CONF 06.09.2019

Experiment Buch um 1500 – Spielräume für Künstler (Wien, 27-28 Sep 19)

Wien, Institut für Kunstgeschichte, 27.–28.09.2019
Anmeldeschluss: 23.09.2019

Armand Tif

Experiment Buch um 1500 – Spielräume für Künstler

Im Zentrum des VII. Wiener Buchmalereikolloquiums steht die Frage nach der Rolle von Künstlern in der europäischen Buchproduktion (Handschriften und Drucken) um 1500. Am Ende des 15. Jahrhunderts waren die Standards des modernen Buches (Titelblatt, graphische Abbildungen, Impressum) im Druck gesetzt, ohne die Herstellung von Handschriften einzudämmen. Weder die Erfindung des Buchdrucks noch die zunehmende Etablierung des gedruckten Buchs um 1500 waren radikale Wendepunkte. Vielmehr entstanden im Kontext des steigenden Bedarfs, der immens wachsenden Produktion und dem Ausbau des europaweiten Vertriebs neben neuen Formen der Serienproduktion auch hochindividuell gestaltete Bücher mit experimentellem Charakter.

Verlage, Buchführer, Auftraggeber mit besonderen Ansprüchen, Schreiber, Setzer und Künstler handelten die Möglichkeiten dessen aus, was ein Buch sein kann – zwischen der Bewahrung angemessener Traditionen und den neuen Gegebenheiten und Möglichkeiten anpassender Erneuerung – sowohl regional unterschiedlich als auch im Transfer zwischen den europäischen Zentren und unterschiedlichen Bildmedien (Buchmalerei, Graphik, Zeichnung, Tafelmalerei). Ein wesentlicher Faktor dieses Austauschs war die Mobilität von Künstlern, Auftraggebern und Objekten durch den Handel, klösterliche und humanistische Netzwerke oder die Reichweite höfischer Aufträge. Während einige Innovationen den Standard vorbereiteten, wurden andere kreative Erfindungen und Experimente vorläufig oder dauerhaft aufgegeben.

Das kunsthistorische Kolloquium ist eine Kooperation zwischen dem Forschungszentrum für Buchmalerei „Otto Pächt-Archiv“ am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien (Dr. Armand Tif, Dr. Caroline Zöhl) und der Abteilung Buch- und Schriftwesen an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Dr. Maria Theisen) auf der Basis von vier in Wien angesiedelten Forschungsprojekten zur mitteleuropäischen Buchmalerei der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Das Ziel der Tagung ist der internationale Austausch zwischen Forschern unterschiedlicher Institutionen und Forschungskulturen über vielfältige Perspektiven auf das Thema.

Tagungsprogramm:

FREITAG, 27. SEPTEMBER

9:00–9:30 Anmeldung, Kaffee
9:30–10:00 Maria Theisen, Armand Tif, Caroline Zöhl
10:00–11:00 KÜNSTLERMOBILITÄT ZWISCHEN DEN GATTUNGEN

Mara Hofmann (London), Paintings in Manuscripts and Illuminations on Panel - a selection of interesting case studies around 1500

Susanne Rischpler (Bamberg), War Friedrich Pacher ein Buchmaler?
Eine Spurensuche in Südtirol

KAFFEEPAUSE

11:30–13:00 MÄZENAT IN HANDSCHRIFT UND DRUCK

Beatrice Alai (Florenz), Printing in Ferrara at the Court of Ercole D’Este: The Beinecke Officium (Ferrara, De Rubeis, 1492)

Edina Zsupán (Budapest), Das neue Medium in der königlichen Bibliothek: Matthias Corvinus’ Thuróczy-Chronik

Marina Bernasconi Reusser (Fribourg), Berner Antiphonare
– ein Projekt als Sprungbrett von Künstlerkarrieren

MITTAGSPAUSE

14:30–15:30 IKONOGRAPHISCHE HERAUSFORDERUNGEN – URKUNDEN UND EINBLATT

Dominique Vanwijnsberghe (Brüssel), “Ad limina Beati Jacobi”.
The Cartulary of the St James Hospital in Tournai

Martin Roland (Wien), Der Einzelzettel als Labor für das Schöne Vielfältige Experimente in der „kleinen Form“

KAFFEEPAUSE

16:00–17:00 IKONOGRAPHISCHE HERAUSFORDERUNGEN – HUMANISTISCHE PROGRAMME

Carmen Rob-Santer (Wien), Effecimus ut etiam illiterati ex imaginibus [...] legere atque accipere possint comica argumenta. Die visuellen Kommentare der Terenz-Inkunabeln oder: Wie illustriert man ein Drama?

Armand Tif (Wien), Humanistische Buchillustration zwischen Leipzig, Nürnberg und Wien

SAMSTAG, 28. SEPTEMBER

9:30–11:00 INNOVATION UND TRADITION

Laura Nuvoloni (London), Innovation and continuity:
The Fifteenth-century European Book as an object carefully designed to balance tradition and evolution

Christine Seidel (Madrid), Form follows Function: the origins of
border cycles in the books of hours from the Colombe workshop

Jan Dienstbier (Prag), Marginal Decoration of Kuttenberg Graduals

KAFFEEPAUSE

11:30–13:00 INNOVATION DURCH TRANSFER

Francesca Manzari (Rom), Work in progress: appreciation and adaptation of a Lombard Book of Hours in early sixteenth century Spain

Josefina Planas (Lleida), Female spirituality through an unknown
Catalan book of hours illuminated around 1500

Regina Cermann (Wien), Weiße Flecken in der Kunstlandschaft
Über einen unbekannten Mainzer Buchmaler und dessen stilistische Genese

MITTAGSPAUSE

14:30–16:00 BUCHMALER UND VERLAGSWESEN

Eric White (Princeton), Flourished ca. 1460: The Remarkable Career
of an Anonymous Strasbourg Rubricator

Caroline Zöhl (Wien), Artists involved in printing endeavors.
Anonymous evidence and documented names.

Ina Nettekoven (Bonn/Basel), “Black Art” of Colourful Enhancement: Workflow and Organisation in Parisian Book Workshops

KAFFEEPAUSE

16:30–17:30 STUNDENBUCH – KRISE ODER ERNEUERUNG?

Roger Wieck (New York), The Briconnet Hours: A Masterpiece Reconsidered

Eberhard König (Paris), Stundenbuch in der Krise: Das sogenannte Prayer Book der Claude de France in New York zwischen Talisman und Girdle Book

17:30–18:00 ABSCHLUSS

Die Anmeldung zum Kolloquium erfolgt über die Website der Veranstaltung:
https://buch1500.univie.ac.at/anmeldung-experiment-buch/

Quellennachweis:
CONF: Experiment Buch um 1500 – Spielräume für Künstler (Wien, 27-28 Sep 19). In: ArtHist.net, 06.09.2019. Letzter Zugriff 19.04.2024. <https://arthist.net/archive/21474>.

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