CFP 19.09.2002

Int. Bauhaus-Kolloquium Weimar (24.-27.4.03)

Christiane Wolf

Bauhaus-Universitaet Weimar
9. Internationales Bauhaus-Kolloquium Weimar
24.-27. April 2003

Medium Architektur

Call for Papers
Einsendeschluss: 1. November 2002

Das Bauhaus-Kolloquium ist eine internationale Konferenz, die seit 1976
regelmaessig in Weimar stattfindet. Ziel dieses interdisziplinaeren Forums
ist es, wesentliche Fragestellungen der zeitgenoessischen Architektur zu
diskutieren. Das 9. Internationale Bauhaus-Kolloquium wird an vier Tagen die
unten beschriebenen Schwerpunkte zum Thema Medium Architektur untersuchen. In
Nachmittagsplenen werden Wissenschaftler von internationalem Renommee
Vortraege halten. An den Vormittagen sind thematisch entsprechende Workshops
fuer Nachwuchswissenschaftler und Doktoranden vorgesehen. Fuer diesen Teil
bitten wir mit dem Call for Papers um Bewerbungen.

Das 9. Internationale Bauhaus-Kolloquium untersucht die Frage, ob und wie
Architektur als Medium und als Sprache unter den gegenwaertigen kulturellen,
sozialen, technologischen und oekonomischen Bedingungen funktioniert. Haben
wir es also jetzt, nach einer Architektur als Zeichen ­ Postmoderne ­ und
einer Architektur als Text ­ Dekonstruktion ­ mit einer Architektur als
Medium ­ Konstruktion, Repraesentation und Simulation ­ zu tun?
Als Medien verstehen wir all jene Instrumentarien, Techniken, Symboliken, die
das Substrat des Austauschs bilden: Schrift, Bild, Zahl, Film, Fernsehen,
Internet etc. Ist Architektur, die quasi unbewusst als Vehikel des Blicks,
der Mitteilung und des Verhaltens fungiert, nicht der Inbegriff eines
Mediums?
Kann oder soll sich nun der architektonische Diskurs raeuberisch gegenueber
einer sich gerade etablierenden Medientheorie verhalten? Ja, denn die
Medientheorie stellt aktuelle Verstehensmodelle zur Zirkulation von
Information, zur Simulation, zur Virtualitaet etc. bereit. Nein, angesichts
der Gefahr blosser Analogien. Eine Medientheorie der Architektur muss
natuerlich anders verfahren als eine des Kinos, des Fernsehen, der
Telegrafie, des Buches. Um vom Eigenen der Architektur her zu denken, von der
Verraeumlichung der Gesellschaft, sollten wir von einer Theorie der
Architektur als Medium oder von einer Theorie der Medien der Architektur
sprechen.

1. Workshop: Sprache der Architektur - Architektonischer Diskurs

Was sind die Formen der Vermittlung, die den Austausch zwischen der nicht
diskursiven und der diskursiven Praxis der Architektur bestimmen?
Diskussionsleitung: Adrian Forty (University College London, The Bartlett
School of Architecture)
Organisation: Tilo Amhoff

Wird ein Gebaeude erst zu Architektur, wenn es nicht nur im physischen Raum
der Umwelt, sondern auch im Raum des Diskurses praesent ist? Der Diskurs kann
dann vielleicht als das Medium verstanden werden, in dem Architektur
produziert wird. Wie und warum wird Architektur als eine eigentlich physische
Praxis zu Sprache, Bild oder Schrift innerhalb eines bestimmten Diskurses?
Ist die Architektur selbst ein kognitiver Prozess und kann sie die Welt
selbstaendig interpretieren?

2. Workshop : Medium Raum - Wahrnehmungsmaschine und Koerpertechnik

Wie funktioniert Architektur als ein Dazwischen, als Mittleres, als
Vermittler? Diskussionsleitung: Joan Ockman (Columbia University, New York)
Organisation: Karin Jaschke

Das Medium, durch das Architektur wirksam wird, ist der Raum. Er bildet die
primaere Wirklichkeitsschicht, jene der nicht diskursiven Praxis der
Architektur. Hier, im Gehaeuse des Raumes, tritt am klarsten hervor, dass
Architektur Wirklichkeit nicht nur repraesentiert, sondern auch konstruiert.
Ist nicht Architektur, welche quasi unbewusst den Blick, das Verhalten und
die Mitteilung organisiert, der Inbegriff eines Mediums? Wie funktioniert
Architektur als ein Dispositiv?

3. Workshop: Virtuelle Architektur ­ Simulation und Transformation

Wie wirkt sich die Existenz des virtuellen Raumes auf die Architektur aus?
Welche Rolle spielt Architektur im virtuellen Raum?
Diskussionsleitung: Antoine Picon (Harvard University, Cambridge)
Organisation: Tilo Amhoff

Im virtuellen Raum werden Architekturen nicht nur abgebildet, sondern auch
speziell dafuer produziert und nur dort zugaenglich. Interaktivitaet und
Multimedialitaet sind das Potential und die besondere Qualitaet des
virtuellen Raumes. Die Architektur wiederum bietet hier sowohl die Metapher,
die Sprache als auch die Struktur zur Ordnung und zur Navigation von Wissen
und Information. Netzwerke, als eine Form diesen Raum zu besetzen, werden zu
einem neuen Modell der zeitgenoessischen Architekturpraxis. Wie sehen die
Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Wirklichkeiten der Architektur
aus?

4. Workshop: Vision in Motion ­ Sprache des Sehens

Wie ist das Verhaeltnis von Wahrnehmung zu sinnlicher Erfahrung, von
kuenstlerischer Gestaltung zu sprachlicher sowie bildlicher Uebersetzung von
Architektur? Diskussionsleitung: Stanislaus von Moos (Universitaet Zuerich)
Organisation: Eva Maria Froschauer

Das Sprechen und Schreiben zur Architektur, das Abbilden derselben nutzt
subtile aber auch vordergruendige Vermittlungspraktiken. Wie sind diese
Strategien offenzulegen? Korrespondieren Inhalt und Form des darueber
Sprechens? In der Architekturgeschichte hat das "medienaktive³ Bauhaus dazu
prototypische Beispiele geliefert, hat László Moholy-Nagy bis in seine letzte
Publikation hinein, vision in motion (1947), eine Theorie und Grammatik des
Sehens entwickelt und immer wieder zu den kognitven Prozessen in Kunst und
Architektur reflektiert. Wir fragen weiter nach Beispielen. Aber gibt es auch
eine einzigartige Erfahrung in der Kunst und in der Architektur, die nicht
uebersetzt werden kann, die jenseits dieser Vermittlungsstrategien liegt?

Andere Referenten sind: George Baird, Beatriz Colomina, Mario Carpo, Kurt W.
Forster, Adrian Forty, Arie Graafland, Kari Jormakka, Kojin Karatani, Petr
Kratochvil, Joachim Krausse, Marco De Michelis, William J. Mitchell,
Stanislaus von Moos, Joan Ockman, Antoine Picon, Joseph Rykwert, Bernhard
Siegert, Georg Teyssot, Anthony Vidler, Joseph Vogl, Beat Wyss, Gerd
Zimmermann .

Das 9. Internationale Bauhaus-Kolloquium wird gemeinsam von Marco De Michelis
(Gropius-Professur, Bauhaus-Universitaet Weimar / Professur fuer Geschichte
der Architektur, IUAV Venedig) und Gerd Zimmermann (Professur Entwerfen und
Architekturtheorie, Bauhaus-Universitaet Weimar) vorbereitet.

Bitte senden Sie eine Kurzfassung (maximal 300 Worte) Ihres Beitrags unter
Angabe des relevanten Workshops und einen kurzen Lebenslauf per Post oder
e-mail an die folgende Adresse:

Bauhaus-Universitaet Weimar
Fakultaet Architektur Professur Entwerfen und Architekturtheorie
Prof. Dr.-Ing. Gerd Zimmermann
Geschwister-Scholl-Strasse 8
99423 Weimar
gerd.zimmermannarchit.uni-weimar.de

Fuer weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Tilo Amhoff ­ tilo.amhoffarchit.uni-weimar.de
Karin Jaschke ­ jaschkearchit.uni-weimar.de
Eva Maria Froschauer ­ eva.froschauerarchit.uni-weimar.de

Quellennachweis:
CFP: Int. Bauhaus-Kolloquium Weimar (24.-27.4.03). In: ArtHist.net, 19.09.2002. Letzter Zugriff 29.03.2024. <https://arthist.net/archive/25194>.

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