"Trennungsmetaphorik revisited: Bruchstücke/Schnittlinien/Umrisse"
(Interdisziplinäre Tagung von Stipendiaten der Studienstiftung des
deutschen Volkes)
Unablässig hören, lesen und sprechen wir von Ereignissen, die Trennungen
hervorrufen, Verluste oder Grenzen aufweisen. Bereits ein erster Blick
auf Alltagssprache und (massen-)mediale Deutungen des Tagesgeschehens
zeigt einen vielfältigen und markanten Gebrauch von Trennungsmetaphorik:
Ob bei Staatsfinanzen tiefe „Schnitte“ bevorstehen (FAZ), der Papst
rhetorische „Risse“ wieder zunäht (Stern) oder ein Präsident „Brüche“
mit dem Erbe seines Vorgängers scheut (Spiegel) – die Präsenz der
Metaphorik ist unübersehbar.
Ähnliches gilt für Philosophie und Theologie, Literatur und bildende
Kunst sowie die Geschichtswissenschaft: Brüche, Schnitte und Risse sind
schier omnipräsente Interpretamente, zentrale Stilmittel und markante
Symbole.
zu sein, deren Wirkpotenzial abgenutzt, verbraucht und unspektakulär
anmutet. Was aber gibt es zu entdecken, wenn ein näherer Blick darauf
geworfen wird, wie differenziert „Brüche, Schnitte, Risse“ semantisiert
sind? Es verwundert, dass eine hinreichende wissenschaftliche Reflexion
bisher ausgeblieben ist.
Der Frage nach Anwendung und Deutungspotenzial von Trennungsmetaphorik
im Gespräch zwischen den verschiedenen geisteswissenschaftlichen und
künstlerischen Disziplinen nachzugehen, ist das zentrale Anliegen dieser
Folgetagung, die den zuvor diskutierten „Bruchstücken, Schnittlinien und
Umrissen“ neue Aspekte hinzufügen möchte.
Tagungsprogramm:
9.15 – 9.30 Uhr:
Begrüßung und Einführung durch das Moderationsteam
(Katharina Kim Wolff und Nina Heinsohn)
9.30 – 10.30 Uhr: Eröffnungsprojekt
Künstlerische Produktion und Rezeption als Spannungsfeld:
Prof. Dr. Eva Koethen (Leibniz Universität Hannover):
Der BRUCH zwischen Anschauung (theoria) und künstlerischem Handeln
(praxis)
Prof. Dr. Dr. Bertram Schmitz (Leibniz Universität
Hannover/Friedrich-Schiller-Universität Jena):
Der weggebrochene historische Jesus
15 min Kaffeepause
10.45 – 11.15 Uhr:
Natalie Moser (Universität Basel):
Spaltung und Spannung: Ricœurs „lebendige Metapher“
11.15 – 11.45 Uhr:
Markus Firchow (Universität Hamburg):
„Die Kluft scheint unüberbrückbar“: Perspektiven auf den Dualismus von
Denken und Sein
11.45 – 12.15 Uhr:
Reinhard Möller (Justus-Liebig-Universität Gießen):
Metaphoriken der Trennung und ihrer Überwindung im ästhetischen Diskurs
des Erhabenen
12.15 – 13.15 Uhr: Mittagsbuffet im Warburg-Haus
13.15 – 14.00 Uhr: Hauptvortrag:
Prof. Dr. Petra Leutner (AMD Akademie für Mode & Design Hamburg):
Versehrte Hüllen. Die Risse der Mode
14.00 – 14.30 Uhr:
Ann-Cathrin Drews (Hochschule für Gestaltung Karlsruhe):
‚Concetto Spatiale’. Zu den Durchbrechungen in Lucio Fontanas Leinwänden
als Begründung eines neuen Raumbegriffs in der Malerei
15 min Kaffeepause
14.45 – 15.15 Uhr:
Rosemarie Brucher (Universität Wien):
Kunst als Passion: Günter Brus’ Aktion „Zerreißprobe“ und die Tradition
christlicher Selbstopfer
15.15 – 15.45 Uhr:
Sebastian Rachau (Hochschule für Musik und Theater Rostock):
Ohne Hände. Das Motiv der abgeschnittenen Hand
15.45 – 16.15 Uhr:
Matthias Schreiner (Universität Augsburg):
Not und Notwendigkeit der Trennung. Julia Kristevas psychoanalytische
Dekonstruktion von Kunst und Religion
30 min Kaffeepause
16.45 – 17.30 Uhr: Hauptvortrag:
Prof. Hermann Pfütze (Alice Salomon Hochschule Berlin):
Ereignisfaszination: Die Zerstückelung der Wirklichkeit durch ‚Events’
17.30 – 18.00 Uhr:
Tobias Zier (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn/Università
degli Studi di Firenze):
Schnitte, Brüche und Risse als ästhetische Strategien der Produktion von
Unmittelbarkeit und Evidenz in Rolf Dieter Brinkmanns Materialband
„Schnitte“
18.00 – 19.00 Uhr: Abendbuffet im Warburg-Haus
19.00 – 19.30 Uhr:
Anja Kalkbrenner (Westfälische Wilhelms-Universität Münster):
„Disiecti membra poetae“: Trennung und Differenz bei Johann Georg Hamann
19.30 – 20.00 Uhr:
Dr. Jens Wolff (Universität Hamburg):
„Lasst die Steine liegen“: Semantik, Pragmatik, Realistik und Metaphorik
des tödlichen Bruchs nach Martin Luther
Dr. Christian Schütte (Universität Siegen):
Bruch-, Schnitt- und Riss-Metaphern in der Ratgeberliteratur zu den
Themen Sterben und Trauer
Konzeption und Organisation im Rahmen von "Stipendiaten machen
Programm":
Katharina Kim Wolff und Nina Heinsohn
Kontaktadresse bruch.schnitt.rissweb.de gebeten.
Bei Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Quellennachweis:
CONF: Bruchstücke/Schnittlinien/Umrisse (Hamburg, 1 Oct 11). In: ArtHist.net, 03.09.2011. Letzter Zugriff 29.03.2024. <https://arthist.net/archive/1758>.