ANN 30.03.2015

Kunsthistoriker und der Erste Weltkrieg (Berlin, 29 Apr- 15 Jul 15)

Humboldt-Universität, Institut für Kunst- und Bildgeschichte, Hörsaal 3075, Hauptgebäude der HU, Unter den Linden 6, 29.04.–15.07.2015

Pablo Schneider

Inter arma silent musae? Kunsthistoriker und der Erste Weltkrieg

Ringvorlesung des Instituts für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin
Mittwochs, 18:00 – 20:00

Kontakt: ikb-sekretariatculture.hu-berlin.de

1917, im dritten Jahre des Ersten Weltkrieges, folgerte Wilhelm von Bode, der Generaldirektor der Königlich Preußischen Museen zu Berlin: „Inter Arma Silent Musae“. Dass die Musen kein Gehör mehr finden, war nicht als pazifistischer Gedanke zu verstehen, sondern berichtet von den veränderten Lebens- und Arbeitsbedingungen in diesen Zeiten. Der größte Teil der an Museen, Forschungseinrichtungen und Universitäten tätigen Kunsthistoriker stand, nicht von der öffentlichen Meinung abweichend, dem Kriegsausbruch wohlgesonnen gegenüber. Sie meldeten sich freiwillig, wurden einberufen oder bedauerten ostentativ, nicht als tauglich eingestuft zu werden. Max Raphael hingegen diente trotz tiefster innerer Ablehnung des Kriegs, bevor er es 1917 wagte, in die Schweiz zu desertieren. Die Zerteilung Europas durch die Frontverläufe zerstörte Forschungszusammenhänge, die später erst wieder schrittweise aufgebaut werden mussten. Doch weckte der Krieg auch Begehrlichkeiten, Sammlungsbestände zu „vervollständigen“. Dass sich Nationen auch mittels spezifischer Stilformen als solche definierten, betraf die kunsthistorische Forschung unmittelbar.
Die Ringvorlesung wird sich sowohl mit der Rolle von Kunsthistorikern im Ersten Weltkrieg befassen, als auch die politischen und sozialen Veränderungen nach dem Ende des Krieges in die Betrachtung mit einbeziehen. Denn diese, so die Hypothese, haben nicht nur Lebensläufe verändert, sondern Methoden der Kunstgeschichte nachhaltig beeinflusst.

29. April 2015
Gereon Sievernich (Berlin)
1918

13. Mai
Nikola Doll (Berlin)
Zwischen Kunstschutz und Forschung. Deutsche Kunstgeschichte in Belgien und Frankreich 1914-1918

20. Mai
Beate Störtkuhl (Oldenburg)
Entdeckungen und Vereinnahmungen einer „terra incognita“. Deutsche Kunsthistoriker im Generalgouvernement Warschau und im Land Ober Ost

27. Mai
Stefan Trinks (Berlin)
Über die Gräben. Adolph Goldschmidt und die europäische Kunstgeschichte

3. Juni
Petra Winter (Berlin)
Zum Kriegsdienst einberufen. Direktoren der Königlichen Museen zu Berlin während des Krieges

10. Juni
Michael Diers (Berlin / Hamburg) und Steffen Haug (Berlin)
„Ich bin Bild-, nicht Kunsthistoriker.“ Warburg, der Weltkrieg und die Wende in der Wissenschaft

17. Juni
Pablo Schneider (Berlin)
„mit Geistigem anstatt mit Geschossen“ – Fritz Saxl in den Jahren zwischen 1914 und 1920

24. Juni
Ingrid Scheurmann (Dortmund)
Konservieren? Nicht restaurieren? Paul Clemen und die deutsche Denkmalpflege im Ersten Weltkrieg

1. Juli
Thomas Rudert (Dresden)
Den Louvre aufteilen. Der Dresdner Galeriedirektor Hans Posse im Ersten Weltkrieg

8. Juli
Annette Dorgerloh (Berlin)
Reims und Die Kathedrale des 20. Jahrhunderts – Film und ikonographische Tradition

15. Juli
Horst Bredekamp (Berlin)
Die Beschießung der Kathedrale von Reims im September 1914 und die Folgen

Quellennachweis:
ANN: Kunsthistoriker und der Erste Weltkrieg (Berlin, 29 Apr- 15 Jul 15). In: ArtHist.net, 30.03.2015. Letzter Zugriff 25.04.2024. <https://arthist.net/archive/9883>.

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