunst- und Kulturwissenschaftler. Er arbeitet zu Fragen der kulturellen Bildung und an einer Kritik der ›Unesco Roadmap for Art Education‹.

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Carmen Billows Donnerstag, 9.6. 10:00
Workshop: From ›Black Box‹ to ›White Cube‹ - Film und Video im Spannungsfeld der zeitgenössischen Kunst am Beispiel des Werkes von John Smith
Das Werk des britischen Filmemachers John Smith zieht den Betrachter durch Witz und überraschende Wendungen in den Bann. Seit einiger Zeit reflektiert John Smith die Möglichkeiten und Wirkung seiner Filme im Kontext einer Galerieinstallation und ist derzeit in zahlreichen Ausstellungen vertreten.
Der Transfer des Erfahrungsraums für Film und Video von der ›black box‹ zum ›white cube‹ wurde bereits Anfang der 1970er Jahre durch Künstler wie Nam June Paik oder Vito Acconci erprobt und geht einher mit einer Reihe von Implikationen für unsere Wahrnehmung des filmischen Mediums.
Neben einer Einführung in das Werk von John Smith anhand von Filmausschnitten werden in dem Workshop am Beispiel der Ausstellung »John Smith Solo Show«, 2010, am Royal College of Art, London, die Implikationen dieses Transfers vom Kino zur Galerie diskutiert und erfahrbar gemacht. Es wird erörtert, wie in der kuratorischen Praxis ein bewusster Umgang mit Film und Video stattfinden kann.
Carmen Billows ist Absolventin des Masterstudiengangs Curating Contemporary Art am Royal College of Art und derzeit als freischaffende Kuratorin in London tätig.

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Anja Fußbach Donnerstag, 9.6. 10:00
Workshop: »Das hätte meine Oma auch gekonnt«
Kunst ist schwer ernst, intellektuell, kompliziert und all das! Wer das glaubt, ist selber schuld oder weiß es noch nicht besser.
Denn Kunst kann vielmehr offen und zugänglich, manchmal ernst und verschachtelt aber auch genauso explosiv, humorvoll und schlau sein. Zugänge gibt es für jede/n. Es geht darum, sie zu erkennen und sich zu trauen, neue Welten aufzustoßen und dann kommt es einer/m plötzlich ganz natürlich vor, dass die eigene Oma das auch gekonnt hätte!
In dem Workshop reden wir anhand von Praxisbeispielen über Möglichkeiten, Leuten zu zeigen, dass sie sich für Kunst interessieren und wie sich das in praktische Erfahrungen umsetzen lässt. Wir sprechen über unseren eigenen Kunstbegriff und wie wir damit arbeiten können. Wie kann ich persönliche Zugänge schaffen? Wie funktioniert die Arbeit z.B. mit Jugendlichen? Wie kann ich selber einen Workshop entwickeln? Wer hat am Ende was davon?
Anja Fußbach lebt in Bremen, arbeitet als freie Künstlerin und künstlerisch u.a. mit Jugendlichen.

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Ruth Kunz Donnerstag, 9.6. 10:00
Workshop: »Man soll sehen, dass ich mich bewege...«
Streifzüge durch städtische Randzonen sind Anlass, mit Jugendlichen über fotografische Konzepte, über Lebensverhältnisse und Lebenswirklichkeit nachzudenken. Im Gehen und Sehen korrespondiert die Erfahrung von Bewegung und Blick. Sie zwingt, körperliche Empfindung und räumliche Eindrücke in einem sich ständig erneuernden Beziehungsgefüge zu verorten.
In dem Workshop thematisiert Ruth Kunz Erfahrungen aus dem Projekt »unterwegs«, in dem Schülerinnen und Schüler Gelegenheit hatten, die scheinbare Ereignislosigkeit suburbaner Wirklichkeit fotografisch zu erkunden. Die dabei entwickelten Bildpraktiken verweisen auf eine vorerst noch richtungslose und unbestimmte Sensibilität. Es entstehen Linien auf einem imaginären Plan und wie einst die Situationisten lassen sich die Jugendlichen hinaustreiben an die immer weiter sich ausdehnenden Ränder der Stadt.
Ruth Kunz forscht und lehrt an der Pädagogischen Hochschule Zürich.

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Abschlussplenum Donnerstag, 9.6. 14:00
Präsentation und Diskussion der Ergebnisse der Workshops

Kontakt und Voranmeldung für die Workshops:
Institut für Kunstwissenschaft und Kunstpädagogik
Universität Bremen
Viktor Kittlausz
+49 (0)421 218-67743
viktoruni-bremen.de

Gefördert durch die VGH-Stiftung und das Mariann Steegmann Institut. Kunst & Gender

Quellennachweis:
CONF: Raeume der Vermittlung (Bremen, 6-9 Jun 11). In: ArtHist.net, 30.05.2011. Letzter Zugriff 29.03.2024. <https://arthist.net/archive/1453>.

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