CONF 16.05.2012

Die Erfindung des Publikums (München, 05 Jun 12)

München, CAS LMU, 05.06.2012

Urte Krass

Die Erfindung des Publikums – oder das Auftreten des Dritten im Bilde

Workshop am Center for Advanced Studies in München, 5. Juni 2012

Organisation: Beate Fricke (UC Berkeley) und Urte Krass (LMU München)

Seit der Zeit um 1300 tauchen in Bildern zunehmend Figuren auf, die an einem dargestellten Ereignis partizipieren, die man jedoch nicht mit Namen benennen kann. Sie sind für das Rezeptionserlebnis des außerbildlichen Publikums relevant und zeugen von einem Wandel im Verhältnis der BetrachterInnen vor dem Bild nicht nur zur Darstellung selbst, sondern auch überhaupt zu Bildern und ihrer Rolle als Vermittler zwischen Zeiten, Personen und Inhalten. Auf den sogenannten „volkreichen“ Kalvarienbergen schart sich Publikum um Maria, die Apostel, Longinus und die Schergen; auf Kanzelreliefs richten Einzelpersonen ihren Blick auf den Betrachter; bei Duccio und Giotto folgen Trauernde dem Sarkophag der toten Maria. Während es zuvor bereits zwar die „anderen“ gab, z.B. als Gruppen von Fremden, Armen, Kranken, Andersgläubigen oder Feinden, gehören die Figuren, die nun zuschauen, dabeistehen und mehr oder weniger aktiv am dargestellten Geschehen partizipieren, der Gemeinschaft des Protagonisten an. Inwieweit lässt die Erweiterung des Personals, das die Protagonisten begleitet, Rückschlüsse auf veränderte Bedingungen in der Welt außerhalb des Bildes zu? Diese Figuren fördern nicht nur die Aufmerksamkeit für das Ereignis im Bild und vermitteln, ja überbrücken Zeitdifferenzen, sie fordern auch selbst Aufmerksamkeit ein.

Im Rahmen eines eintägigen Workshops möchten wir diese Veränderung aus der Perspektive des westlichen Mittelalters, der byzantinischen Kunst und der islamischen Kunst auch mit Blick auf seine Vor- und Nachgeschichte diskutieren. Inhaltlich erwarten wir von der gleichzeitig interdisziplinären und transkulturellen Perspektive einen innovativen Zugang zu einem von der Kunstgeschichte bisher noch vernachlässigten Problemfeld.

Programm

9-9.30

Begrüßung und Einführung (Beate Fricke/Urte Krass)

9.30-10.30

Annette Haug (LMU München, Institut für klassische Archäologie)

„Das Auge und der Blick. Zum Auftreten von Zuschauern in der
griechischen Bilderwelt“

10.30-11.30

Andrew Griebeler (UC Berkeley)

„Crowds and Audiences on the Walls of St. Clement, Ohrid“

11.30-12.30

Henrike Haug (TU Berlin, Institut für Kunstwissenschaft und historische Urbanistik)

„Anteilnahme. Trauernde Begleiter an burgundischen und anderen Grabmälern“

12.30-14.00 Mittagspause

14.00-15.00

Andrea Lermer (LMU München, Institut für Kunstgeschichte)

„Öffentlicher Raum und Publikum in den Illustrationen der Maqâmât al-Hariris im 13. und 14. Jahrhundert“

15.00-16.00

Christiane Hille (LMU München, Institut für Kunstgeschichte)

„Outside or Inside is a Point of View: Überlegungen zur territorialen Natur des
Bildumfelds“

16.00-16.30 Kaffeepause

16.30-17.30

Alberto Saviello (FU Berlin, Kunsthistorisches Institut)

„Die Figur des innerbildlichen Betrachters in der persischen Buchmalerei“

17.30-18.30

Christopher Wood (Yale University / Wien, IFK)

„Statist und Komparse“

anschließend Apèro

(Wegen der begrenzten Anzahl von Sitzplätzen wird um vorherige Anmeldung gebeten.)

Quellennachweis:
CONF: Die Erfindung des Publikums (München, 05 Jun 12). In: ArtHist.net, 16.05.2012. Letzter Zugriff 25.04.2024. <https://arthist.net/archive/3287>.

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