töten.
Darstellbarkeit eines
Prozesses?
Nachwuchswissenschaftler Symposium
7. Oktober 2011
Gibt es ein universales Wesen des Tötens? Wann beginnt die eigentliche Handlung des Tötens und endet sie mit dem biologischen Tod? Ist der Augenblick der Tat der eigentliche Akt des Tötens oder beginnt er bereits mit dem Gedanken daran? Lebewesen können getötet werden – doch wie verhält es sich mit der bildenden Kunst? Kann auch sie getötet werden? Und können Kunstwerke selbst als Waffen oder Bedrohung den Rezipienten an Seele, Leib und Leben gefährden? Wann sprechen wir also vom Töten?
Der Tod ist ein häufiges Thema in der bildenden Kunst. Zumeist bezeugt das Kunstwerk das Ende des Lebens, fungiert(e) als mahnendes Symbol der abendländischen Kultur, als Synonym der Vergänglichkeit des sterblichen Leibes oder dient als Verweis in den Bereich des Transzendentalen. Ebenso spielt die Person des Toten eine wesentliche Rolle für seine Bedeutung. Mit der Popularität steigt die Bedeutung des Todes. Im Gegensatz zum Tod, der als Terminus ein zeitlich bereits abgeschlossenes Ereignis beschreibt und damit passiv ist, ist Töten ein noch offener, prozessualer (Handlungs-)akt. Ein wesentlicher Unterschied der Begriffe liegt daher in der Zeitlichkeit, im während, das im Töten impliziert ist und bei dem das danach noch diffus ist. Folgt man der These des Mathematikers und Philosophen Charles Sanders Peirce, dann sind nicht die bildliche Darstellung und ihr Objekt einander ähnlich, sondern eine Idee des Objektes, die er als „Vorstellungsbild“ bezeichnet. Demnach entwerfen primär Fotografien eine Wirklichkeit anstatt sie abzubilden. Sobald das Töten medial erfasst wird, erfährt der Prozess eine Wandlung, die zu seinem Stillstand führt und die jeder Betrachter zur individuellen Vorstellung transformiert. Existiert überhaupt die Möglichkeit einer visuellen Umsetzung des englischen killing, das in seiner Beschreibung eines Verlaufes ohne Beginn und ohne Umkehr in der deutschen Sprache kein Äquivalent zum „present continuous“ besitzt?
Ausgehend von der bildenden Kunst gibt die Tagung mögliche Antworten und stellt neueste Forschungsergebnisse junger NachwuchswissenschaftlerInnen vor.
Programm
10.00 Uhr
Prof. Dr. Doris Schuhmacher-Chilla | Lehrstuhlinhaberin für Kunsttheorie, Institut für Kunst und Kunsttheorie, Universität zu Köln
Begrüßung
10.15 Uhr
Nadia Ismail M. A. | wissenschaftliche Mitarbeiterin Lehrstuhl für Kunsttheorie, Institut für Kunst und Kunsttheorie, Universität zu Köln
Einführung
10.30 Uhr – 11.00 Uhr
Anita Hosseini M. A. | Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes
Spektakuläre Experimente oder das Spiel mit Leben und Tod
11.00 Uhr – 11.15 Uhr: Diskussion
11.15 Uhr – 11.45 Uhr
Katrin Weleda M. A. | wissenschaftliche Mitarbeiterin Emmy Noether-Nachwuchsgruppe „Form und Emotion“, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Je perds une tête – J‘en trouve une: Enthauptung als prozessualer Handlungsakt
11.45 Uhr – 12.00 Uhr: Diskussion
12.00 Uhr – 12.30 Uhr
Dr. des. Anna Pawlak | wissenschaftliche Mitarbeiterin Kunsthistorisches Institut, Köln
Visuelle Archive des Tötens. Die öffentliche Hinrichtung als Bildereignis in der Frühen Neuzeit
12.30 Uhr – 12.45 Uhr: Diskussion
12.45 Uhr – 14.00 Uhr: Mittagspause
14.00 Uhr – 14.30 Uhr
Philipp Ruch M. A. | Stipendiat Kolleg-Forschergruppe „Bildakt und Verkörperung“
Die Evolution der Bilder. Zur Bildaktivität von Genoziden
14.30 Uhr – 14.45 Uhr: Diskussion
14.45 – 15.15 Uhr
Nadia Ismail M. A. | wissenschaftliche Mitarbeiterin Lehrstuhl für Kunsttheorie, Institut für Kunst und Kunsttheorie, Universität zu Köln
Töten als (performativer) Akt der Befreiung. Die rituelle Tötung der Roberta Breitmore durch Lynn Hershman
15.15 Uhr – 15.30 Uhr: Diskussion
15.30 Uhr – 16.00 Uhr
Maike Brochhaus | Promovierende der Kunstgeschichte, Universität Siegen
Bruce LaBruce tötet
16.00 Uhr – 16.15 Uhr: Diskussion
16.15 Uhr – 16.45 Uhr: Pause
16.45 Uhr – 17.15 UhrDr. des. Lena Fritsch | wissenschaftliche Volontärin, Generaldirektion der Staatlichen Museen zu Berlin
Tod und Töten im fotografischen Bild: Izima Kaorus Landscapes with a Corpse (seit 1993) und Yann Tomas Crimes sur Commande (1998-2005)
17.15 Uhr – 17.30 Uhr: Diskussion
17.30 Uhr – 18.00 Uhr
Petra Pechtheyden | Studentin der Kunstgeschichte, Universität zu Köln
Töten in immersiven Räumen
18.00 Uhr – 18.15 Uhr: Diskussion
18.15 – 19.00 Uhr
Abschlussdiskussion
Veranstalter:
Institut für Kunst und Kunsttheorie der Universität zu Köln
Lehrstuhl für Kunsttheorie
Prof. Dr. Doris Schuhmacher-Chilla
Konzept & Realisation:
Nadia Ismail M.A.
wissenschaftliche Mitarbeiterin, Institut für Kunst und Kunsttheorie der Universität zu Köln
Veranstaltungszeit / -ort:
Fr. 7.Oktober 2011 / 10.00 – 19.00 Uhr
Theaterraum (R.235/ 2.OG) der Humanwissenschaftlichen Fakultät am Institut für
Kunst und Kunsttheorie der Universität zu Köln
Gronewaldstr. 2, D-50931 Köln
kunst.uni-koeln.de
Um Anmeldung wird gebeten unter nadia.ismailuni-koeln.de
+49 177.45 42 606
Universität zu Köln
Quellennachweis:
CONF: toeten. Darstellbarkeit eines Prozesses? (Koeln, 7 Oct 2011). In: ArtHist.net, 18.09.2011. Letzter Zugriff 29.03.2024. <https://arthist.net/archive/1867>.