CFP 03.10.2019

Sektionsleitung 36. Deutscher Kunsthistorikertag (Stuttgart, 24-28 Mar 21)

Stuttgart, 24.–28.03.2021
Eingabeschluss : 18.11.2019

Verband Deutscher Kunsthistoriker

Ausschreibung für die Leitung einer Sektion des 36. Deutschen Kunsthistorikertages

Der Verband Deutscher Kunsthistoriker e.V. veranstaltet gemeinsam mit dem Institut für Kunstgeschichte der Universität Stuttgart und seinen Kooperationspartnern, dem Institut für Architekturgeschichte sowie der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart, den 36. Deutschen Kunsthistorikertag, der vom 24. bis 28. März 2021 in Stuttgart unter dem Motto FORM FRAGEN stattfinden wird.

Die Frage nach der Form ist eine der grundlegendsten unserer Disziplin, gleichzeitig eine der umstrittensten: Ist Form der Kern jeglicher künstlerischen Arbeit, und sollte sie deshalb auch im Zentrum der Kunstgeschichte stehen? Oder führt der Fokus auf die Form zu einer inhaltlichen Entleerung, zu einer Reduktion auf Formfragen? Fragen wie diese begleiten das Fach Kunstgeschichte seit seiner Entstehung. Wir möchten das Thema Form für eine Standortbestimmung unserer Disziplin nutzen, denn Form ist nicht nur ein Kernbegriff der Kunstgeschichte, sondern weist auch weit über Fächergrenzen hinaus, realisieren sich Formen doch niemals jenseits gesellschaftlicher Zusammenhänge. Formen stehen in Relation zu Normen und damit zu Ideologie, Politik, Gesellschaft, Wissenschaft, Technik, Ästhetik. Vor diesem Hintergrund möchten wir den 36. Deutschen Kunsthistorikertag für eine Revision des Formbegriffs nutzen. Unser Anliegen ist keineswegs, dass sich der Kunsthistorikertag ‚bloßen Formfragen‘ widmet, sondern dass das kritische Potential des Begriffs die Diskussion befeuert. Wurde der Formanalyse vorgeworfen, sie führe per se zu einem politisch gefährlichen Essentialismus, so stellt sich heute die Frage, wie das Verhältnis von Formfrage und Politik – sowie damit einhergehende Vorstellungen von ‚natürlichen‘ und ‚künstlichen‘ Formen – zu denken ist. Brauchen wir in Zeiten von gesellschaftlichen Spannungen und Zerwürfnissen viel eher eine neue Sensibilität für die Form? Was bedeutet die zunehmend informelle Kommunikation in den digitalen Medien für den Status der künstlerischen Form?

Wir möchten die Kolleginnen und Kollegen aus allen Bereichen des Faches zum Kunsthistorikertag nach Stuttgart einladen, um mit uns über die Form nachzudenken, über ihre Relevanz in unserer alltäglichen Arbeit, über die Geschichte des Formbegriffs und seine Implikationen für heutige Methoden und Praktiken, über Formprozesse in historischer und aktueller Perspektive und über die Frage, wie mit Begriff und Bedeutung der Form in verschiedenen Sprach- und Kulturräumen umgegangen wird. Wie sind Formfragen im Museum vermittelbar? Wie gehen wir als Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker mit Formauflösungen und Zerfall um, etwa mit der Veränderung der Gegenstände und Bauwerke in der Zeit? In welcher Form möchten wir sie erhalten, wie stehen wir zu Rekonstruktionen der Form?

Bisher wurde der Formbegriff meist gegen sein dialektisches Gegenüber ausgespielt: gestaltete Form gegen bloßes Material oder Inhalt gegen reine Form, die politische Wirksamkeit von Formen gegen ihr Versagen gegenüber der gesellschaftlichen Realität, Form als das Geistige oder als sein Gegenteil. Wir fragen uns: Wie können wir Formfragen ernst nehmen, ohne in einen Formalismus zurückzufallen? Wie können wir über Form sprechen, ohne einen Gegensatz zum Inhalt zu konstruieren? Welche Techniken bedingen welche künstlerischen Formen und vice versa? Welchen Stellenwert haben das Formlose und die Deformation in der Reflexion über die Form? Wie entkommen wir den schon aus der Antike stammenden Implikationen von männlicher Form und weiblicher Materie? Wie können wir Form in der vormodernen Kunst thematisieren, wenn der kunsthistorische Formbegriff ein Kind der Moderne ist? Und inwiefern kann die Kunstgeschichte hierbei von aktuellen methodischen Ansätzen profitieren, die solche Antagonismen überwinden?

Mit dem Motto des Stuttgarter Kunsthistorikertages FORM FRAGEN beziehen wir uns auch auf die Ausstellung „Die Form“, die 1924 in Stuttgart vom Deutschen Werkbund veranstaltet wurde. Wenn in den 1920er Jahren die Hoffnung herrschte, durch die ‚gute Form‘ nicht nur eine neue Kunst zu begründen, sondern auch eine neue Gesellschaft zu formen, so ist heute der gesellschaftliche Ort von Kunst und Kunstgeschichte ungewisser. Die technisch orientierte Universität Stuttgart als Austragungsort bietet sich an, um auch über die technischen und funktionalen Bedingungen von Formen nachzudenken und erhält durch die Zusammenarbeit mit der Architekturfakultät und der Akademie der Bildenden Künste weitere Impulse. Nicht zuletzt ist mit der reichen Museumslandschaft Stuttgarts inspirierendes Anschauungsmaterial zu Formfragen geboten.

Vier Sektionen werden öffentlich ausgeschrieben. In einem ersten Schritt laden wir daher alle Kolleginnen und Kollegen ein, uns Vorschläge für eine Sektion zukommen zu lassen. Wir freuen uns über Sektionsbewerbungen aus allen Arbeitsgebieten des Faches, die in historischer oder systematischer Perspektive Fragen an die Form stellen, die Geschichte des Formbegriffs beleuchten, seine Relevanz für die kunsthistorische Methodik erörtern oder konkrete Formprobleme thematisieren.
Der Vorstand des Verbandes und das Stuttgarter Ortskomitee werden Ende November beraten und eine Auswahl aus den eingesandten Vorschlägen treffen, wobei ihre Qualität die wesentliche Entscheidungsgrundlage bildet. Bei inhaltlichen Überschneidungen behält sich das Organisationskomitee vor, die überzeugendste Einreichung auszuwählen. Im Idealfall werden die Sektionen von Kolleginnen und Kollegen initiiert und geleitet, die in verschiedenen Berufsgruppen tätig sind.

Die ausgewählten Sektionen werden ihren Call for Papers im Frühjahr 2020 veröffentlichen können. Pro Sektion sind vier Referate vorgesehen.

Bitte reichen Sie Ihren Sektionsvorschlag in der Geschäftsstelle des Verbandes spätestens bis zum 18. November 2019, 18:00 Uhr, per E-Mail an infokunsthistoriker.org in folgender Form ein:
- Exposé von max. 2.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) als PDF-Datei
- in einer separaten PDF-Datei Ihre Kurzbiografie (max. 1.200 Zeichen) und Ihre Kontaktdaten sowie ggf. die Kurzbiografie und Kontaktdaten einer Co-Sektionsleiterin / eines Co-Sektionsleiters.

Von den Leiterinnen und Leitern einer Sektion wird erwartet, dass sie – sofern eine kunsthistorische Ausbildung vorliegt und sie im Inland ansässig sind – spätestens zu Beginn des Kongressjahres Mitglieder des Verbandes Deutscher Kunsthistoriker sind.

Für Rückfragen zur Sektionsausschreibung wenden Sie sich bitte an die Geschäftsstelle des Verbandes unter infokunsthistoriker.org.

Quellennachweis:
CFP: Sektionsleitung 36. Deutscher Kunsthistorikertag (Stuttgart, 24-28 Mar 21). In: ArtHist.net, 03.10.2019. Letzter Zugriff 20.04.2024. <https://arthist.net/archive/21705>.

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