CFP 27.04.2013

Räume der Kunstgeschichte (Wien, 8-10 Nov 13)

MAK Wien, 08.–10.11.2013
Eingabeschluss : 31.05.2013

Verband österreichischer Kunsthistoriker_innen

16. Tagung des Verbandes österreichischer Kunsthistorikerinnen und
Kunsthistoriker vom 8. bis 10. November 2013 im MAK Wien

Räume der Kunstgeschichte

Unter dem Thema Räume der Kunstgeschichte gestalten die im Verband
zusammengeschlossenen und im Vorstand repräsentierten fünf Kurien
jeweils eine Sektion des Tagungsprogramms zu kurienspezifischen Themen
und Problemen. Dabei kommt dem Raumbegriff eine mannigfaltige Bedeutung
zu: Raum als Freiraum und begrenzter Raum des kunsthistorischen Denkens
und Forschens in historischen und gegenwärtigen Konnotationen. Raum als
architektonischer Raum, Bildraum, Bühnenraum, der zum Thema
kunsthistorischer Forschung wird. Raum als Metapher für die Breite der
Aufgabengebiete, in denen heute Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker
tätig sind und für die sie ausgebildet werden. Eine Reihe von
Fachexkursionen und geführten Besichtigungen rundet das Tagungsprogramm
ab.

Die 16. Tagung des Verbandes steht zudem im Zeichen des 30-jährigen
Bestehens des Vereines. Im Sommer 1983 schloss sich in Graz eine Gruppe
von aktiven institutionalisierten Kunsthistorikerinnen und
Kunsthistorikern aus den Bereichen Universität, Museum und Denkmalpflege
zusammen und initiierte die Gründung des Österreichischen
Kunsthistorikerverbands, der sich bis zum heutigen Tag als
Standesvertretung versteht. Dreißig Jahre Vereinsgeschichte sind auch
drei Jahrzehnte österreichische Kunstgeschichte, die der Verband im
wissenschaftsgeschichtlichen Sinne dokumentieren möchte. Geplant ist der
Aufbau eines digitalen Archivs des Verbandes, das den Mitgliedern und
der kunstwissenschaftlichen Forschung über die Homepage mittelfristig
zur Verfügung stehen soll. Zum Jubiläum wird der Verband wichtige
Fragestellungen der Vereinsarbeit reminiszieren, alle noch lebenden
Vorstandsmitglieder sollen eingeladen und für ihre ehrenamtliche
Tätigkeit bedankt werden. Auch dem Dialog mit den
Kunsthistorikerverbänden der Nachbarländer und befreundeten Vereinen wie
der Gesellschaft für vergleichende Kunstforschung soll Raum gegeben
werden.

Zur Tagung bitten wir um Vorschläge für Vorträge zu den unten
skizzierten Fragestellungen/Themenblöcken der Kurien. Für die Vorträge
sind jeweils 30 Minuten vorgesehen. Das Exposé sollte max. 2.000 Zeichen
umfassen und durch einen kurzen Lebenslauf sowie eine kurze Darstellung
des Forschungsrahmens ergänzt werden. Eine Auswahl der Vorträge wird
2014 in einem Tagungsband publiziert werden.

Einsendungen bis zum 31. Mai 2013 erbeten an:
Verband österreichischer Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker
MAK, Stubenring 5, 1010 Wien
oder raumkunsthistoriker-in.at


Kurie Denkmalpflege

Kompetenz-Räume im Dialog zwischen Kunstgeschichte und Denkmalpflege

1. Verhältnis von Kunstgeschichte und Denkmalpflege: Welche Rolle spielt
die Kunstgeschichte bei Befunderhebungen und Entscheidungsprozessen für
die Definition von Restaurierzielen? Wird dem Anteil der Restaurierungen
in der Kunstgeschichte ausreichend Raum gegeben? Inwiefern brauchen sich
Kunstgeschichte und Denkmalpflege gegenseitig bzw. welchen
Kompetenz-Raum hat die Kunstgeschichte in der Denkmalpflege?

2. Kunstgeschichte und Denkmalpflege im öffentlichen Raum: Welche
Möglichkeiten bieten sich der Denkmalpflege zur Vermittlung des Wertes
von Kunstgeschichte in der Öffentlichkeit? Wie wirken sich die in
Österreich gegebenen Kompetenzüberschneidungen mit Bau- und Raumordnung,
Stadtplanung sowie Naturschutz auf die Gestaltung von Straßen, Plätzen,
Orts- und Stadträumen, Gärten, Parks und Kulturlandschaften aus?

3. Räume der kunsthistorischen/denkmalpflegerischen Theorie und Praxis:
Ist das Denkmal/Kunstwerk primär Bildmedium oder Geschichtsspeicher? Wie
wird das Verhältnis von Substanz und Erscheinungsbild in Denkmalpflege
und Kunstgeschichte gesehen? Wie verhält sich die Kunstgeschichte zu
denkmalpflegerischen Eingriffen in die ästhetische Substanz eines
Denkmals? Was bedeutet Riegls Alterswert im Verhältnis dazu?


Kurie Freie Berufe und andere Tätigkeitsfelder

Partizipation als Bürgerbeteiligung ist im politischen Geschehen nicht
mehr wegzudenken. In der Museumswelt handelte es sich bereits in den
Siebzigerjahren um ein heißes Thema. Heute ist es wieder aktuell. Doch
wo gibt es Räume dafür und wie sind diese konfiguriert? Im Museum? In
Ausstellungen? Im kuratorischen Diskurs? In den Medien? In welchen
gesellschaftlichen Feldern gibt es vorbildhafte Konzepte? Welche Rolle
spielt dabei der virtuelle Raum – im Besonderen Social Networks? Und wie
kommunizieren die Räume der Partizipation mit den realen Räumen, in
denen Kunst und Kunstgeschichte verhandelt und vermittelt werden?


Kurie Museen, Ausstellungswesen und Sammlungen

Das Museum als Kunst-, Denk- und Kommunikationsraum: Raum für Sammeln,
Bewahren, Forschen, Vermitteln – und wozu noch? Der große
österreichische Kunsthistoriker Hans Tietze stellte seine 1923
durchgeführte nachhaltige Museumsreform unter das Motto: "Wir wollen
Neues gewinnen, aber das Alte behalten". Aktuell ist die Vision von
einer Verschränkung des historisch Gewachsenen mit dem Gegenwärtigen
freilich mehr denn je. Sie betrifft die Hülle (Architektur) ebenso wie
den Kern (Sammlungsbestände) und alle inhaltlichen Belange bzw.
Aktivitäten (Ausstellungen, Forschung etc.): Historische Museumsbauten
werden für heutige Bedürfnisse adaptiert und neue Konzepte für
Sammlungspräsentationen entwickelt, zahlreiche Objekte aus Raumnot in
Depots verlagert, um mehr Platz für Wechselausstellungen und kommerziell
genutzte Räume zu gewinnen. Den Freiräumen der Wissenschaft setzt das
betriebswirtschaftliche Kalkül oft enge Grenzen, gleichzeitig fallen
Barrieren durch eine forcierte Kunstvermittlung. Welche Folgen haben
solche Entwicklungen für das Betätigungsfeld von KunsthistorikerInnen im
Museum? Solche ästhetischen, ideellen und funktionellen Veränderungen
der Museen und ihrer Inhalte sollen anhand von prägnanten Beispielen
näher in den Blick genommen werden.


Kurie Studierende

"Jeder geschlossene Raum ist ein Sarg" (Blumfeld, Verstärker, 1994) –
Bologna als Geburts- und Sterbeort der Studierenden? Hat ein freiwillig
beschlossenes multinationales Abkommen zur Neugestaltung des
europäischen Hochschulraumes die Wirkkraft entwickelt, das Wesen der
Institution Universität und somit des Lebens- und Lernraumes der
Studierenden von Grund auf zu verändern? Gibt es in einem zusehends
verschulten, auf Wissensabfrage gerichteten System noch Raum für
studentische Partizipation und die "Autonomie des Individuums"
(Universitätsgesetz 2002, §1)?


Kurie Universitäten und Forschungseinrichtungen

Laut Frank Stella ist es die Aufgabe der Kunst, Raum zu kreieren:
"...after all, the aim of art is to create space – space that is not
compromised by decoration or illustration, space within which the
subjects of painting can live.” (1986) Von der Höhle über den Grabhügel
bis zum bloß deklarierten und argumentierten Raum erstreckt sich die
"Kunst”. Negativer/positiver Raum, der Raum, welcher durch eine Skulptur
zustande kommt. Es geht in der Beschreibung eines Kunstwerkes, den Raum,
der mimetisch oder abstrakt/konkret konstituierend dargestellt wird, zu
erfassen. Suchen wir weiter nach Räumen in der Kunst. Wie hat sich der
Raum auf der Leinwand verändert? Wie entstehen Räume durch Kunst im
öffentlichen Raum? Wo finden wir Räume in der Gegenwartskunst? Nimmt
Kunst heute einen anderen Raum in Anspruch als in früheren Zeiten – hat
sich etwas verändert für das Kunstwerk? Wie verhält sich der Raum in der
Malerei zum Raum in der Architektur oder der Video art? Wie erweitern
sich unsere Begriffe durch Sprachräume und vor allem über Rechts- und
Unrechtsräume oder durch die Internetrevolution? Wie sieht der Raum, wie
sehen die Räume in der Kunstgeschichte heute noch aus? Wie können sich
die Universitäten in Zeiten des Todsparens und der Selbstausbeutung in
der intellektuellen Auseinandersetzung und in der internationalen
Konkurrenz behaupten?

Quellennachweis:
CFP: Räume der Kunstgeschichte (Wien, 8-10 Nov 13). In: ArtHist.net, 27.04.2013. Letzter Zugriff 19.04.2024. <https://arthist.net/archive/5218>.

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