CFP 03.09.2015

Images as Agents (Kiel, 28-30 Jan 16)

Muthesius Kunsthochschule, Kiel, 28.–30.01.2016
Eingabeschluss : 31.10.2015

Prof. Dr. Christiane Kruse

[English version below]

Symposium der Muthesius Kunsthochschschule Kiel
Handeln mit Bildern: Bildpraxen des Politischen in historischen und globalen Kulturen

Ort: Kesselhaus der Muthesius Kunsthochschule Kiel
Termin: 28.1.-30.1.2016

Leitung: Prof. Dr. Christiane Kruse, Muthesius Kunsthochschule Kiel,
Prof. Dr. Birgit Mersmann, Jacobs University Bremen/Universität Basel, Eikones

In den globalen Kulturen werden Bilder zunehmend mit politischen und religiösen Inhalten aufgeladen, um nicht nur persönliche Emotionen, öffentliche Debatten und neue Ideologien zu erzeugen, sondern auch Handlungen auszulösen und zu konkreten Aktionen zu motivieren. Bilder fungieren als Kulturagenten des Politischen und des Religiösen mit weltumspannendem Interaktionsradius und weitreichenden gesellschaftlichen Konsequenzen. Der von dänischen Karikaturisten provozierte „Karikaturenstreit“ und die Exekution von Mitgliedern der Redaktion von Charlie Hebdo durch Islamistische Terroristen sind die derzeit prominentesten Beispiele einer zeitgenössischen politisch-religiös motivierten Bildpraxis.

Zeitgenössische Kunst interveniert mit eigenen Strategien und Zielen im politischen Raum, um Machtverhältnisse zu stören und selbst politische Handlungsaktivität zu erwirken, wie es etwa das Rwanda Healing Project von Lily Yeh oder die sozialen und politischen Stadtprojekte des kolumbianischen Künstlerkollektivs Colectivo Cambalache zeigen. In historischen Bildkulturen haben politisch und religiös motivierte Bildpraxen eine lange Tradition, beispielsweise in der Grab- oder Denkmalkultur. Bildpropaganda als Instrument der Herrschaft findet sich in historischen wie modernen Kulturen. Die Tagung widmet sich ausdrücklich nicht Ikonoklasmus und Bildvernichtung. Erwünscht sind Vorträge, die das Handeln mit Bildern ins Zentrum der überlegungen stellen.

Die zu beobachtende Dynamik zwischen globaler Integration und lokaler Diversifizierung als Prozess der Transkulturalisierung von historischen und zeitgenössischen politischen, religiösen und medialen Bildkulturen befördert diese Entwicklung in Richtung eines performativen Bildhandelns als Bildaktivismus. Sie verlangt nach einer historischen wie gegenwärtigen bildkulturwissenschaftlichen Aufarbeitung, welche die bisherigen, meist getrennt verlaufenden bildwissenschaftlichen und kulturwissenschaftlichen Forschungsansätze konzeptionell übersteigt und eine globale, transkulturelle Perspektive miteinschließt.

Das Symposium verfolgt zwei Ziele. Zum einen soll die Grundlage für eine neu zu formulierende Theorie und Methode der ,Bildpraxeologie‘ (Mersmann 2004) des Politischen als Teilgebiet einer Bildkulturwissenschaft geschaffen werden, die historische und zeitgenössische globale Kulturen erforscht. Begreift man Kultur in Anlehnung an Bourdieu (1972) und Frows (1995) als gesellschaftspraktische Lebensform, dann lassen sich Bildkulturen als Gesamtheit der bildlichen (Re)Präsentationsformen und Bildhandlungen bestimmen, durch die eine Kultur ihre gesellschaftliche und politische Wirklichkeit konstruiert und verändert. Die Erforschung historischer und zeitgenössischer globaler Bildkulturen bedingt entsprechend, die Frage nach dem ,Imagineering‘ (Holert 2000) als den sichtbaren und unsichtbaren Praxen des politischen, einschließlich religiösen Bildhandelns neu aus einer integrierten bildkultur- und bildmedienwissenschaftlichen Perspektive zu stellen.

Als zweites Ziel des Symposiums sollen die unter einzelkulturellen Aspekten konzipierten Vorträge in den Sektionen (s. unten I-IV) eine transkulturelle Bildforschung und damit den Kulturvergleich ermöglichen.
Eine Bildpraxeologie des Politischen bedenkt die bedeutende Rolle, die Bilder in der Wahrnehmung der Kulturen haben, und eröffnet damit den Kulturwissenschaften eine geopolitische Horizonterweiterung. Eine grenzüberschreitend arbeitende Bildkulturwissenschaft wird die Vielfalt der Bildkulturen einerseits und die Alterität bzw. Fremdheit der Bildkulturen andererseits in den Blick nehmen, um Prozesse der übermittlungen, Verflechtungen, Durchdringungen, Umformungen und Abgrenzungen zu erforschen.

Folgende Themen und Fragestellungen sollen anhand historischer und zeitgenössischer Beispiele aus den globalen Bildkulturen auf der Konferenz diskutiert werden:

I
Bilder und Gegenbilder der Macht. Welche Bildgattungen werden/wurden als Agenten des Politischen/Religiösen instrumentalisiert? Wie können Bilder für politische/religiöse Zwecke instrumentalisiert werden? Wie kann Macht und Herrschaft durch Bilder produziert bzw. destabilisiert werden? Welche politischen Ziele können mit Bildern erreicht bzw. durchgesetzt werden? Welche Rolle spielen Bilder, die im Kunstkontext entstehen, bei der Produktion und Ausübung von Macht?

II
Bildsprache der Propaganda. Mit welcher Bildsprache erfolgt die politisch/religiös motivierte Selbstdarstellung und Selbstinszenierung in historischen und in zeitgenössischen globalen Kulturen? Aus welchen bildkulturellen Teilbereichen stammt die Bildsprache, die für politische/religiöse Ziele instrumentalisiert wird?

III
Bildmedien des Politischen. Welcher Bildmedien bedient sich das Politische (z.B. Massenmedien/Kunst; analog/digital) für welche spezifischen Zwecke? Welche Rolle spielt die Kunst als Bildmedium des Politischen/Religiösen?

IV
Bildästhetiken des Politischen. Welche ästhetiken und Vorbilder wählt sich das Politische/Religöse in historischen und zeitgenössischen Kulturen für die Erreichung seiner Ziele?

Erwünscht sind ca. 30-minütige Beiträge, die mit prägnanten Beispielen aus historischen oder zeitgenössischen globalen Bildkulturen ein unter I-IV genanntes Thema auch theoretisch und/oder methodisch eine ‚Bildpraxeologie des Politischen‘ erschließt.

Ein 1-2-seitiges Exposée wird bis zum 31.10.2015 erbeten: krusemuthesius.de.
Die Muthesius Kunsthochschule übernimmt Fahrt- und übernachtungskosten zu den üblichen Bedingungen.

--

International Symposium at the Muthesius University in Kiel, Germany
Images as Agents. Iconic Political Practices in Historical and Global Cultures

Place: Kesselhaus, Muthesius Art and Design School, Kiel, Germany Date: January 28-30, 2016

Concept and Organization:
Prof. Dr. Christiane Kruse, Muthesius Art and Design School, Kiel, Germany
Prof. Dr. Birgit Mersmann, Jacobs University Bremen, Germany/University of Basel, Eikones, Switzerland

In global visual cultures, images become increasingly charged with political and religious messages. This happens not only for provoking personal emotions, public debates, and new ideologies, but also for triggering a call to action. Images function as political and cultural agents on a global level of interaction with far-reaching consequences for society. The “Cartoon Dispute” caused by Danish caricaturists, and the execution of members of the editorial team of Charlie Hebdo by Islamist terrorists are the most prominent current examples for politically and religiously motivated contemporary image conflicts.

Contemporary art intervenes with its own strategies and goals in the public space in order to challenge existing power relations and gain political agency. These goals are manifested in an exemplary manner by the Rwanda Healing Project by Lily Yeh or the social and political urban projects of the Columbian artist collective Colectivo Cambalache. In historical visual cultures, politically and religiously motivated image practices have a long-standing tradition, for instance in grave rituals and memorial cultures. Image propaganda as an instrument of political governance and religious rule is characteristic for both historical and modern cultures. This conference is explicitly not dealing with practices of iconoclasm. We especially encourage contributions which focus their considerations on aspects of “images as agents”.

The observable dynamics between global integration and local diversification as a process of transculturalization of historical and contemporary political, religious and media-specific image cultures supports this tendency towards performative image acting as image activism. It calls for a historical and contemporary image-cultural reassessment which conceptually transcends the existent, to a large extent still unrelated approaches of image studies and the study of culture/Kulturwissenschaften also involving a global, transcultural perspective.

The symposium pursues two major goals. Firstly, it aims at creating the foundation for a newly defined theory and method of a political “image praxeology“ (Mersmann 2004) as a particular subfield of image-cultural studies focused on historical and contemporary global cultures. If culture in its generic form is understood as a practice of social life (cp. Bourdieu 1972 and Frows 1995), then image cultures can be conceived of as the entirety of visual (re)presentations and related image actions by which a culture constructs and transforms its societal and political reality. Accordingly, the exploration of historical and contemporary global image cultures requires addressing the imagineering (Holert 2000) as the visible and invisible practices of political, including religious image constructions from an integrated perspective of image-cultural and visual media studies.

The second aim of the symposium is to enable a comparative, including transcultural study of images that sheds light on their roles as agents in global cultural contexts. Since images have a huge impact on the perception and evaluation of cultures, a political image praxeology can help to geopolitically extend and sharpen the research horizon of the study of culture/Kulturwissenschaften. By exploring the diversity and alterity of image cultures, cross-cultural image studies can reveal processes of transmissions, entanglements, hybridizations, transformations, and also new demarcation lines.

On the basis of historical and contemporary examples taken from global images cultures, the conference will discuss the following topics and issues:

I
Images and Counter-Images of Power: Which image genres are/were instrumentalized as political/religious agents? How are they employed for political/religious purposes? How is power and governance produced or destabilized by images? Which political goals can be attained and enforced through images? What role do art-born images play in constructing and exercising power?

II
Visual Language of Image Propaganda. What are the visual means and image practices used for political, including sacred self-representation and self-performance in historical and contemporary global cultures? From which image-cultural areas is the visual language for the political and religious image propaganda derived?

III
Visual Media of the Political: Which types of visual media (mass media – fine art; analogue – digital media) are used in the political realm for which specific strategies and purposes? What role do the fine arts play as a visual medium for political and religious messaging?

IV
Image Aesthetics of the Political: What aesthetic principles and models are applied by political regimes in historical and contemporary cultures in order to reach their goals?

We call for contributions to the above mentioned themes (I-IV) that are based on enlightening case studies from historical and contemporary global cultures and deal with a political image praxeology from a theoretical and/or methodological perspective.

Please send your proposal (max. 300 words) to krusemuthesius.de by October 31, 2015. The Muthesius University pays for travel and accomodation costs according to usual conditions.

Quellennachweis:
CFP: Images as Agents (Kiel, 28-30 Jan 16). In: ArtHist.net, 03.09.2015. Letzter Zugriff 28.03.2024. <https://arthist.net/archive/10870>.

^