CFP 13.02.2019

Prosthesis in Early Modern Art and Science (Munich, 21 Jun 19)

Munich, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, 21.06.2019
Eingabeschluss : 15.03.2019

Marisa Mandabach

The Body Beyond Itself: Prosthesis in Early Modern Art and Science (Munich, 21 June 2019)

Munich, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, June 21, 2019
Deadline: March 15, 2019

Organizers: Ulrich Pfisterer, Marisa Mandabach, and Bernhard Seidler (Ludwig-Maximilians-Universität, München) (Teilprojekt “Fürst der Sinne,” DFG-Forschergruppe Natur in Politischen Ordnungsentwürfen, LMU München)

[For German version please scroll down]

Even before Ambroise Paré’s (ca. 1510-1592) early descriptions of prosthetic limbs—including a mechanical hand created for a French army captain that allegedly led him to victory—artists, doctors, and engineers were probing the limits of the natural body and finding ways of supplementing, extending or correcting it. The prosthetic forearms of the Franconian knight, mercenary soldier and poet Gottfried von Berlichen (1480-1562) earned him the nickname “Götz of the Iron Hand.” Already Pliny the Elder had told the story of a Roman general who replaced his severed right hand with a prosthetic one made of iron.

Early Modern and ancient prosthetics were thus often a means of restoring or even enhancing military power and strength; the soldier’s missing limb finds new life as a mechanical tool or weapon. Such a mechanization of the body was already present in the elaborate suits of armor worn in battle or tournaments. Yet it is also found in the Early Modern fascination with automata, which aimed to blur the lines completely between body and machine. And the numerous beggars that populate the scenes of Early Modern painting with their crude wooden canes, crutches, and prosthetic legs show that such tools of the body could signify in very different ways depending on the types of bodies they corrected or replaced.

Our workshop will define prosthetics broadly: from artificial limbs to canes, crutches, false teeth, eyeglasses, armor, weapons, wigs, prosthetic beards, and a range of other extensions or replacements of the body and its parts. However, rather than prostheses themselves, we are interested in Early Modern prosthesis as a fluid conceptual category: an artificial or technological interface between the body and the world. How did scientific inquiries into prosthetics change ideas about the body, its limitations and possibilities? How did conceptions of prosthesis vary along class lines? What was the relationship between body-enhancement and masculinity or femininity? How was prosthesis visualized by artists and what was its relationship to concepts of the image itself, especially in portraiture—another extension or replacement of the body? What was the role of prosthesis in artistic practice and identity, for instance in artists’ tools or the myth of the wings crafted by Daedalus? Such a theme is relevant not only to histories of illness and disability studies but also to broader current questions about the technological singularity and related theories of trans- and posthumanism.

We therefore aim at a better understanding of the Early Modern “prosthetic body,” which hovers between nature and technology. Please send CVs and abstracts of no longer than 300 words for circa 20-minute presentations to marisa.mandabachlmu.de and bernhard.seidlerkunstgeschichte.uni-muenchen.de no later than March 15, 2019. Papers can be in English or German. The costs of travel and lodging will be reimbursed.

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Lange bevor der französische Chirurg und Anatom Ambroise Paré (ca. 1510-1592) eine der ersten Abhandlungen über medizinische Prothesen schrieb – nicht ohne die Geschichte eines französischen Generals mitzuteilen, dem seine Handprothese sogar zum Sieg verholfen habe –, experimentierten Ärzte, Ingenieure und Künstler mit den Grenzen des Körpers und fanden Wege und Mittel, ihn zu erweitern, zu unterstützen oder zu korrigieren. Dem fränkischen Reichsritter Götz von Berlichingen (1480-1562) etwa brachte sein eigens für ihn gefertigter mechanischer Vorderarm den Spitznamen „Götz mit der eisernen Hand“ ein, und auch Plinius erwähnt einen römischen General, der seine verletzte rechte Hand mit einer eisernen Prothese ersetzt habe.

Dementsprechend tritt die Prothetik auch in der Frühen Neuzeit häufig da auf, wo es gilt, militärische Kraft und Stärke wiederherzustellen und zu vergrößern; verlorene oder fehlende Gliedmaßen kehren hier als Werkzeug oder Waffe zurück. Die damit einhergehende Mechanisierung des Körpers kennzeichnet bereits die Rüstungen und Harnische, die im Kampf getragen wurden, ebenso wie die frühneuzeitlichen Automaten, welche oft bewusst mit der Grenze zwischen Maschine und menschlichem Körper spielen. Die körperlich versehrten Bettler hingegen, die auf hölzernen Krücken, Gehhilfen und Beinprothesen die europäische Malerei bevölkern, machen deutlich, wie sehr Bedeutung und Konnotation der Prothese nicht nur davon anhängen, welches Körperteil sie ersetzt, sondern auch davon, welcher Körper sie trägt.

Unser workshop möchte dazu eine breite Definition von Prothetik annehmen: von künstlichen Gliedmaßen, Augengläsern und Krücken, Malstöcken, Gartenschaufeln bis zu Perücken interessieren uns alle Erweiterungen des Körpers und Ersatzteile für ihn. Jene Formen frühneuzeitlicher Prothetik möchte der workshop insbesondere als technologische Schnittstelle zwischen Körper und Welt und mithin als Kategorie des fließenden Übergangs zwischen beiden untersuchen. Wie hat die Wissenschaft der Prothese die Ideen vom Körper, seinen Begrenzungen und Möglichkeiten verändert? Wie unterschied sich der Begriff in verschiedenen sozialen Klassen? Wie verhielt sich Körperverbesserung zu Konzepten von Männlichkeit und Weiblichkeit (in Anbetracht der ungleichen Prothetik)? Wie wurden Prothesen von Künstlern ins Bild gesetzt und was war ihr Verhältnis zum Bildkonzept, speziell im Portrait – noch eine Erweiterung des Körpers oder ein Ersatz für ihn? Welche Rolle spielte die Prothetik in der künstlerischen Praxis, bei Werkzeugen und Utensilien des Künstlers oder seiner prototypischen Identität als Daedalus? In einer Zeit, in welcher der menschliche Körper von den Möglichkeiten des body enhancement immer stärker herausgefordert wird, erscheint dieses Thema nicht nur für die Medizingeschichte und disability studies relevant, sondern auch für allgemeinere gesellschaftliche Fragen (etwa zu Ideen der technologischen Singularität und verwandten Theorien von Trans- und Posthumanismus).

Insofern streben wir im Rahmen eines interdisziplinären Workshops ein besseres Verständnis des frühneuzeitlichen „prosthetic body“ an, der ständig zwischen Natur und Technik changiert. Dazu bitten wir um Einsendung eines Abstracts in der Länge von max. 300 Wörtern für einen 20minütigen Vortrag sowie eines kurzen CV bis zum 15.03.2019. Die Kosten für Anreise und Übernachtung der Vortragenden werden übernommen.

Quellennachweis:
CFP: Prosthesis in Early Modern Art and Science (Munich, 21 Jun 19). In: ArtHist.net, 13.02.2019. Letzter Zugriff 19.04.2024. <https://arthist.net/archive/20161>.

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