CFP Jun 1, 2015

Zur Aktualität von Werkverzeichnissen (Greifswald, 17-19 Sept 15)

Alfried-Krupp Wisssenschaftskolleg Greifswald, Germany, Sep 17–19, 2015
Deadline: Jun 15, 2015

Jörg Trempler

"Sammeln, Zuschreiben, Weitergeben. Zur Aktualität von Werkverzeichnissen"

Ausgerichtet vom Alfried-Krupp Wisssenschaftskolleg Greifswald in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Kunstgeschichte des Caspar-David-Friedrich-Instituts der Universität Greifswald.

Wissenschaftliche Leitung: Prof Dr. Kilian Heck (Greifswald), PD Dr. Jörg Trempler (Berlin)

Die Erstellung von Werkverzeichnissen geht mit einer Fokussierung auf die Person des Künstlers einher. Vasari oder van Mandert haben durch ihre Künstlerviten mithin einer Forschung das Tor geöffnet, die mit stilistischen und formalen, später auch mit natur-wissenschaftlichen Methoden versucht, einen Corpus der Werke zu definieren, die ei-nem bestimmten Künstler oder einer bestimmten Künstlerin zuzuordnen sind. Die zeit-abhängigen Begriffe des Originals, der Kopie oder auch der Version sind dabei insbeson-dere seit dem 19. Jahrhundert in der kunsthistorischen Forschung erörtert worden und haben mit dem Holbein-Streit auch fachübergreifende Resonanz ausgelöst. Spätestens mit Heinrich Wölfflins „Kunstgeschichte ohne Namen“ entstanden jedoch auch kritische Stimmen, die in Werkverzeichnissen eher eine Aufgabe des Kunsthandels sahen und weniger eine der akademischen Forschung oder der Museen. Eine formorientierte oder eine nach der politischen Ikonographie fragende Kunstgeschichte sah schließlich nur noch in übergeordneten geistesgeschichtlichen Zusammenhängen ihr Arbeitsfeld. Dadurch wurde in gewisser Weise auch der Künstler von seinen Werken entkoppelt. Die Rede vom „Tod des Autors“ (Roland Barthes) hat entsprechend auch die Frage nach den Werkverzeichnissen weitgehend verstummen lassen.

Durch die Washingtoner Erklärung, aber auch durch den „Fall Gurlitt“ ist die Prove-nienzforschung und mir ihr auch die Frage nach den Werkverzeichnissen wieder aktuel-ler geworden. Welche Werke welchem Künstler und welchem Besitzer zuzuordnen sind, beschäftigt seitdem die Forschung mehr denn je. Die Frage nach dem „Original“ hat durchaus Konjunktur. Eine webbasierte Erstellung eines Werkkorpus ist zudem in der Lage, Werkverzeichnisse elektronisch zu erstellen, was den internationalen Austausch der Ergebnisse befördert.

Zudem hat es innerhalb der Kunstgeschichte in den letzten Jahren ein neue Zuwendung hin zur Objekt- und Materialforschung gegeben, die ebenfalls eine wissenschaftliche Grundlage zur Erarbeitung von Werkverzeichnissen befördert. Hier wäre die Frage, ob es gelingen kann, ein Standard zu erarbeiten und inwieweit heute neben der oberflächli-chen Analyse auch Techniken zum Einsatz kommen sollten, die auch tiefer liegende Schichten des Werkes visualisieren können. Darüber hinaus ist untersuchenswert, in-wieweit diese materialtechnischen Analysen wiederum für geisteswissenschaftliche Er-kenntnisse, die über die reine Zuschreibung hinaus gehen, nutzbar gemacht werden können.

Schließlich zeigen die Aktivitäten im Feld der Digital Humanities, dass eine systemati-sche Sammlung von Werken neue Erkenntnisse und Fragen für die Forschung aufwerfen können. Digitale Werkverzeichnisse können zunächst helfen, die zum Teil schwer zu-gänglichen Werke einer breiteren Forschergemeinde zugänglich zu machen. Darauf auf-bauend soll die Tagung ausloten, inwieweit vorhandene Projekte miteinander vernetzt oder einzelne Werke und die dazugehörigen Datensätze in zukünftigen Projekte ver-knüpft werden können, um die Arbeit mit den Verzeichnissen zu erleichtern.

Das Symposium möchte danach fragen, welche Standards künftig bei der Erstellung von Werkverzeichnissen gelten sollen, welche kunsthistorischen oder auch juristischen Fra-gen (Provenienzen, Eigentümerrechte, Bildrechte etc.) dabei eine Rolle spielen und wie die Forschung zu Werkverzeichnissen die Geisteswissenschaften insgesamt beeinflusst.

Sektionen der Tagung könnten sein:
1. Systematisierung in den Zuschreibungsmethoden
2. Werkverzeichnisse innerhalb der Digital Humanities
3. Neue Erkenntnisse durch naturwissenschaftlich gestützte Materialuntersuchungen
4. Werkverzeichnisse und Provenienzforschung

Um Einsendungen von Abstracts (bitte höchstens 3.000 Zeichen mit Leerzeichen) per Email wird bis zum 15. Juni 2017 gebeten an: tremplerbildakt.de

Reference:
CFP: Zur Aktualität von Werkverzeichnissen (Greifswald, 17-19 Sept 15). In: ArtHist.net, Jun 1, 2015 (accessed May 17, 2024), <https://arthist.net/archive/10458>.

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