CFP 21.11.2011

Mensch und Maschine (Dresden, 21-22 Jun 12)

TU Dresden, 21.–22.06.2012
Eingabeschluss : 31.01.2012

Kai Krauskopf

Mensch und Maschine: Technik als Mittel der Transzendenzerfahrung

un|planbar

Die Architektur des 20. Jahrhunderts entstand im Kontext eines umfassenden sozialen und gesellschaftlichen Wandels, der einerseits eine euphorische Aufbruchsstimmung auslöste, andererseits aber auch als krisenhaft und bedrohlich erfahren wurde. Der eine Pol dieses Spannungsfeldes manifestiert sich in Strömungen, die den technisch-sozialen Entwicklungsprozess als Fundament für neue, architektonisch formulierte Ideen von Gemeinsinn nutzen. Ihr Leitbild ist die Metaphysik der Maschine, die Verfügbarmachung des bisher Unverfügbaren zur Schaffung einer besseren Welt. Der andere Pol wird markiert durch Entwicklungen, die der modernen Kontingenz mit Visionen entgegnen, die das Bauen an Unhinterfragbares und Unverfügbares anbinden. In der Tagungsreihe un|planbar wird dieses Spannungsfeld anhand unterschiedlicher Aspekte in der Architektur, im Städtebau und in der Bildenden Kunst beleuchtet, die jenseits üblicher Zuordnungen von Avantgarde und Tradition neue Sichtweisen auf die Architektur des 20. Jahrhunderts öffnen.

Call for Papers für die dritte Tagung der Reihe un|planbar am 21. – 22. Juni 2012:
Mensch und Maschine: Technik als Mittel der Transzendenzerfahrung

Taylorismus und Fordismus, in Europa nach dem Ersten Weltkrieg euphorisch begrüßt, leiten in der Architektur einen Prozess der Modernisierung ein. Die industrielle und maschinelle Produktion von Architektur wird von den Einen als notwendiges Übel im Kontext einer rationellen und kostengünstigen Bauproduktion, von den Anderen als „Taylorized Beauty of the Mechanical“ im Sinne eines Übergangs zu neuen und transzendenten Architekturkonzepten gesehen. Bereits 1912 sah Henry van de Velde die Maschinen als „Geschöpfe einer höheren Stufe“ an. „Die Intelligenz hat sie von allen Leiden und Freuden, die dem menschlichen Körper in seiner Tätigkeit und Erschöpfung anhaften, entäußert! [...] Sie teilen dies Geschick mit den Helden und Göttern, denen es bis jetzt allein beschieden war.“ Die Vorstellung vom Menschen als dem nicht-maschinenähnlichen Ebenbild Gottes beginnt vor diesem Ebenbild zu verblassen.

In der Tagung Mensch und Maschine soll über die technologische und industrielle Revolution hinaus eine damit einhergehende kulturelle Mutation – in dieser Gesamtheit laut Thomas P. Hughes die „zweite Entdeckung Amerikas“ – und deren Konsequenzen für Architektur und Städtebau in Europa diskutiert werden: Von Interesse sind hierbei sowohl die Etablierung von Fortschritts- und Technikgläubigkeit als moderne Schöpfungsgeschichte und Heilsversprechen, als auch die architektonische und künstlerische Arbeit nach Grundsätzen moderner Technologie wie Leistungsfähigkeit, Produktionsfluss und Systematik sowie die Entwicklung einer spezifischen Maschinenästhetik. Die Spanne möglicher Themen reicht von frühen gesellschaftsidealistischen Technik-Utopien über die Entwicklung des internationalen Stils durch Persönlichkeiten wie Gropius oder Le Corbusier und Konzepte zum systematischen und schließlich computergestützten Planen bis hin zur Verfügung über Entfernungen und zu neuem Raumerleben durch Mobilität. Aber auch kritische Diskurse und Brüche zur negativen Konnotation seelenloser Maschinenwelten prägen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts und sollen entscheidende Diskussionspunkte darstellen.

Wir freuen uns über Exposés (ca. 300 Wörter), bis zum 31. Januar 2012 an:

Dipl.-Ing. Rut-Maria Gollan (rut_maria.gollantu-dresden.de)
Dipl.-Ing. Kerstin Zaschke
SFB 804 „Transzendenz und Gemeinsinn“
Teilprojekt L, Architektur und Städtebau
Projektleiter Prof. Dr.-Ing. Hans-Georg Lippert
TU Dresden
01062 Dresden
www.sfb804.de

Quellennachweis:
CFP: Mensch und Maschine (Dresden, 21-22 Jun 12). In: ArtHist.net, 21.11.2011. Letzter Zugriff 19.04.2024. <https://arthist.net/archive/2295>.

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