CONF 13.04.2012

Lineamenta vs. Portraicture (Regensburg, 28 Apr 12)

Regensburg, 28.04.2012

PD Dr. Monika Melters, Lehrstuhl für Theorie und Geschichte von Architektur, Kunst und Design

Lineamenta vs. Portraicture. Architekturdarstellung zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit

(Eine Veranstaltung des DFG-Netzwerks "Schnittstelle Bild. Architekturgeschichte und Bildkritik im Dialog 1400-1800" und des Themenverbundes "Sehen und Verstehen" der Universität Regensburg)

Wahrnehmung von Architektur unterliegt einer historischen Imprägnierung, die gerade auch die Entwurfsdarstellung miteinschließt.

Hierzu gehört etwa der Vorrang, den wir orthogonalen Plänen (lineamenta) vor der räumlichen Visualisierung (portraicture) eines Gebäudes einräumen sowie die Vorstellung, der Entwurfsvorgang sei ein wissenschaftlich objektivierbarer Prozess, der sich unmittelbar in der Maßstäblichkeit geometrischer Grund- und Aufrisse niederschlage.

Diese Einschätzung hat sich parallel zur Herausbildung eines modernen, an Objektivität orientierten Wissenschaftsverständnisses zum richtungsweisenden Modell der Deutung verdichtet. Es ist zu einem "Dispositiv" (Foucault) geronnen, gemäß dem der Entwurfsprozess als ein weitgehend bildunabhängiger Vorgang erscheint. Die räumliche Visualisierung des Entwurfes gilt demgegenüber in erster Linie als Vereinfachung des wissenschaftlichen Planes und dient somit einer nachgeordneten Kommunikation mit dem Laienpublikum.

Ziel der Tagung ist es, das bipolare Deutungsmodell, das zwischen einer wissenschaftlichen und einer öffentlichen Form von Kommunikation über Architektur unterscheidet, von mehreren Gesichtspunkten aus in den Blick zu nehmen. Neben der Auseinandersetzung mit der Forschungsgeschichte stellt sich etwa die Frage, ob das Modell vor einem historischen, medien-, bild- und wahrnehmungstheoretischen Hintergrund aufrecht zu erhalten ist. Gleichzeitig gilt es auszuloten, welche historischen und kunsthistorischen "Dispositive" hinter der Hierarchisierung der Architekturdarstellung stehen und welche Möglichkeiten der Instrumentalisierung diese im Architekturbetrieb erfahren haben.

Samstag, 28.04.2012

9.00 Uhr
Prof. Dr. Christoph Wagner
Begrüßung

9.15 Uhr
PD Dr. Monika Melters
Einführung

Moderation: Hans W. Hubert (Freiburg i. Br.)

9.30 Uhr
Monika Melters (München):
Leon B. Alberti und die Nobilitierung der Entwurfszeichnung

10.15 Uhr Kaffeepause

10.30 Uhr
Astrid Lang (Düsseldorf):
Die "Visierungen" Hermann Vischers d. Ä.: Architekturdarstellungen zwischen Dokumentation und Konstruktion

11.15 Uhr
Sebastian Fitzner (München):
Funktion und Körper als Entwurfsparadigmen. Nordalpine Raumfunktionszeichnungen des 16. Jahrhunderts

12.00-13.30 Uhr Mittagspause

Moderation: Elisabeth Kieven (Rom)

13.30 Uhr
Hans Schüller (Regensburg):
Der Kappel-Grundriß im Dientzenhofer-Skizzenbuch

14.15 Uhr
Hans-Christoph Dittscheid (Regensburg):
Der Karlsberg in Kassel. Römische Gartenarchitektur auf hessischem Boden

15.00 Uhr Kaffeepause

Moderation: Klaus Jan Philipp (Stuttgart)

15.30 Uhr
Christof Baier (Berlin):
Lineamenta als diagrammatisches und verwaltungstechnisches Aktionsfeld des 17. und 18. Jahrhunderts

16.15 Uhr
Julian Jachmann (Köln):
Von Raster und Caractère zu einer Anatomie der Architektur: Dubut und Durand

17.00 Uhr Kaffeepause

Moderation: Wolfgang Schöller (Regensburg)

17.15 Uhr
Andreas Nierhaus (Wien):
"Pläne im Raum". Otto Neuraths Bildpädagogik und ihre Vermittlung moderner Architektur- und Wohnkonzepte

18.00 Uhr
Daniela Stöppel (München):
Reversible Räume. Architekturdarstellungen und Axonometrien der Zwischenkriegszeit

Ende ca. 19.30 Uhr

Die Teilnahme ist frei. Anmeldung: monika.melterslrz.tu-muenchen.de
Information: www.schnittstelle-bild.de

Tagunsgort: Vielberth-Gebäude, Universitätscampus
Hörsaal HS 25
Zugang über Universitätsstraße
D-93040 Regensburg

Quellennachweis:
CONF: Lineamenta vs. Portraicture (Regensburg, 28 Apr 12). In: ArtHist.net, 13.04.2012. Letzter Zugriff 24.04.2024. <https://arthist.net/archive/3086>.

^