Das Museum als Ende der Kunst. Vom Wesen der Kunst im Zeitalter des Museums.
Veranstalter:
Bruno Haas, TU Dresden
Pirmin Stekeler-Weithofer, Universität Leipzig
SKD
Argument:
Die Bildsäulen sind nun Leichname, denen die belebende Seele, so wie die Hymne Worte, deren Glauben entflohen ißt; die Tische der Götter ohne geißtige Speise und Trank, und aus seinen Spielen und Feßten kommt dem Bewußstseyn nicht die freudige Einheit seiner mit dem Wesen zurußck. Den Werken der Muse fehlt die Krafft des Geißtes, dem aus der Zermalmung der Götter und Menschen die Gewißsheit seiner selbßt hervorging. Sie sind nun das, was ßie fußr uns sind, — vom Baume gebrochne schöne Frußchte, ein freundliches Schicksal reichte sie uns dar, wie ein Mädchen jene Frußchte präsentirt; es gibt nicht das wirkliche Leben ihres Daseyus, nicht den Baum, der sie trug, nicht die Erde und die Elemente, die ihre Subßtanz, noch das Klima, das ihre Beßtimmtheit ausmachte; oder den Wechsel der Iahreszeiten, die den Proceßs ihres Werdens beherrschten. — So gibt das Schicksal uns mit den Werken jener Kunßt, nicht ihre Welt, nicht den Frußhling und Sommer des sittlichen Lebens, worin sie blußhten und reifften, sondern allein die eingehußllte Erinnerung dieser Wirklichkeit. — Unser Thun in ihrem Genußße ißt daher nicht das gottesdienßtliche, wodurch unserem Bewußstseyn seine vollkommne es ausfußllende Wahrheit wußrde, sondern es ißt das äußßerliche Thun, das von diesen Frußchten etwa Regen- tropfen oder Stäubchen abwischt, und an die Stelle der innern Elemente der umgebenden, erzeugenden und begeißtenden Wirklichkeit des Sittlichen, das weitläufige Gerußßte der todten Elemente ihrer äußßerlichen Exißtenz, der Sprache, des Geschichtlichen u.s.f. errichtet, nicht um sich in sie hinein zu leben, sondern nur um sie in sich vorzußtellen. Aber wie das Mädchen, das die gepflußckten Frußchte darreicht, mehr ißt, als die in ihre Bedingungen und Elemente, den Baum, Lufft, Licht u. s. f. aus-gebreitete Natur derselben, welche sie unmittelbar darbot, indem es auf eine höhere Weise dißs alles in den Strahl des selbßtbewußsten Auges und der dar-reichenden Gebehrde zusammenfaßst, so ißt der Geißt des Schicksals, der uns jene Kunßtwerke darbietet, mehr als das sittliche Leben und Wirklichkeit jenes Volkes, denn er ißt die Erinnerung des in ihnen noch veräußßerten Geißtes, — er ißt der Geißt des tragischen Schicksals, das alle jene individuelle Götter und Attribute der Subßtanz in das Eine Pantheon versammelt, in den seiner als Geißt selbßtbewußsten Geißt.
– Georg Wilhelm Friedrich Hegel, 1807-
PROGRAMM
Mittwoch 15.02.2017
13:45
Begrüßung:
Marion Ackermann
14.00
Bruno Haas,
Einführung
14:30
Pirmin Stekeler-Weithofer,
Epochen des absoluten Geistes: Hegel und das Ende der zivilreligiösen Funktion der Kunst
15:30
Pause
16:00
Die Institution der Ewigkeit: ein Gespräch mit Hartwig Fischer
17:15
Vladimir Safatle,
Should the Museum be a Space of ‘Encounters’?
19:30
Abendessen
Donnerstag 16.02.2017
09:30
Andreas Arndt,
Kunst, Religion und Philosophie nach ihrem Ende
10:45
Bruno Haas, Schutz
12:00
Mittagessen
13:30
Peter Osborne,
Archive as Afterlife and Life of Art
14:45
Denis Thouard,
Muss die Kunst im Museum enden? Ein Spaziergang
16:00
Pause
16:30
Thomas Le Gouge,
Medienmuseologie
19:30
Abendessen
Freitag 17.02.2017
09:30
François Ottmann,
Das Ende der Kunst als Wesen der Kritik
10:45
Henrik Karge,
Globalität im 19. Jahrhundert. Zum Wechselverhältnis von Kunstgeschichte und Museum.
12:00
Mittagessen
13:30
Karl-Siegbert Rehberg,
Museum – ein überlastetes “Jüngstes Gericht”?
15:00
Albertinum, Welche Arbeit am Werk?
(Versuch einer gemeinsamen Auseinandersetzung. Moderation: Bruno Haas)
Quellennachweis:
CONF: Vom Wesen der Kunst im Zeitalter des Museums (Dresden, 15-17 Feb 17). In: ArtHist.net, 05.02.2017. Letzter Zugriff 26.04.2024. <https://arthist.net/archive/14692>.