CFP 18.10.2002

OriginalKopie. Praktiken des Sekundaeren (Koeln, 22.-24.5.03)

Brigitte Weingart

CALL FOR PAPERS

OriginalKopie. Praktiken des Sekundaeren

Konferenz des Kulturwissenschaftlichen Forschungskollegs
"Medien und kulturelle Kommunikation" (SFB/FK 427)
Universitaet zu Koeln, 22./23./24.5.2003

Mit der Aenderung des Urheberrechts sollen neben Problemen der Autorschaft und
der Zugangsberechtigung auch Praktiken des Kopierens und Zitierens
medienuebergreifend und dem (digitalen) State of the Art entsprechend geregelt
werden. Einwaende gegen eine solche Massnahme gehen haeufig von der
Feststellung
aus, die Grenze zwischen Original und Kopie sei laengst gefallen, man befaende
sich ohnehin immer schon 'im Zitat'. Dem wuerde in der gegenwaertigen Debatte
ueber Performativitaet und Wiederholung, wie sie seit den 1990er Jahren in den
Kulturwissenschaften gefuehrt wird, wohl kaum widersprochen. Und doch ist
gerade
hier haeufig zu beobachten, dass die entsprechenden Ansaetze mit Kategorien von
Authentizitaet und Originalitaet operieren – etwa der Annahme einer Integritaet
des Zeichens, die das Maeandern
durch die Kontexte und Medien unbeschadet uebersteht, oder der Vorstellung
eines
Koerpers, dessen unwillkuerliches Agieren zur Instanz fuer Unwiederholbarkeit
wird.

Die Konferenz setzt bei dem Vorschlag an, die Perspektive auf die kultur-
und medienspezifischen Normen und Konventionen von Aneignung und Verfremdung zu
lenken, wie sie in Zitierpraktiken am Werk sind: Wie wird das, was jeweils als
'Identisches' gilt, bestimmt und definiert? Wie wird es
legitimiert und autorisiert? Gibt es kulturelle Praktiken, die nicht auf die
Unterscheidungen zwischen Primaerem und Sekundaerem, Original und Kopie,
Ereignis und Wiederholung setzen, die diese Oppositionen unterlaufen? Inwiefern
haben Wiederholungsstrukturen wie Rekurrenz, Serie oder Rhythmus eine
kohaerenzstiftende Funktion – sei es fuer einzelne Texte oder fuer ganze
Kulturen? Nach welchen Kriterien werden die Kontexte konstruiert, innerhalb
derer ein Anspruch auf 'Originalitaet' oder 'Eigentum' ueberhaupt geltend zu
machen ist? Und welche Rolle spielen die lokalen Bedingungen von
Aneignungsprozessen, wenn Produkte und Produktionsverfahren global zirkulieren?

Ausgehend von der medienhistorischen Zaesur digitaler Reproduzierbarkeit im 20.
Jahrhundert will die Konferenz aus juristischer, oekonomischer,
aesthetischer und semiotischer Perspektive die Kultur- und Medienabhaengigkeit
von "Praktiken des Sekundaeren" untersuchen. Gefragt sind ebenso konzeptionelle
wie materialbezogene Beitraege zu medialen Verfahren wie Zitat, Wiederholung,
Paraphrase, Imitation, Kopie, die auf den Status des Vorgefundenen, des
Nicht-Authentischen, des Abgeleiteten setzen – oder aber derartige
Zuschreibungen gezielt problematisieren. Denkbare Materialfelder waeren etwa
Sampling, Remix und Coverversionen in der Pop-Musik, Bild-Zitate, filmische
Remakes, Gesten- und Gebaerdenzitationen, elektronische Textverarbeitung
(Copy-and-Paste), multimediale Zitier- und Kopiertechniken im Internet,
narrative und dialogische Iterationsverfahren sowie nicht zuletzt die
wissenschaftliche Praxis – von der Frage nach dem Verhaeltnis von Zitat und
'Eigenleistung' bis zu jener des Selbstzitats.

Abstracts (maximal 3000 Zeichen) fuer 30minuetige Vortraege werden bis zum
6.12.2002 an folgende Adresse erbeten:

Kulturwissenschaftliches Forschungskolleg "Medien und kulturelle
Kommunikation"
SFB/FK 427 – Universitaet zu Koeln – Bernhard-Feilchenfeld-Str. 11 – D-50969
Koeln
http://www.uni-koeln.de/inter-fak/fk-427
E-Mail: fk-427uni-koeln.de (Betreff: OriginalKopie)

Rueckmeldung erfolgt im Januar 2003.

Fragen bitte an Brigitte Weingart <fk-427uni-koeln.de>

Quellennachweis:
CFP: OriginalKopie. Praktiken des Sekundaeren (Koeln, 22.-24.5.03). In: ArtHist.net, 18.10.2002. Letzter Zugriff 29.03.2024. <https://arthist.net/archive/25233>.

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