Q 03.02.2001

Re: Q: Begas "Mohrenwaesche"

H-ArtHist (Sedlarz)

Sehr geehrte Frau Badenberg,

einem ihrem Thema verwandten Artikel von Elizabeth McGrath koennen Sie
weitere Hinweise zu den Urspruengen der "Mohrenwaesche" entnehmen:

McGrath, Elizabeth, "The black Andromeda", in: Journal of the Warburg
and Courtauld Institutes, Bd. 55, 1992, S. 1-18.

Abstract: On the controversy among 17th c. writers and artists over
whether the beautiful woman who captivated Perseus was a black
Ethiopian, or white. Remarkable for insisting upon her blackness were
Francisco Pacheco in his treatise Arte de la pintura (1638), and
illustrators Abraham van Diepenbeeck (1655) and Johann Joachim [Johann
Jakob] von Sandrart (1655-1698). McGrath concludes: "Adherence to the
canonical text of the Metamorphoses as much as to prevailing norms of
beauty seems to have ensured the suppression of the black Andromeda"
(BHA: 4 2911 (1994)).

Elizabeth McGrath (Warburg Institute, London) ist auch an dem von der
De-Menil-Foundation finanzierten Projekt "The Black in Art" beteiligt
gewesen und kann Ihnen sicherlich weitere Hinweise zu ihrem Thema
geben.

Mit freundlichen Gruessen

Christoph Frank

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Betreff: Re: Q: Begas "Mohrenwaesche"
Datum: Fri, 02 Feb 2001 20:57:10 +0100
Von: Gilbert.Hesst-online.de (Gilbert Hess)

Sehr geehrte Frau Badenberg,

auf die Darstellung des Motivs bei Andrea Alciato sind Sie bereits
hingewiesen worden. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf
folgender Homepage: http://www.mun.ca/alciato/059.html.
Das Motiv (die Waesche des AEthiopiers) basiert auf einem
Lukian-Fragment, das in der Anthologia Graeca ueberliefert ist
(Anthologia Graeca, 428), das auch Erasmus von Rotterdam in die Adagia
aufnahm (Adagia I iv 50: Aethiopem lavas sowie III x 88: Aethiops non
albescit).
Es gibt einen ausgezeichneten Aufsatz zu dem Motiv: Jean Michel
Massing: >From Greek Proverb to Soap Advert: Washing the Ethiopian.
In: Journal of the Warburg and Courtauld Institutes 58 (1995), S.
180-201.

Das durch die Emblematik und Erasmus 'popularisierte' Emblem fand
bereits im 16. Jahrhundert als Inscription in Stammbuecher Verwendung,
wie ein Eintrag des Kurfuersten Gebhard von Koeln in das Stammbuch des
Franz von Braunschweig (1588-1601),S. 335 zeigt. Das Album muesste
sich in der Zentralbibliothek der deutschen Klassik in Weimar,
Stammbuch Nr. 295 befinden. Eine Beschreibung findet sich bei:
[Christian August Vulpius]: Curiositaeten der
physisch-literarisch-artistisch-historischen Vor- und Mitwelt, Bd. 1,
S. 177: "Nebst seinem Wappen, hat er ein Bild einmalen lassen, welches
ihn und seinen Sinn ganz charakterisirt. Vergeblich bemuehen sich in
einer Badestube, der Bader und fuenfe seiner Gesellen, einen Mohren
weiss zu waschen; es will nicht gehen. Dabei steht: Ad quid
und oben
darueber: Frustra autem niti, neque aliud, nisi odium quaerere,
extremae dementiae est."
Ferner wurde dieses Emblem auch in Stammbuechern, die auf dem
emblematum liber des Alciato als Druckvorlage basieren, fuer
beziehungsreiche Anspielungen genutzt. Ein solches Beispiel habe ich
in meiner gerade eingereichten Dissertation kommentiert. Bei Bedarf
kann ich Ihnen gerne naehere Informationen hierzu zukommen lassen.

Mit freundlichen Gruessen,
Ihr
Gilbert Hess
LMU Muenchen
Institut fuer Deutsche Philologie
Schellingstr. 3
80799 Muenchen
gilbert.hesst-online.de

Quellennachweis:
Q: Re: Q: Begas "Mohrenwaesche". In: ArtHist.net, 03.02.2001. Letzter Zugriff 19.04.2024. <https://arthist.net/archive/24324>.

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