CFP 13.10.2015

Bild, Sprache und Architektur. Hans Koepf (Stuttgart, 13 May 16)

Stuttgart, Hochschule für Technik, 13.05.2016
Eingabeschluss : 22.11.2015

Prof. Dr.-Ing. Elke Sohn, Prof. Dr.-Ing. Marina Döring-Williams, PD Dr.-Ing. Kerstin Renz, agentur für angewandte architekturgeschichte

Bild, Sprache und Architektur.
Hans Koepf und die Erziehung zur Anschaulichkeit

Eine Tagung in Kooperation von
Hochschule für Technik Stuttgart, Fakultät Architektur und Gestaltung (Prof. Dr.-Ing. Elke Sohn)
Universität Stuttgart, Institut für Architekturgeschichte (PD Dr.-Ing. Kerstin Renz)
Technische Universität Wien, Institut für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege (Prof. Dr.-Ing. Marina Döring-Williams)
Ort: Hochschule für Technik Stuttgart, Aula
Termin: Freitag, 13. Mai 2016

„Kaufen Sie sich den Koepf“ – diesen Satz haben Generationen von Architekten und Kunsthistorikern in ihren baugeschichtlichen Vorlesungen gehört und bekommen ihn auch heute noch zu hören.
Der Kunsthistoriker, Hochschullehrer und Buchautor Hans Koepf (1916-1994) hatte das bis heute mehrfach neu aufgelegte „Bildwörterbuch der Architektur“ im Jahr 1968 verfasst. Als Nachschlagewerk und Lehrbuch zum Standardwerk geworden, von Günther Binding weitergeführt und ins Englische, Französische, Italienische und Spanische übersetzt, entstand es in einer Zeit politischer Umbrüche, in der die Gewissheiten von Architektur und Stadtplanung schwanden und die Planer in neue Begriffs- und Diskursebenen katapultiert wurden. Das Koepf‘sche Bildwörterbuch bot Verbindlichkeiten an, während allenthalben schon vom Identitätsverlust der Stadt die Rede war und die Verlusterfahrung der historischen Substanz zur Alltagserfahrung wurde. Dabei bot „der Koepf“ weit mehr als nur einen Thesaurus der Architekturbeschreibung, sondern gab das Versprechen von kanonischen Verbindlichkeiten in Architektur und Architektursprache und steckte die Grenzen architektonischer Kulturräume ab. Den anhaltenden Erfolg des Buches als Lehrbuch in der Architektenausbildung gilt es zu hinterfragen und vor dem Hintergrund der Fachsprache seit den 1970er Jahren, dem Hype der Bauprogrammierung, der hypertrophen Normierung und neuer modularer Systembauweisen neu zu interpretieren.

Die Erziehung zur Anschaulichkeit und die Idee von der Stadt als Bild spielten in Koepfs Lehrverständnis eine große Rolle: Als Ordinarius für Baugeschichte und Denkmalpflege an der TU Wien (1962-1986) leitete er u.a. große Bauaufnahme-Aktionen in über einhundert Städten Österreichs. Die Aufmaß-Aktionen und Dokumentationen von Straßen- und Platzprospekten demonstrierten ein Festhalten an der Bildhaftigkeit der Architektur. Überzeugt von der Existenz einer planbaren „Stadtbaukunst“ versuchte er, Einfluss auf die Architekturlehre und die Baupolitik zu nehmen. Fest im Theoriediskurs der 1930er Jahre verhaftet, bezog er sich dabei auf seinen Lehrer Heinz Wetzel an der damaligen TH Stuttgart („Stuttgarter Schule“), der die Kunst des städtebaulichen Entwerfens und das „Beschauen und Durchwandern“ bestehender, historischer Stadtbilder für elementar hielt.

Koepfs Widerstand gegen „Uniformität“ und einen „falsch verstandenen Funktionalismus“ in Architektur und Städtebau der 1960er Jahre stand nicht isoliert da. Ansätze, Architektur und Stadtgestaltung als autonome künstlerische Disziplinen mit eigener, geschichtlich gewachsener Struktur- und Symbolwelt zu betonen, gab es in diesen und den folgenden Jahren zur Genüge – ob nun in einer Analogen Architektur, wie sie vor dem Hintergrund der italienischen Debatte zunächst durch Aldo Rossi geprägt, in Entwürfen der Tendenza und dem Theorem „Altneu“ (Miroslav Sik) ihren Wiederhall fanden oder dem Ruf nach Stadtreparatur folgten (Rob Krier). Den Sprachwissenschaften wurden Begriffe für den Entwurfsprozess entlehnt, etwa im Theorem einer von Metaphern geleiteten Architektur (Oswald Mathias Ungers), die den architektonischen Entwurfsprozess als eine Suche nach Ähnlichkeit und bildhaftem Ausdruck betonte. Die kommunikativen Aufgaben von Architektur wurden diskutiert. Auch gegenwärtig zeigt sich ein Entwurfsverständnis als tragfähig, das nicht bloß von Funktion, Bauprogramm oder Theorie der Gestalt abzuleiten sucht, sondern sich zudem den anschaulichen architektur- und stadtimmanenten Verweisen widmet.

Die Auseinandersetzung und Dokumentation mit den aus der Historie erwachsenden Bildern in Architektur und Stadt und die Pflege einer explizit geschichtsbezogenen Begriffswelt, das waren für Hans Koepf die Parameter, die Gegenwart und Zukunft der Architektur bestimmen sollten. In 2016 jährt sich sein Geburtstag zum 100. Mal. Aus diesem Anlass wird die Tagung nach der Aktualität einer Erziehung zur Anschaulichkeit fragen. Tagungsort ist mit der Hochschule für Technik in Stuttgart eine langjährige Wirkungsstätte Koepfs.
Aufgerufen sind Fachbeiträge aus unterschiedlichsten Disziplinen, die dem Wechselspiel von Bild, Sprache und Architektur nachspüren:
- im Werk und (Nach-)Wirken von Hans Koepf
- in den Theorien zu Architektur und Stadt der 1960er und 1970er Jahre
- in der heutigen Ausbildung von Architekten und Stadtplanern

Bitte senden Sie Ihr Exposé mit kleinem CV bis zum 22. November 2015 an:
elke.sohnhft-stuttgart.de CC: kerstin.renzifag.uni-stuttgart.de
CC: marina.doering-williamstuwien.ac.at

Quellennachweis:
CFP: Bild, Sprache und Architektur. Hans Koepf (Stuttgart, 13 May 16). In: ArtHist.net, 13.10.2015. Letzter Zugriff 29.03.2024. <https://arthist.net/archive/11236>.

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