CONF 01.09.2011

Zwischen Archiv & digitalem Gedächtnis (Karlsruhe, 29 Oct 11)

HfG Karlsruhe, 29.10.2011

Jan Kenter

Arbeitspraktiken zwischen Archiv & digitalem Gedächtnis

Anlässlich der Eröffnung der digitalen Plattform artemak veranstaltet die HfG | Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe ein Kolloquium zum Forschungsschwerpunkt „Digitales Gedächtnis“. Das Kolloquium beschäftigt sich mit Fragen der Aufbewahrung, Überlieferung und Vermittlung von Kunstwerken, Kulturgütern und deren Kontext im Digitalen. In diesem Zusammenhang wird, neben artemak, eine Vorschau auf das digitale Stadtgedächtnis der Stadt Karlsruhe präsentiert. Dabei werden die Bedingungen und Möglichkeiten der Arbeit in und mit den digitalen Archiven aus dem Blickwinkel der Konservierung und Restaurierung, der Kunstgeschichte, der digitalen Archivierung und der Gestaltung diskutiert, wobei auch neuartige sozio-ökonomische Forschungsfragen vorgestellt werden.

Das Archiv für Techniken und Arbeitsmaterialen zeitgenössischer Künstler (artemak) wurde 1972 von dem Restaurator Prof. Erich Gantzert-Castrillo gegründet, 1979 erstmals als Buch publiziert und seit 2006 vom Forschungsbereich Digitale Archive (Prorektorat Forschung) der HfG sukzessive in ein onlinebasiertes Wiki-System mit Datenbankanschluss überführt. artemak enthält neben umfassenden Künstlerinterviews dokumentarisches Bildmaterial der künstlerischen Ateliers und Werkprozesse, Lexikoneinträge und historisch wertvolle Quellenmaterialien unterschiedlichster Art.

Das digitale Stadtgedächtnis der Stadt Karlsruhe wird derzeit in enger Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv an der HfG entwickelt. Das Projekt des Stadtgedächtnisses besteht aus einem onlinebasierten Findbuch und einem wikibasierten Stadtlexikon, das zum 300. Stadtjubiläum der Stadt Karlsruhe im Jahr 2015 fertiggestellt wird.

Sowohl das artemak-System als auch das entstehende digitale Stadtgedächtnis der Stadt Karlsruhe eignen sich hervorragend, um die gewandelten Möglichkeiten gegenwärtiger digitaler Archive in einem kulturellen und künstlerischen Umfeld aufzuzeigen. Ausgehend von prototypischen Akteuren, Nutzergruppen und Gestaltern werden die Fragen nach der künftigen Struktur und Architektur, Rolle und Funktion des sogenannten „digitalen Gedächtnisses“ zu stellen sein. Anhand vielfältiger Beispiele werden die eingeladenen Referenten von ihrer alltäglichen Arbeit berichten und so einen Anschluss an aktuelle Gedächtnistheorien ermöglichen.

Wie die Beiträge des Kolloquiums zeigen werden, ermöglicht das digitale Archiv stärker als zuvor, neben den eingebrachten Archivalien, Kunstwerken und Objekten sowie den zugehörigen Beschreibungsdaten auch die Beziehungen zwischen den Objekten sowie die Handlungen an den Objekten zu speichern und abzubilden. Dabei können beispielsweise Relationen in Form von digitalen Verknüpfungen gespeichert und ausgewertet werden – das Ordnen, Beschreiben und Kontextualisieren wird zu einer reproduzierbaren und erinnerbaren Handlung. Diese langfristige Erhaltung so erfasster und häufig fachlich variierender Sichten auf die Objekte – also der Kontext eines Archivobjekts – kann es somit mittelfristig erlauben, jene digitale Erinnerungskette zu unterstützen, die von der Erhaltung der Information, über die Generierung von Wissen, bis hin zum aktiv überlieferten Gedächtnis führt.

Gleichzeitig erlaubt die Veranstaltung so neben einem punktuellen Rückblick auf die Arbeiten des Forschungsbereichs Digitale Archive der HfG, in dem in den vergangenen Jahren umfassende Forschungs-, Datenbank- und Archivierungsprojekte entwickelt und umgesetzt wurden, auch einen Ausblick auf den künftigen Umgang mit komplexen digitalen Objekten. Da hierbei immer häufiger auch Fragen der Nutzbarkeit (Usability), der intuitiven Bedienbarkeit (Verständnis), die Neukonzeption von Handlungsformen, Kollaboration und deren Memorierung im Digitalen eine Rolle spielen, freuen wir uns besonders, dass der Gestalter Heiner Blum den abschließenden Abendvortrag halten wird.

Um die Organisation und Durchführung der Veranstaltung zu erleichtern, bitten wir um eine rechtzeitige Anmeldung per E-Mail an: gedaechtnishfg.edu

Programm:
11:00 Uhr Begrüßung Jürgen Enge.
11:30 Uhr Vortrag Erich Gantzert-Castrillo.
12:00 Uhr Präsentation artemak-System mit Erich Gantzert-Castrillo, Jan Kenter und Sven Sappelt.
12:30 Uhr Vortrag Ivo Mohrmann
13:15 Uhr Mittagspause
14:15 Uhr Preview digitales Stadtgedächtnis Karlsruhe mit Ernst Bräunche.
14:45 Uhr Vortrag Jürgen Enge.
15:15 Uhr Vortrag Uwe Hochmuth.
16:15 Uhr Kaffeepause inkl. Ausstellung der Projekte.
16:45 Uhr Vortrag Heiner Blum.
17:15 Uhr Abschlussdiskussion
17:45 Uhr Ende der Veranstaltung
Die Veranstaltung wird moderiert von Tabea Lurk.

Quellennachweis:
CONF: Zwischen Archiv & digitalem Gedächtnis (Karlsruhe, 29 Oct 11). In: ArtHist.net, 01.09.2011. Letzter Zugriff 24.04.2024. <https://arthist.net/archive/1726>.

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