CONF 13.03.2020

Korr: Das Fragment im digitalen Zeitalter (Hildesheim, 13-15 Mai 21)

HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen, Aula, Hohnsen 2, Hildesheim, Germany, 06.–08.05.2021
Anmeldeschluss: 15.04.2021
www.hornemann-institut.de

Niemeyer

[Korrektur: Bitte beachten Sie das erneut (9/9/20) geänderte Veranstaltungsdatum.]

+++ Achtung: Neues Datum! Die Tagung findet aufgrund der Corona-Pandemie nicht im Herbst 2020 statt, sondern wurde auf Mai 2021 verlegt. +++

Das Fragment im digitalen Zeitalter
Möglichkeiten und Grenzen neuer Techniken in der Restaurierung

Die HAWK in Hildesheim organisiert im Mai 2021 eine internationale Tagung zum Fragment im digitalen Zeitalter

Kunstwerke sind meist fragmentarisch überliefert. Der Umgang mit dem Fragment gehört damit zu den zentralen Aufgaben von Denkmalpflege und Museen. Denn zwischen den beiden Polen der vollständigen Wiederherstellung und der Beibehaltung des fragmentarischen Zustandes reihen sich vielfache Möglichkeiten realer oder virtueller Ergänzung, basierend auf unterschiedlichen theoretischen Grundsätzen.

Tagungsthema:
Die jüngsten großen Tagungen in Deutschland zum Thema des Digitalen in der Restaurierung und Denkmalpflege haben sich vor allem den verschiedenen Anwendungsgebieten digitaler Technik gewidmet. Diese Tagung der Fakultät Bauen und Erhalten zusammen mit dem Hornemann Institut der HAWK möchte nun erstmals den Fokus darauf legen, was die neuen digitalen Möglichkeiten für die Erhaltung und Vermittlung des historischen Fragments bedeuten, denn es gibt „eine Lücke zwischen der zunehmenden Bedeutung und der Professionalisierung der visuellen Rekonstruktion des Historischen einerseits und der theoretischen Fundierung solcher Tätigkeiten andererseits“ (Blokker 2017).

Konkret wird es u. a. um die Fragen gehen: Was bedeuten die neuen digitalen Möglichkeiten für die Erhaltung, Restaurierung und Vermittlung des historischen Fragments? Zweifellos fördern gerade die neuen Medien die Kommunikation zwischen Fachleuten und der Gesellschaft und bieten damit große Chancen für ein umfassenderes Verständnis und eine nachhaltige Bewahrung unseres Kulturerbes.
Wie kann man mit digitaler Technik die Akzeptanz des fragmentarischen Originals steigern? Wann verschwimmen die Grenzen zwischen Digitalisat und Original und welche Gefahren können damit verbunden sein?

Die Vortragenden:
Initiiert wurde diese Tagung von Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub, die an der HAWK das Fachgebiet „Geschichte, Theorie und Ethik der Restaurierung, Kunstgeschichte“ in Lehre und Forschung vertritt. Die Möglichkeiten der Digitalisierung hat sie in vielen Restaurierungsprojekten kennen und schätzen gelernt hat, aber sie warnt auch: „Oft werden die besonderen Bedürfnisse des Fragments nicht ausreichend berücksichtigt. Wenn Betrachter/innen beispielsweise nicht mehr zwischen Realität und Fiktion unterscheiden können, ist das ein gravierender Eingriff in die Authentizität des Originals.“
Außer ihr referieren Fachleute aus acht Ländern, aus den Fachdisziplinen der Konservierung-Restaurierung, der Kunstgeschichte, Architektur, Archäologie, Informatik und der Wahrnehmungspsychologie, u. a. der Präsident des Verband der Restauratoren und Professor an der Fachhochschule Potsdam, Dr. Jan Raue. Die Fallspeispiele umreißen mehr als 3000 Jahre Kulturgeschichte und kommen aus sehr unterschiedlichen Kontexten und Kunstgattungen. Es handelt sich um Fragmente von Architektur, Großplastiken, Gemälde, Wandmalereien, Stuckrelief, Marmorskulptur und Keramiken.

Rahmenprogramm - Workshop - Tutorial - neuer Arbeitskreis:
Führungen bieten Zugänge zu sehr unterschiedlich präsentierten originalen Fragmenten in Hildesheim. Ein Workshop des Hornemann Instituts lädt dazu ein, auf einfache Weise dreidimensionale Objekte selbst zu digitalisieren. In einem Tutorial können Teilnehmer/innen nach einer Einführung eine 2D-Bildauswertung von historischen Aufnahmen als Grundlage für mögliche geometrische Rekonstruktionen selbst am Rechner üben.
Schließlich findet im Rahmen der Tagung das erste Treffen des Arbeitskreises „Digitalisierung in der Restaurierung“ statt.

Tagungsziel:
Zum Ende der Tagung soll ein praxistaugliches Grundsatzpapier zum Umgang mit dem Fragment gemeinsam entwickelt werden: Die etablierten ethischen und theoretischen Prinzipien der Restaurierung sollen um die neuen digitalen Möglichkeiten ergänzt werden. Denn wissenschaftliche Standards müssen auch für die digitale Welt gelten, z. B. müssen der spekulative Anteil von virtuellen Rekonstruktionen für Betrachter klar identifizierbar sein und die wahrnehmungspsychologischen Auswirkungen berücksichtigt werden.
Für das Auditorium werden verschiedene Möglichkeiten der Partizipation angeboten.

Kooperationspartner:
Die Tagung wird veranstaltet in Kooperation mit
- der ICOMOS AG Konservierung-Restaurierung
- dem Verband der Restauratoren e. V. (VDR )

Tagungssprachen:
Die Tagung bietet viel Raum für persönlich Begegnungen und den interdisziplinären Wissens- und Meinungsaustausch. Die Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch. Eine Simultanübersetzung ist nicht möglich.

Weitere Informationen:
Zur Information über die Tagung sind das Tagungsprogramm und die Abstracts der ausgewählten Vorträge auf www.hornemann-institut.de veröffentlicht. Die Anmeldung zur Tagung ist auch über die Website möglich.

Kontakte:
Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub, ursula.schaedler-saubhawk.de und
Dr. Angela Weyer, Leiterin des Hornemann Instituts: weyerhornemann-institut.de


PROGRAMM

06. Mai 2021 RAHMENPROGRAMM

11:00 – 17:00
3-D Workshop

14:00 – 17:00
Tutorial zur 2D-Bildauswertung von historischen Aufnahmen als Grundlage für mögliche geometrische Rekonstruktionen

16:30 – 18:00
Führungen zum Umgang mit Fragmenten

19:00 Uhr
Öffentlicher Abendvortrag in Rahmen des Hornemann Kollegs (HAWK, Aula, Hohnen 2)


07. Mai 2021
9:00 Öffnung Tagungsbüro (HAWK, Hohnsen 2)

9:45 Begrüßung
Wolfgang Viöl, Vize-Präsident der HAWK für Forschung, Göttingen

10:00 Keynote 1: Das Fragment zwischen realer und virtueller Ergänzung – zu den historischen und theoretischen Grundlagen und ihrer Bedeutung für unser heutiges Handeln Ursula Schädler-Saub, Hildesheim

10:40 Keynote 2: Wie werden Fragmente und Ergänzungen wahrgenommen und interpretiert?
Rekonstruktionen als kognitive Werkzeuge Stefan Schwan, Tübingen

11:20 The Kunstwollen of the Machine-Learning Image Emily L. Spratt, New York

11:50 Diskussion

12:15 Mittagspause mit thematischen Gesprächsrunden

13:30 Virtuelle Anastylose als Werkzeug denkmalwissenschaftlicher Studien fragmentierter Großplastiken aus dem Totentempel Amenophis III Max Rahrig, Hourig Sourouzian,Rainer Drewello, Bamberg

14:00 Virtual Reconstruction as Complementary Method for the Protection of Monuments: the Case Study of the Statue of Shapur I Alireza Shahmohammadpour, Teheran

14:30 Re-Thinking the Conservation-Restoration Interventions of the 20th Century Nihan Kocaman Pavlovic, Istanbul

15:00 Diskussion

15:15 Kaffeepause

15:45 Verlust und Wiederentdeckung.Historische Fragmente in narrativen Umgebungen Florina Pop, Innsbruck

16:15 May digital reconstruction tools help preserving the material and evocative value of fragments? The case of Victor Horta’s Hôtel Aubecq in Brussels Claudine Houbart, Pierre Hallot, Lüttich

16:45 Architekturfragment im Stadtraum
Markus Jager, Mirco Becker, Hannover

17:15 Diskussion

18:30 Sonderführungen zur Vermittlung von Fragmenten im Roemer- und Pelizaeus Museum Direktorin Regine Schulz, Christian Bayer

19:30 Möglichkeit zum gemeinsamen Abendessen im NIL im Roemer- und Pelizaeus-Museum mit erstem Treffen des Arbeitskreises „Digitalisierung in der Restaurierung“
Moderation: Christine Fiedler, Hildesheim


08. Mai
8:30 Öffnung Tagungsbüro (HAWK, Hohnsen 2)

9:00 Der zerschnittene „Raffael“ – digitale Lösungen für ein fehlendes Gemäldedrittel Hans Portsteffen, Köln

9:30 Aus zwei mach wieder drei Könige: 3D-Rekonstruktion eines gefassten Stuckreliefs Salome L. Hunziker, Freiburg

10:00 Fragmented Ceramic: Evaluation and Experimentation of the 3D Technologies for the Integration of losses and missing parts of a majolica artefact Nicola Pagani, Davide Fodaro, Maria E. Prunas, Rom

10:30 Kaffeepause

11:00 Digitale Überblendung und virtuelle Ergänzung mit Augmented Reality – eine Möglichkeit der Kontextualisierung von Fragmenten in den archäologischen Sammlungsbeständen Manuel J. Hunziker, München

11:30 Bildgebung des Fragmentarischen. Die Spiegelung der Wandmalerei in analogen und digitalen Medien als Teil des Konservierungs- und Restaurierungsansatzes Jan Raue, Potsdam

12:00 Photogrammetrische Auswertung historischer Aufnahmen als wissenschaftliche Grundlage für (Teil-)Rekonstruktionen Gunnar Siedler, Sebastian Vetter, Leipzig

12:30 Methoden der Visualisierung des Fragmentarischen Wandmalereibestandes im Oberen Kreuzgang der Domklausur in Brandenburg Sabine Krause-Riemer, Hildesheim; Katharina Pick, Paderborn

13:00 Diskussion

13:15 Mittagspause

14:00 Between lacunae and fragment: revisiting discourses around fragment and loss in international charters Hélia Marçal, Brian Castriota, London

14:30 Resümee der Tagung und Diskussion der Leitlinien zur digitalen Restaurierung mit Max Rahrig, Jan Raue, Ursula Schädler-Saub, Stefan Schwingeler sowie Wolfgang Wolters, Berlin, und dem Auditorium

15:30 Abschluss der Tagung

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Unsere Tagung „Das Fragment im digitalen Zeitalter“ in Kooperation mit dem Verband der Restauratoren und der ICOMOS AG Konservierung-Restaurierung hat vom 7. - 8. Mai 2021 mit rund 600 Teilnehmern aus 27 Ländern sehr erfolgreich online stattgefunden.

Ziel der kritischen Auseinandersetzungen war der Beginn einer Diskussion über ein praxistaugliches Grundsatzpapier zum zukünftigen Umgang mit dem Fragment in der Restaurierung und der Denkmalpflege. Während der Tagung kamen dazu schon viele wichtige Kommentare zusammen.

Bis zum 31. Mai laden wir alle herzlich ein, die Skizze zu kommentieren. Man findet Sie auf der Website zur Tagung: https://www.hornemann-institut.de/german/Fragment_Tagung.php. Kommentare erbitten wir unter servicehornemann-institut.de.

Ansprechpartnerin:
Dr. Angela Weyer,
Hornemann Institut der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen

Quellennachweis:
CONF: Korr: Das Fragment im digitalen Zeitalter (Hildesheim, 13-15 Mai 21). In: ArtHist.net, 13.03.2020. Letzter Zugriff 19.04.2024. <https://arthist.net/archive/22859>.

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