CFP 24.02.2014

Der Erste Weltkrieg als Zäsur? (Kassel, 16-17 Oct 14)

Kassel, 16.–17.10.2014
Eingabeschluss : 25.04.2014

Dr. Stefanie Hennecke

Der Erste Weltkrieg als Zäsur? Kontinuitäten und Brüche in der deutschen Architektur, Stadt- und Freiraumplanung

» Es ist wohl vielen Künstlern so gegangen, dass sie sich aus unbewussten Gründen nach dem Kriege künstlerisch anders ausdrückten wie vorher. (…) Ich merkte mit einer Art innerem Staunen, dass ich eine neue Sprache beherrschte, in der ich nur mit den Mitteln der Gruppierung, der Proportion, der Lichtführung und der Farbe alles auszusprechen vermochte, was mir am Herzen lag.«
Fritz Schumacher, Stufen des Lebens. Erinnerungen eines Baumeisters, 1935

Im Jahr 2014 steht der Erste Weltkrieg im Zentrum einer Vielzahl von Veranstaltungen und Symposien im In- und Ausland. Mit der Konferenz „Der Erste Weltkrieg als Zäsur? Kontinuitäten und Brüche in der deutschen Architektur, Stadt- und Freiraumplanung“ wollen wir in diesem breiten Spektrum die Frage nach der Bedeutung des Ersten Weltkrieges für die Planungsdisziplinen stellen.

In mehreren Betrachtungsmaßstäben – von der Stadt, über das Gebäude bis zum öffentlichen Raum – sollen durch interdisziplinäre Zugänge die Vielzahl neuer Bauanlässe und Planungsszenarien und ihre politischen, wirtschaftlichen und soziokulturellen Bezüge analysiert werden. Wir fragen nach den prägenden Momenten sowohl der Kriegserfahrungen als auch der Kriegsfolgen in der deutschen Planungsgeschichte. Im Hinblick auf die Konferenzbeiträge und die geplante Publikation soll diese Kernfrage im Zentrum der Auseinandersetzungen mit den Themen stehen.

In welchem Umfang bedingte und formte der Erste Weltkrieg die Arbeit von Städtebauern, Architekten, Gartenarchitekten und Freiraumplanern noch weit über die Kriegsjahre hinaus? In welcher Weise und mit welchen Konsequenzen werden Kontinuitäten und Brüche aus den Vorjahren und Kriegserfahrungen prägend für die Entwicklung der Planungsdisziplinen? Wie ändern oder radikalisieren sich Haltungen in Bezug auf Planung? Welche Positionen, Strategien und Taktiken entwickeln sich aus den Erfahrungen, die in den „Materialschlachten“ des hochtechnisierten Ersten Weltkriegs gemacht wurden? Wie wurden neue militärische Praktiken, wie etwa die Luftbildfotografie, in zivile Planungsdiskurse übertragen? Was war durch die „neue Sprache“ zu vermitteln, die der oben zitierte Hamburger Baudirektor Fritz Schumacher durch den Krieg erlernt hatte? Die folgende nicht abschließende Auflistung möglicher Themen kann als Anregung für das anvisierte Spektrum der Konferenz angesehen werden:

Planungskultur:
- Vom Hof zum Haus – Von der kaiserlichen Kulturpolitik zur sozialen Planungskultur
- Industrie, Gestalt und Weltmarktgeltung – Der Deutsche Werkbund im Übergang
- Wiederaufbau oder Neuanfang – Die Erfahrung mit kriegszerstörten Städten und Landschaften
- Autonomie, Wirtschaft und Wettbewerb – Großprojekte in der Kommunalwirtschaft

Lebenswelt:
- Utopie und Dystopie – Das Verhältnis zu Technik und Natur
- Lebensentwürfe und Wohnmodelle – Reformansätze und Wertvorstellungen
- Lange Bärte und Bubikopf – PlanerInnenbiografien und Gendergerechtigkeit
- Regional, National, Global – Identität und Heimat, Gesundheit und Tradition

Planungspolitik:
- Der Staat als Bauherr – Repräsentation von Kommune, Reich und Republik
- Verbände, Institutionen und das Individuum – Öffentlichkeiten im Sozial- und Stadtraum
- Wechselwirkungen – Kolonialplanungen und Kolonialstädte im Umbruch
- Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten – Amerikanisierung und Rationalisierung

Es sollen jüngere und jüngste Forschungsarbeiten aus dem Bereich der Architektur, Freiraum- und Stadtplanung, der Kunst- und Kulturwissenschaften und der Geschichte präsentiert werden. Wir richten uns sowohl an den wissenschaftlichen Nachwuchs als auch an etablierte Forscherinnen und Forscher im In- und Ausland.

Wir freuen uns über die Einreichung eines Abstracts (3000 Zeichen, Sprache: deutsch) und eines kurzen CV (maximal 1 Seite) bis zum 25. April 2014. Bitte senden Sie Ihre Unterlagen sowohl als PDF als auch als Word-Dokument unter dem Stichwort „Kontinuitäten und Brüche“ an henneckeuni-kassel.de. Auswahl und Benachrichtigung erfolgen im Juni 2014. Die Konferenzsprache ist deutsch. Für die Vorträge auf der Konferenz ist eine Dauer von ca. 20 Minuten vorgesehen. Eine Veröffentlichung der Konferenzbeiträge ist geplant.

Konzipiert von:
Prof. Dr. Stefanie Hennecke, Universität Kassel, Fachgebiet Freiraumplanung
Dr. Thorsten Dame, DFG-Alumni, Center for Metropolitan Studies, TU Berlin
Patrick C. Hege, DFG Fellow, Center for Metropolitan Studies, TU-Berlin

Quellennachweis:
CFP: Der Erste Weltkrieg als Zäsur? (Kassel, 16-17 Oct 14). In: ArtHist.net, 24.02.2014. Letzter Zugriff 20.04.2024. <https://arthist.net/archive/7070>.

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