CONF 19.03.2002

Kunst der Welt oder Weltkunst? 24.-26.05.02, Loccum

Kunst der Welt oder Weltkunst?
Die Kunst in der Globalisierungsdebatte

Tagung vom 24. bis 26. Mai 2002
Evangelische Akademie Loccum

Verantwortlich fuer Planung und Organisation:
Prof. Dr. Detlef Hoffmann, Oldenburg/Muenchen

1. Ausgangslage

Bis vor wenigen Jahren hat die akademische Disziplin der Kunstgeschichte die
europaeische Kunstentwicklung als ihren Gegenstandsbereich betrachtet, die
Kunst ausserhalb Europas war Gegenstand der Voelkerkunde; sie interessierte
lediglich insoweit sie Einfluss auf die europaeische Kunst genommen hat. Die
kuenstlerische Entwicklung seit dem 2. Weltkrieg hat diese Selbstbezogenheit
der Europaer zunehmend in Frage gestellt. Zunehmend griffen Kuenstlerinnen
und Kuenstler anderer Kontinente in das europaeische Kunstgeschehen ein,
ihre Herkunft konnte nicht mehr uebersehen werden. In den letzten
Jahrzehnten ging die Meinungsfuehrerschaft an den amerikanischen Kunstmarkt
ueber. Eine eurozentrische Beschreibung des Status quo der Kunst scheint
nicht mehr moeglich.
Die Wissenschaft von der Kunst hat seit den siebziger Jahren des 20.
Jahrhunderts ihren Gegenstandsbereich um Plakate und Fotografien,
Zeitungsbilder, Bilderbuecher und Comics erweitert, so dass heute von einer
Bildwissenschaft gesprochen wird. Doch die visuelle Analyse unserer Umwelt
laesst die Kunst anderer Kulturen aus. Die Verteidigung, man koenne
unmoeglich fuer so vieles kompetent sein, kann nicht ernst genommen werden,
weil viele Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auch innerhalb des
europaeischen Rahmens nur kleine Spezialgebiete pflegen, warum ist dann kein
Platz fuer ein aussereuropaeisches Spezialgebiet?

2. Ziele und Inhalte

Vor diesem Hintergrund versucht die Tagung die Debatte ueber eine die
Grenzen des Westens ueberschreitende Kunstgeschichte zu eroeffnen
beziehungsweise fortzufuehren. Dabei wird ein Schwerpunkt die Situation der
Kunst auf der ganzen Welt sein. Kann man ueberhaupt mit dem Begriff "Kunst"
die Bildproduktionen in allen Kulturen gleichermassen beschreiben? Es bleibt
das Problem, dass Kunst zu allen Zeiten und allen Orten unterschiedlich
kontextualisiert ist. Trotzdem ist ein breiter Austausch unter den Kulturen
nachweisbar, produktive Missverstaendnisse eingeschlossen. Auf der anderen
Seite setzt der westliche Kunstmarkt Massstaebe - oder: er gibt Vorgaben -
die beachtet werden muessen, will jemand Erfolg haben. Die Vorgaben sind
nicht statisch. Das Andere wird so lange es nicht gegen die Regeln
verstoesst, immer als innovativ verstanden. Die Regeln leiten sich aus
Traditionen des Westens her.
Ein zweiter Schwerpunkt wird die Frage sein, wie sich die westliche
Kunstkritik und Kunstgeschichte veraendern muesste, will sie auf diese
Herausforderung reagieren. Die traditionelle Kunst aller Kulturen wird dabei
eine grosse Rolle spielen. Hier ist die Kooperation zwischen den
akademischen Disziplinen Ethnologie, Kunstgeschichte usf. gefragt. Doch auch
das Kunstmuseum steht - was seine Ausstellungen angeht - zur Debatte.
Schliesslich geht es um das Publikum, das sich wie die Wissenschaften gerne
Vertrautes anschaut; die Anstrengung Fremdes lernend zu betrachten, wird
weniger gern unternommen.

3. Kontakte

Prof. Dr. Viktoria Schmidt-Linsenhoff, Trier;
Prof. Dr. Fritz Kramer, Hamburg;
Joseph Adand, Benin (englisch);
Dr. Brigitte Schoch-Joswig; Haus der Kulturen der Welt

Kontaktadressen:

Prof. Dr. Detlef Hoffmann
Carl von Ossietzky Universitaet Oldenburg
Fachbereich 2
Postfach 253
26111 Oldenburg
Tel. 441/798-2318
Fax 441/798-416
e-mail: detlef.hoffmannuni-oldenburg.de

Evangelische Akademie Loccum
Sekretariat Inge Senne
Postfach 2158
31545 Rehburg-Loccum
Tel.: 5766/81-115 Durchwahl
Fax: 5766/81-128
e-mail: Inge.Senneevlka.de

Quellennachweis:
CONF: Kunst der Welt oder Weltkunst? 24.-26.05.02, Loccum. In: ArtHist.net, 19.03.2002. Letzter Zugriff 29.03.2024. <https://arthist.net/archive/24922>.

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