CONF 03.09.2011

Bruchstücke/Schnittlinien/Umrisse (Hamburg, 1 Oct 11)

Warburg-Haus Hamburg, 01.10.2011

Katharina Kim Wolff

"Trennungsmetaphorik revisited: Bruchstücke/Schnittlinien/Umrisse"
(Interdisziplinäre Tagung von Stipendiaten der Studienstiftung des
deutschen Volkes)

Unablässig hören, lesen und sprechen wir von Ereignissen, die Trennungen
hervorrufen, Verluste oder Grenzen aufweisen. Bereits ein erster Blick
auf Alltagssprache und (massen-)mediale Deutungen des Tagesgeschehens
zeigt einen vielfältigen und markanten Gebrauch von Trennungsmetaphorik:
Ob bei Staatsfinanzen tiefe „Schnitte“ bevorstehen (FAZ), der Papst
rhetorische „Risse“ wieder zunäht (Stern) oder ein Präsident „Brüche“
mit dem Erbe seines Vorgängers scheut (Spiegel) – die Präsenz der
Metaphorik ist unübersehbar.
Ähnliches gilt für Philosophie und Theologie, Literatur und bildende
Kunst sowie die Geschichtswissenschaft: Brüche, Schnitte und Risse sind
schier omnipräsente Interpretamente, zentrale Stilmittel und markante
Symbole.

Durch ihre hohe Frequenz scheinen sie gar erstarrte Metaphern geworden
zu sein, deren Wirkpotenzial abgenutzt, verbraucht und unspektakulär
anmutet. Was aber gibt es zu entdecken, wenn ein näherer Blick darauf
geworfen wird, wie differenziert „Brüche, Schnitte, Risse“ semantisiert
sind? Es verwundert, dass eine hinreichende wissenschaftliche Reflexion
bisher ausgeblieben ist.
Der Frage nach Anwendung und Deutungspotenzial von Trennungsmetaphorik
im Gespräch zwischen den verschiedenen geisteswissenschaftlichen und
künstlerischen Disziplinen nachzugehen, ist das zentrale Anliegen dieser
Folgetagung, die den zuvor diskutierten „Bruchstücken, Schnittlinien und
Umrissen“ neue Aspekte hinzufügen möchte.


Tagungsprogramm:

9.15 – 9.30 Uhr:
Begrüßung und Einführung durch das Moderationsteam
(Katharina Kim Wolff und Nina Heinsohn)

9.30 – 10.30 Uhr: Eröffnungsprojekt
Künstlerische Produktion und Rezeption als Spannungsfeld:

Prof. Dr. Eva Koethen (Leibniz Universität Hannover):
Der BRUCH zwischen Anschauung (theoria) und künstlerischem Handeln
(praxis)

Prof. Dr. Dr. Bertram Schmitz (Leibniz Universität
Hannover/Friedrich-Schiller-Universität Jena):
Der weggebrochene historische Jesus

15 min Kaffeepause

10.45 – 11.15 Uhr:
Natalie Moser (Universität Basel):
Spaltung und Spannung: Ricœurs „lebendige Metapher“

11.15 – 11.45 Uhr:
Markus Firchow (Universität Hamburg):
„Die Kluft scheint unüberbrückbar“: Perspektiven auf den Dualismus von
Denken und Sein

11.45 – 12.15 Uhr:
Reinhard Möller (Justus-Liebig-Universität Gießen):
Metaphoriken der Trennung und ihrer Überwindung im ästhetischen Diskurs
des Erhabenen

12.15 – 13.15 Uhr: Mittagsbuffet im Warburg-Haus

13.15 – 14.00 Uhr: Hauptvortrag:
Prof. Dr. Petra Leutner (AMD Akademie für Mode & Design Hamburg):
Versehrte Hüllen. Die Risse der Mode

14.00 – 14.30 Uhr:
Ann-Cathrin Drews (Hochschule für Gestaltung Karlsruhe):
‚Concetto Spatiale’. Zu den Durchbrechungen in Lucio Fontanas Leinwänden
als Begründung eines neuen Raumbegriffs in der Malerei

15 min Kaffeepause

14.45 – 15.15 Uhr:
Rosemarie Brucher (Universität Wien):
Kunst als Passion: Günter Brus’ Aktion „Zerreißprobe“ und die Tradition
christlicher Selbstopfer

15.15 – 15.45 Uhr:
Sebastian Rachau (Hochschule für Musik und Theater Rostock):
Ohne Hände. Das Motiv der abgeschnittenen Hand

15.45 – 16.15 Uhr:
Matthias Schreiner (Universität Augsburg):
Not und Notwendigkeit der Trennung. Julia Kristevas psychoanalytische
Dekonstruktion von Kunst und Religion

30 min Kaffeepause

16.45 – 17.30 Uhr: Hauptvortrag:
Prof. Hermann Pfütze (Alice Salomon Hochschule Berlin):
Ereignisfaszination: Die Zerstückelung der Wirklichkeit durch ‚Events’

17.30 – 18.00 Uhr:
Tobias Zier (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn/Università
degli Studi di Firenze):
Schnitte, Brüche und Risse als ästhetische Strategien der Produktion von
Unmittelbarkeit und Evidenz in Rolf Dieter Brinkmanns Materialband
„Schnitte“

18.00 – 19.00 Uhr: Abendbuffet im Warburg-Haus

19.00 – 19.30 Uhr:
Anja Kalkbrenner (Westfälische Wilhelms-Universität Münster):
„Disiecti membra poetae“: Trennung und Differenz bei Johann Georg Hamann

19.30 – 20.00 Uhr:
Dr. Jens Wolff (Universität Hamburg):
„Lasst die Steine liegen“: Semantik, Pragmatik, Realistik und Metaphorik
des tödlichen Bruchs nach Martin Luther

20.00 – 20.30 Uhr:
Dr. Christian Schütte (Universität Siegen):
Bruch-, Schnitt- und Riss-Metaphern in der Ratgeberliteratur zu den
Themen Sterben und Trauer

Konzeption und Organisation im Rahmen von "Stipendiaten machen
Programm":
Katharina Kim Wolff und Nina Heinsohn

Aus organisatorischen Gründen wird um eine Anmeldung unter der
Kontaktadresse bruch.schnitt.rissweb.de gebeten.
Bei Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Quellennachweis:
CONF: Bruchstücke/Schnittlinien/Umrisse (Hamburg, 1 Oct 11). In: ArtHist.net, 03.09.2011. Letzter Zugriff 29.03.2024. <https://arthist.net/archive/1758>.

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