CONF 15.09.2014

Skandinavien in den Kulturen des Baltikums (Bad Homburg v. d. H., 16-17 Oct 14)

Werner Reimers Stiftung, Am Wingertsberg 4, 61348 Bad Homburg vor der Höhe, 16.–17.10.2014
Anmeldeschluss: 05.10.2014

Ulrike Nürnberger

Homburger Gespräch 2014

Wissenschaftliche Tagung der Böckler-Mare-Balticum-Stiftung

Leitung: Dr. Arnold Bartetzky, GWZO, Leipzig und Dr. Janis Kreslins, Königliche Bibliothek zu Stockholm/Nationalbibliothek von Schweden

Vorbild – Topos – Mythos: Skandinavien in den Kulturen des Baltikums im 20. und 21. Jahrhundert

Seit Jahrhunderten bestehen enge kulturelle Beziehungen zwischen dem östlichen Ostseeraum und Skandinavien. Bereits in Spätmittelalter und Frühneuzeit hinterließen skandinavische Künstler und Handwerker vielfältige Spuren auf dem Territorium der heutigen baltischen Republiken und in benachbarten Regionen.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts nahm das Vorbild Skandinavien jedoch besondere ideologische, zum Teil auch dezidiert politische Konnotationen an. In den Jahren nach 1900 wurde eine skandinavisch inspirierte Nationalromantik zum architektonischen Idiom nationaler Emanzipation baltischer Völker. In der Phase der ersten Unabhängigkeit nach 1918 blickten die neuen baltischen Staaten auf der Suche nach kulturellen Leitbildern für die Entwicklung einer nationalen Identität vielfach nach Skandinavien. In bildender Kunst, Architektur und Design nahm die baltische Moderne eine skandinavische Färbung an. Skandinavien diente aber nicht nur als reales Vorbild, sondern auch als Topos in der Kunsthistoriographie und in der kulturellen Selbstverortung des Baltikums.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kappte die Sowjetherrschaft für einige Jahrzehnte viele gewachsene Verbindungen und Vermittlungswege. Doch das Baltikum war gegenüber Skandinavien weniger abgeschottet als gegenüber Westeuropa, und die skandinavischen Vorbilder behielten ihre Strahlkraft. Neue Vitalität gewann die baltisch-skandinavische Wahlverwandtschaft mit der Wiedererlangung der staatlichen Unabhängigkeit nach dem Zerfall der Sowjetunion. Sie wirkt sich auf Kunst und Architektur aus, ebenso wie auf verschiedene andere Kulturbereiche unter Einschluss politischer und sozialer Ideen.
Das Homburger Gespräch 2014 nimmt sowohl die reale Vorbildwirkung Skandinaviens und die nachweisbaren kulturellen Kontakte als auch und vor allem die Bedeutung des Topos und mitunter auch Mythos Skandinavien für die Konstruktion identitätsstiftender Narrative in den Blick. Einen Bogen vom frühen 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart schlagend, richtet es das Interesse vorwiegend auf bildende Kunst und Architektur, aber auch auf andere Segmente kultureller Produktion und Reflexion.

Programm

Donnerstag, 16. Oktober 2014

16:00
Begrüßung: Wolfgang R. Assmann, Vorsitzender des Kuratoriums, und Dietmar Popp, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der Böckler-Mare-Balticum-Stiftung

Arnold Bartetzky: Baltikum und Skandinavien – eine Wahlverwandtschaft. Zur Einführung

16:30–18:00
1. Sektion: Baltisch-skandinavische Mental Maps
Moderation: Dietmar Popp

Jörg Hackmann: Warum Estland (k)ein nordisches Land ist. Estnische kulturelle und politische Orientierungen nach Nordeuropa

Krista Kodres: Wem gehört die Kunstgeschichte? Der Wettkampf der Identitätskonstruktionen in den 1920er und 1930er Jahren in Estland

Kommentar: Andreas Fülberth

18:00–19:30
Abendimbiss für Tagungsteilnehmer

19:30
Janis Kreslins: Abendvortrag
„In Holz gemeißelt, flüchtig wie ein Flügelschlag“:
Die Grundstimmung des Modernismus in Skandinavien und im Baltikum

Moderation: Wolfgang R. Assmann

Anschließend kleiner Empfang

Freitag, 17. Oktober 2014

10:00–12:00
2. Sektion: Kunstbeziehungen im frühen 20. Jahrhundert und in der Zwischenkriegszeit
Moderation: Aleksandra Lipinska

Lidia Gluchowska: Verbreitung der Skandinavien-Mode im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert im Ostseeraum: der Fall Stanislaw Przybyszewski

Aija Braslina: Die Kunstbeziehungen Lettlands mit Skandinavien in der Phase der ersten Unabhängigkeit (1918–1940)

Natalja Jevsejeva: Rezeption der schwedischen modernen Malerei im Werk der lettischen Künstlerin Alexandra Belzova (1892–1981)

Kommentar: Ojars Sparitis

12:00-13:30 Mittagessen in der Werner Reimers Stiftung

13:30–17:00
3. Sektion: Vorbild Skandinavien in Architektur, Städtebau und Design der Moderne
Moderation: Rafal Makala

Andreas Fülberth: Wie skandinavische Vorbilder baltische Rathausentwürfe der 1930er Jahre beeinflussten

Juliane Aleithe: Schwedenbild und Schwedendesign in beiden deutschen Staaten nach 1949

Lilian Hansar: Skandinavische Reflexionen im estnischen Städtebau

15:00-15:30 Kaffeepause

Marija Dremaite: Nordic Impact on Modern Architecture in Lithuania in the 1960s

Felix Ackermann: The Scandinavian Argument. Nationalizing Baltic Soviet Modern Architecture

Kommentar: Arnold Bartetzky
Schlusswort: Dietmar Popp

Um Anmeldung wird gebeten (Deadline: 5. Oktober 2014): anmeldungboeckler-mare-balticum-stiftung.de

Quellennachweis:
CONF: Skandinavien in den Kulturen des Baltikums (Bad Homburg v. d. H., 16-17 Oct 14). In: ArtHist.net, 15.09.2014. Letzter Zugriff 18.04.2024. <https://arthist.net/archive/8396>.

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