CFP 06.09.2019

Hein Heckroth: 1901–1970 (Giessen, 10 Jul 20)

Eingabeschluss : 04.10.2019

Dr. Semjon Aron Dreiling, Gießen

Hein Heckroth (1901-1970) – Bühnenbildner, Filmdesigner, Maler. Bausteine einer Werkbiografie

Workshop (Kunstgeschichte, Theaterwissenschaft, Medienwissenschaft und angrenzende Disziplinen), 10. Juli 2020, Justus-Liebig-Universität Gießen

[ENGLISH VERSION BELOW]

Der deutsch-britische Künstler Hein Heckroth (1901-1970) gehört nicht zu den kanonischen Gestalten der neueren Kunst-, Theater- und Filmgeschichte; dabei war er als Maler, als Bühnen- und Kostümbildner und als Produktionsdesigner von großer Prägekraft für zahlreiche künstlerische Projekte von internationaler Bedeutung.

Heckroth schuf die Ausstattung für bahnbrechende Werke wie das von Kurt Jooss choreografierte Tanzdrama Der grüne Tisch (1932), das im Concours International de Chorégraphie in Paris den ersten Preis gewann – eine Produktion, die in der Folgezeit durch Gastspiele und Tourneen weltweite Berühmtheit erlangte. Der legendäre Ballettfilm The Red Shoes (1948), der dem Exilkünstler Hein Heckroth den Oscar für das beste Szenenbild einbrachte, erhielt durch Heckroths Entwürfe sein Gepräge, noch bevor der englische Regisseur Michael Powell überhaupt auf den Plan trat.

Obwohl Heckroth seit 1956 als Ausstattungsleiter der Städtischen Bühnen in Frankfurt am Main vorwiegend für das Schauspiel, die Oper und den Tanz tätig war, verschaffte ihm der Weltruf, den er als Filmdesigner hatte, bis in die letzten Lebensjahre lukrative Gastengagements. Bis zu seinem Tod 1970 arbeitete Heckroth als Szenenbildner für zahlreiche deutsche und ausländische Filmproduktionen, darunter Das Spukschloß im Spessart (Kurt Hoffmann, 1960) und Die Dreigroschenoper (Wolfgang Staudte, 1962). Im August 1965 ging Heckroth für sechs Monate nach Hollywood, um Alfred Hitchcocks Politthriller Torn Curtain (1966) auszustatten.

Da Heckroth als Bühnengestalter und Szenenbildner über Jahrzehnte mit vielen Theater- und Filmgrößen – von Gründgens bis Hitchcock – aufs Engste zusammenarbeitete und als Maler bereits durch mehrere postume Ausstellungen geehrt wurde, nimmt es sich erstaunlich aus, dass die Landkarte seiner Werkbiografie noch voller weißer Flecken ist, die regelrecht darauf warten, endlich Farbe zu bekommen.

Eine quellenverpflichtete Biografie Hein Heckroths existiert nicht. Die Lebensskizzen, die nach Heckroths Tod vor allem in Ausstellungskatalogen publiziert worden sind, stützen sich auf die Angaben der Witwe Ada Heckroth sowie auf persönliche Bekanntschaft, ja, Freundschaft mit dem Verstorbenen. Den jeweiligen Anlässen entsprechend sind diese Lebensbilder skizzenhaft und nur in Ausschnitten belegt. Auch die biografischen Angaben in jüngeren Publikationen beruhen so gut wie nie auf Quellenstudien, sondern sind rein kompilatorisch.

In zeitlicher Nähe zu Heckroths 50. Todestag wird der Workshop dazu beitragen, diese Defizite zu mildern. Im Rahmen eines eintägigen Symposiums ist es nicht möglich, den „ganzen Heckroth“ zu vergegenwärtigen, wohl aber das Ganze im Fragment. Dieser Zugang scheint Heckroths Werk ohnehin angemessen: Seine internationale Biografie, seine Betätigung im Bereich „freier“ wie angewandter Kunst, traditioneller wie neuer Medien, materiell fixierter wie ephemerer Werke und seine chamäleonhafte Anverwandlung unterschiedlicher stilistischer und inhaltlicher Moderneausformungen legen es nahe, ihn als Künstlerpersönlichkeit mit Widersprüchen und Brüchen zu thematisieren.

Als mögliche Bausteine für eine historisch-kritische Werkbiografie Hein Heckroths ist eine Auseinandersetzung mit folgenden Themen und Fragestellungen besonders willkommen:

1.) Sichtung archivalischer Quellen zu Heckroths Lebensleistung im Rahmen einer kaum überschaubaren Zahl von Theater- und Filmproduktionen, die nicht nur an seinen zentralen Lebensstationen (Münster, Essen, London, Dartington, Frankfurt) projektiert bzw. realisiert wurden, sondern auch an vielen anderen Schauplätzen der europäischen Kulturgeografie: Düsseldorf, Köln, Göttingen, Berlin, Dresden, München, Wien, Cambridge, Glyndebourne, Mailand und so fort.

2.) Analysen ausgewählter Filme sowie exemplarische Untersuchungen, die Heckroths Bühnenräume, die in Entwürfen und Fotografien dokumentiert sind, im Kontext der zugehörigen Theateraufführungen in ihrer Wirkung und Bestimmung historisch bewerten.

3.) Untersuchungen der Bezüge zwischen Heckroths Malerei und seiner Arbeit für Theater und Film, die ausdrücklich den intermedialen Charakter seines Schaffens adressieren und historisch und/oder systematisch kontextualisieren.

Heckroths künstlerische Arbeit und seine Biografie lassen sich nur im Zwischenreich verschiedener Fächer erschließen. Der Call richtet sich daher an Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen ab der Promotionsphase, vor allem aus den Fächern Kunstgeschichte, Theaterwissenschaft und Medienwissenschaft, die interdisziplinär interessiert sind und arbeiten.

Tagungsbeiträge sollten eine Länge von 30 Minuten nicht überschreiten und können auf Deutsch oder Englisch gehalten werden.

Einreichung von Vorschlägen für Tagungsbeiträge (nicht länger als 300 Wörter) in deutscher oder englischer Sprache sowie einen kurzen Lebenslauf bis zum 04.10.2019 an: Barbara.Stommelkunstgeschichte.uni-giessen.de

Eine Mitteilung über die Annahme der Beiträge erfolgt bis zum 15.10.2019. Reisekosten können vorbehaltlich einer noch ausstehenden Förderzusage ganz oder in Teilen erstattet werden. Es wird keine Konferenzgebühr erhoben. Eine Publikation ist geplant.

Konzeption: Prof. Dr. Sigrid Ruby (Institut für Kunstgeschichte der Justus-Liebig-Universität Gießen); Dr. Marcus Kiefer (Hein-Heckroth-Gesellschaft Gießen e. V.)

Informationen und Kontakt: Dr. Marcus Kiefer, Hein-Heckroth-Gesellschaft Gießen e. V.
hein-heckroth-gesgmx.de
www.hein-heckroth-ges.de

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ENGLISH VERSION

Hein Heckroth (1901-1970) – stage designer, film designer, painter. A survey of his life and work

Workshop (Art History, Theatre Studies, Media Studies and related disciplines), 10 July 2020, Justus Liebig University, Giessen, Germany

The German-British artist Hein Heckroth (1901-1970) does not belong to the canonical figures of 20th century art, theatre and film history, despite the fact that as a painter and as a stage, costume and production designer he had tremendous influence on numerous artistic projects of international importance.

Heckroth created stage and costume designs for ground-breaking works such as the dance drama Der grüne Tisch (1932) choreographed by Kurt Jooss, which won first prize at the Concours International de Chorégraphie in Paris - a production that subsequently achieved worldwide fame through guest performances and tours. The legendary ballet film The Red Shoes (1948), winner of the Oscar for Best Production Design, was shaped by Heckroth's designs, even before the English director Michael Powell appeared on the scene.

From 1956 on Heckroth was active as the head of stage and costume design at the Städtische Bühnen in Frankfurt am Main, working mainly for drama, opera and dance. The worldwide reputation he had as a film designer repeatedly earned him lucrative guest engagements in that field as well. Until his death in 1970 Heckroth worked as a set designer for numerous German and foreign film productions, including Das Spukschloß im Spessart (Kurt Hoffmann, 1960) and Die Dreigroschenoper (Wolfgang Staudte, 1962). In August 1965 Heckroth went to Hollywood for six months to do the set for Alfred Hitchcock's political thriller Torn Curtain (1966).

Heckroth worked closely with various theatre and film celebrities - from Gustaf Gründgens to Hitchcock - and was honoured as a painter in several posthumous exhibitions. Hence, it comes as a surprise that accounts of his biography and oeuvre are still full of blank spots that are literally waiting to get coloured.

A detailed biography, based on primary sources and thorough research, simply does not exist. Some sketchy accounts of Heckroth's life, mainly published in exhibition catalogues after his death, rely on information provided by his widow, Ada Heckroth, as well as on personal acquaintance or friendship with the deceased. The biographical data rendered in recent publications rarely emanate from profound source studies and are usually compiled from diverse repositories.

Our workshop sets out to commemorate the 50th anniversary of the artist’s death and to attenuate the deficits in academic research on Heckroth. A one-day symposium naturally cannot recall the "whole Heckroth", rather the whole as a fragment. This approach seems appropriate to Heckroth's work anyway: his international biography, his activities in the field of "free" and applied art, traditional and new media, enduring and ephemeral works, his chameleon-like adaptation of different modernist styles and contents suggest that he should be perceived as an artist with many contradictions and breaches.

As a scaffolding or basis for a thorough analysis of Hein Heckroth's work, an examination of the following topics and questions appears particularly welcome:

1.) A study and review of archival sources on Heckroth's abundant number of theatre and film productions, which were not only projected or realised at his main stations of life (Münster, Essen, London, Dartington, Frankfurt), but also at many other European sites: Düsseldorf, Cologne, Göttingen, Berlin, Dresden, Munich, Vienna, Cambridge, Glyndebourne, Milan and so on.

2.) Analyses of particular films as well as exemplary studies of Heckroth's stage spaces, documented in drafts and photographs of theatrical performances, evaluating their historical impact and purpose.

3.) Studies of the relations between Heckroth's painting and his work for theatre and film, explicitly focussing on the intermedial character of his work and contextualising it historically and/or systematically.

Heckroth's artistic work and his biography can only be understood from the point of view of various disciplines. Therefore, this call for papers turns to researchers from the fields of art history, dramatics, theatre and media studies, from the doctoral/PhD phase onwards, who are interested in and deal with an interdisciplinary approach.

Presentations can be given either in German or English with a maximum length of 30 minutes.

Please submit proposals for conference papers (no longer than 300 words) in German or English and a short curriculum vitae until 4 October 2019 to the following address: Barbara.Stommelkunstgeschichte.uni-giessen.de

We hope to notify successful applicants by 15 October 2019. Travel expenses and costs for accommodation will be covered subject to a successful application for funds. Registration for the conference will be free of charge. We plan to publish a volume of conference proceedings.

Organizers: Prof. Dr. Sigrid Ruby (Institute for Art History, Justus Liebig University, Giessen); Dr. Marcus Kiefer (Hein Heckroth Society, Giessen)

Information and contact: Dr. Marcus Kiefer, Hein-Heckroth-Gesellschaft Gießen e. V.
hein-heckroth-gesgmx.de
www.hein-heckroth-ges.de

Quellennachweis:
CFP: Hein Heckroth: 1901–1970 (Giessen, 10 Jul 20). In: ArtHist.net, 06.09.2019. Letzter Zugriff 25.04.2024. <https://arthist.net/archive/21422>.

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