CFP 08.03.2013

Expressionismus um 1500 (Leipzig, 26-27 Sep 13)

Leipzig, 26.–27.09.2013
Eingabeschluss : 15.05.2013

Markus Hörsch

Call for Papers
Expressionismus um 1500
Die Kunst der sog. Donauschule im europäischen Kontext

Internationale wissenschaftliche Konferenz
26.-27. September 2013

Veranstaltungsort:
Leipzig, Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur
Ostmitteleuropas an der Universität Leipzig

Zur Vorbereitung einer internationalen Ausstellung (Herbst 2014 bis
Frühjahr 2015) mit Stationen in Frankfurt/M. und Wien veranstalten das
Geisteswissenschaftliche Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas
an der Universität Leipzig (GWZO) und das Kunsthistorische Institut der
Goethe-Universität Frankfurt/M. in Kooperation mit dem Städel Museum,
der Liebieghaus Skulpturensammlung und dem Kunsthistorischen Museum in
Wien eine zweitägige internationale wissenschaftliche Konferenz.
In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts treten in ganz
unterschiedlichen Kunstregionen Europas expressive Tendenzen in Malerei,
Buchmalerei, Grafik und Skulptur auf. Darunter sind alle Erscheinungen
zu verstehen, die sich in überzeichnender Art und Weise mit der
Wirklichkeit auseinandersetzen, .bis hin zu einer fast grotesken,
"expressiven" Kunstauffassung in der Darstellung etwa des menschlichen
Körpers und Physiognomie, der Gebärden und Gewänder sowie auch der Natur
und Landschaft. Bei letztgenannten Themen steht die Darstellungsweise in
einem engen Zusammenhang mit der Autonomisierung der
Landschaftsdarstellung, tritt aber zugleich in ein Spannungsverhältnis
mit der ebenfalls feststellbaren verstärkten Aufnahme regionaler
Landschaftsmerkmale und -gegebenheiten. Ironischer Weise begegnen wir
diesen von der soeben gewonnenen Naturdarstellung abweichenden Tendenzen
in der Zeit eines neuen, erstmals wissenschaftlich begründeten
Interesses für Natur und Mensch.

Dieses Spannungsverhältnis gilt es auszuloten im Hinblick auf das
verstärkt einsetzende, systematische Studium des Kosmos und der Natur in
all ihren Erscheinungsformen, aber auch auf die Hinwendung zum
irdischen, diesseitigen Leben, zum Menschen als Individuum. Was löste
diese Entwicklungen aus? Waren es Reformation, Humanismus und beginnende
Naturwissenschaften? Welche Rolle spielten dabei einsetzende
Sammlertätigkeit und das Entstehen von Kunstkammern an fürstlichen und
geistlichen Höfen, an den Universitäten, in den Palästen und
Bürgerhäusern der städtischen Patrizier und Gelehrten, wo das
Außergewöhnliche und Pittoreske gefragt war? Wie wurden solche
künstlerischen Erscheinungen von den Zeitgenossen bewertet, reichte
dabei das Schema Philipp Melanchtons von den drei unterschiedlichen
Stilarten aus? Können sie als Norm schaffend angesehen werden?
Entsprachen sie ästhetischen Vorlieben gewisser Stiftergruppen oder
sogar denen einer gesellschaftlichen Schicht?
In der älteren kunsthistorischen Forschung wurde das beschriebene
Phänomen mit dem Begriff "Donaustil" bzw. "Donauschule" umschrieben.
Allzu sehr schränkte diese vom Kunstverständnis her problematische
Bezeichnung die zuvor umrissenen künstlerischen Erscheinungen in
Verkennung ihrer tatsächlichen Verbreitung auf den "Donauraum" ein. Zwar
kommt es tatsächlich in Mitteleuropa zu einem verstärkten Auftreten,
doch ist tatsächlich der Donauraum als eigentliches Entstehungsgebiet zu
verstehen?
Die Leipziger Tagung zielt darauf ab, diese Untersuchungen zu bündeln
und das Phänomen in einem größeren geographischen Bereich zu fassen,
dabei auch Vorläufererscheinungen respektive Parallelformen in den
Niederlanden, an Ober- und Mittelrhein, in Schwaben und Franken bis hin
nach Norddeutschland oder Oberitalien zu erfassen, vorzustellen sowie
wechselseitige Beziehungen zu diskutieren.

Dabei sollen alle Gattungen der Kunst um 1500 und der ersten Jahrzehnten
des 16. Jahrhunderts (Malerei, Buchmalerei, Zeichnung, Druckgrafik,
Skulptur, Metallguss sowie angewandte Künste) berücksichtigt werden.
Erwünscht sind insbesondere interdisziplinäre Untersuchungen der
gegenseitigen Beeinflussung von Kunstgattungen, der
gesellschaftlich-politischen Kontexte der Stiftungskomplexe sowie
einzelner Kunstwerke und ihrer Funktion, der Werkprozesse und der
Werkstattpraxis sowie technologischer Besonderheiten und
restauratorischer Aspekte.

Eine Zusammenfassung des geplanten Vortrags (voraussichtlich 30 Min.)
von ca. 1.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) reichen Sie bitte bis 15. Mai
2013 ein an: Dr. Susanne Jaeger, GWZO Leipzig (s.jaegeruni-leipzig.de).

Quellennachweis:
CFP: Expressionismus um 1500 (Leipzig, 26-27 Sep 13). In: ArtHist.net, 08.03.2013. Letzter Zugriff 19.04.2024. <https://arthist.net/archive/4823>.

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