CFP 27.01.2021

Sammelband: Hedonistische Askese

Eingabeschluss : 31.03.2021

Roger Fornoff

Beitragsaufruf zum Sammelband:

Hedonistische Askese. Neuverhandlungen von Konsum und Sinn im 21. Jahrhundert

Mit Beginn des 21. Jahrhunderts verdichten sich die ökologischen und ökonomischen Krisen-zeichen: Ob Klimawandel, Konsumismus, Turbokapitalismus, Mobilitätszwang, Pandemie oder zunehmender Stress – alle diese Phänomene scheinen in ihrer Akkumulation eine historische Zäsur zu markieren, in der die Zukunft unserer Zivilisation selbst auf dem Spiel steht. Vor diesem Hintergrund sind in den letzten Jahren eine Vielzahl von Trends und Gegentrends entstanden, die in ganz unterschiedlicher Weise auf diese tiefgreifenden ökologischen und ökonomischen Krisenerfahrungen reagieren. Charakteristisch für diese Entwicklungen ist, dass sie nicht primär als theoretische oder philosophisch ausformulierte Kritik an der Naturzerstörung und den seelischen Verwüstungen unserer gegenwärtigen Wirtschaftsweise in Erscheinung treten, sondern in Form von konkreten Praktiken und Gegenpraktiken. Sichtbar werden dabei neue Formen einer eudämonistischen Lebensgestaltung, die im Zuge einer Abkehr von äußerlichen Zielen wie Erfolg, Karriere oder materiellem Wohlstand vor allem auf die Erweiterung innerer Räume und die Rückgewinnung von existentiellem Sinn gerichtet sind.

Auch in der Kunst des neuen Millenniums spiegeln sich entsprechende sozial- und konsumkritische Tendenzen, welche das Kunstobjekt als fixierten Gegenstand und als kapitalistische Wertanlage unterwandern und aktiv ins Immaterielle überführen: Zu nennen sind hier u.a. Werke von Banksy, deren Aufscheinen und Verklingen bewusst gesetzt wird, wobei die Persona des Künstlers vollkommen zurücktritt. Ähnliches gilt für Marina Abramovics „The Artist is Present“-Projekt, in welchem keine geplante Performance mehr zur Aufführung gelangt, sondern nurmehr die reine Präsenz als Stimulans einer zugleich introspektiven wie materialkritischen Perspektive wirkt.

Der geplante Band soll die Vielfalt dieser neuen und widerständigen Lebenspraktiken in ihren (psycho-)sozialen, kulturellen, ökonomischen und ästhetischen Aspekten beleuchten und ihre wachsende gesellschaftliche Relevanz verdeutlichen. Wir freuen uns auf wissenschaftliche Beiträge und Essays aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen u.a. zu folgenden Trends und Gegentrends:

- Nature Writing; Aktuelle Kunst (Banksy, Marina Abramovic: “The Artist is Present“ u.a.)
- Yoga; Meditation; Pilgern
- Achtsamkeit; Entschleunigung
- Müßiggang; Tauschkultur; Grundeinkommen
- Veganismus
- Stadtflucht; Landmagazine; Urban- und Guerilla Gardening
- Virtualität
- Frugalismus; Minimalismus; Simplyfying (Tiny House Movement, Bioarchitektur, Downsizing, Aufräumen)

Abstracts von ca. 300 Wörtern (+ kurzen biographischen Angaben) können bis zum 31.03.2021 bei den Herausgeber:innen eingereicht werden. Der geplante Sammelband wird voraussichtlich im Herbst 2022 im Wehrhahn-Verlag erscheinen.

Dr. Branka Schaller-Fornoff (zfornoffweb.de); PD Dr. Roger Fornoff (fornoffgmx.de)

Quellennachweis:
CFP: Sammelband: Hedonistische Askese. In: ArtHist.net, 27.01.2021. Letzter Zugriff 29.03.2024. <https://arthist.net/archive/33265>.

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