CFP 03.09.2013

LaborARTorium (Munich, 6-7 Dec 13)

München, 06.–07.12.2013
Eingabeschluss : 01.10.2013

Alice Klose

Call for Papers
LaborARTorium - Forschung in Kunst und Wissenschaft

Kunst forscht, aber wie? Ist Wissenschaft virtuos? Braucht Kunst
Fußnoten? Forschung ist nach der Definition der UNESCO "jede kreative
systematische Betätigung zu dem Zweck, den Wissensstand zu erweitern"
(Julian Klein). Aber was ist kreativ, was ist systematisch und wessen
Stand, welches Wissens wird hier überhaupt verhandelt?

Kunst kann auf wissenschaftlicher Forschung aufbauen: Die Entwicklung
neuer ästhetischer Verfahren geht Hand in Hand mit
technisch-wissenschaftlichen Neuerungen, die sich in neuen Medien und
Materialien von der Camera obscura über den Buchdruck bis zum
Synthesizer und zur Aerosoldose niederschlagen. Umgekehrt führen die
Versuche, künstlerische Verfahren in wissenschaftliche Kontexte zu
integrieren zum Nachweis der beruhigenden Wirkung klassischer Musik,
aber auch zu kontroversen Fachdiskussionen um den sogenannten
Mozart-Effekt. Jenseits dieses offensichtlichen Zusammenhanges können
auch wissenschaftliche Methoden in künstlerische Prozesse übertragen
werden, beispielsweise in den Experimental-Ästhetiken der historischen
Avantgarden. Aber - um zur Ausgangsfrage zurückzukehren - wie forscht
Kunst mit ihren eigenen Mitteln?

Welches Wissen wird in der Kunst produziert? Hat es eine spezifische
Qualität, ist es ein fühlbares und gefühltes Wissen? Greift Baumgartens
Unterscheidung zwischen sinnlicher und rationaler Erkenntnis noch? Und
lässt sich dieses Wissen vom Werk oder vom künstlerischen Prozess
trennen? Kann es kommuniziert werden oder wird es erst in der Rezeption
generiert? Und kann der künstlerische Wahrnehmungsprozess in andere
Darstellungsformen übersetzt werden?

Nach dem französischen Philosophen und Schriftsteller Alain Badiou ist
Kunst ein Wahrheitsverfahren, das Wissen als singuläre und immanente
Erkenntnis konstruieren kann. Diese Fähigkeit teilt sie nach Badiou mit
der Wissenschaft, aber auch mit der Politik und der Liebe. Doch wo
liegen die Grenzen, Differenzen, Schnittstellen zwischen Kunst und
Wissenschaft? Und kann der Forschungsbegriff in diesem "Zwischen"
angesiedelt werden?

Welche Rolle spielen Konventionen und Institutionen bei der
Festschreibung der Sphären von Kunst und Wissenschaft? Von der Alchemie
über die Physiognomie und den Sozialdarwinismus bis hin zur
extraterrestrischen Mineralogie zeigt sich immer wieder die Abhängigkeit
wissenschaftlicher Disziplinen von ihren Epistemen. Tatsächlich ist die
aufklärerische Differenzierung von Kunst und Wissenschaft konstruiert:
Beispielsweise war die Grenze zwischen utopischer Poiesis möglicher
Welten und Modellbildungen in der Zukunftsforschung, zwischen Dystopie
und Katastrophenszenario, schon immer fließend. Wo kann also
Wissenschaft künstlerisch werden, wo Kunst wissenschaftlich? Das
Symposium will den Begriff Kunstwissenschaft wörtlich nehmen und die
Frage stellen, wie Kunst und Wissenschaft in ihrem forschenden Tun
vereint werden können.


Das Symposium spricht Promovierende der Geistes- und Naturwissenschaften
sowie Künstler aller Sparten an. Die Teilnahme ist mit
wissenschaftlichen Vorträgen und Performances, Ausstellungen etc.
möglich. Besonders willkommen sind gemischte Formate, beispielsweise
Lecture Performances.

Bitte reichen Sie wissenschaftliche, künstlerische oder gemischte
Formate mit Konzept, Technical Rider und - wenn vorhanden -
Videoaufzeichnung oder sonstiger Dokumentation ein.
Themenvorschläge für einen zwanzigminütigen, wissenschaftlichen Vortrag
in deutscher oder englischer Sprache sind bitte als Abstract von max.
400 Wörtern in Form eines nicht geschützten PDF-Dokuments mit
beigefügtem Lebenslauf einzureichen.


Alle Materialien sind bis zum 1. Oktober 2013 einzureichen unter:
laborartoriumlrz.uni-muenchen.de
Oder per Post an folgende Adresse zu schicken:

Ludwig-Maximilians-Universität München
Promotionsprogramm ProArt
Dr. Miriam Drewes
Zentnerstraße 31 (Raum 014)
D-80798 München

Quellennachweis:
CFP: LaborARTorium (Munich, 6-7 Dec 13). In: ArtHist.net, 03.09.2013. Letzter Zugriff 23.04.2024. <https://arthist.net/archive/5783>.

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