Zeichnen im erweiterten Feld
„Bildhauerzeichnung“ in der modernen und zeitgenössischen Kunst

Öffentliche Tagung des Archivs Ulrich Rückriem der Ruhr-Universität Bochum in Zusammenarbeit mit dem Rhein-Kreis Neuss, Kulturzentrum Sinsteden

1. und 2. Juli 2011

Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum, Campusmuseum / Kulturzentrum Sinsteden, Rommerskirchen

Der Begriff der Bildhauerzeichnung ist im Laufe des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts immer dehnbarer und damit unpräzise geworden – bedingt durch die Erweiterung bzw. Auflösung der historischen Gattung Skulptur ebenso wie durch den unterschiedlichen Umgang der Künstler mit dem Medium Zeichnung. Durch die Verschleifung der Grenzen zwischen den tradierten Kunstgattungen sind die Beziehungen zwischen den unterschiedlichen Ausdrucksformen heute offen und für jeden Künstler eigens zu bestimmen. So unterscheiden sich etwa Zeichnungen, die in engem Zusammenhang mit der Entstehung oder Dokumentation eines dreidimensionalen Werkes stehen, grundlegend von eigenständigen grafischen Arbeiten.

Im Werk von Ulrich Rückriem werden auf exemplarische Weise komplexe Wechselbeziehungen zwischen skulpturalen und grafischen Arbeiten sichtbar. Bereits seit seinen ersten Graphitzeichnungen aus den 1970er Jahren begreift Rückriem die Zeichnung nicht allein als ein funktionelles Medium der Konzeption oder Dokumentation seiner Steinsetzungen, sondern als eine eigenständige Werkform. Rückriems spezifischer Umgang mit der Gattung ist Anstoß der Tagung. Sie findet statt im Rahmen der Kooperation zwischen dem Kulturzentrum Sinsteden (Rhein-Kreis Neuss), dessen von Ulrich Rückriem eingerichtete Ausstellungshallen einen umfassenden Überblick über alle Skulpturtypen des Künstlers gewähren, und dem Archiv Ulrich Rückriem der Ruhr-Universität Bochum mit seinen umfangreichen Zeichnungsbeständen.

Anliegen der Tagung ist es, den Begriff der Bildhauerzeichnung kritisch zu befragen und auszudifferenzieren. Rosalind Krauss hat die gattungssprengenden Umbrüche im dreidimensionalen künstlerischen Schaffen der 1960er und 1970er Jahre prägnant als „Sculpture in the expanded field (Skulptur im erweiterten Feld)“ (1979) beschrieben. Vor dem Hintergrund dieser künstlerischen Expansionen sollen im Rückblick auf die historische Tradition wie auch im Vergleich der künstlerischen Arbeitsweisen Gemeinsamkeiten und individuelle Qualitäten verschiedener zeichnerischer Verfahren herausgearbeitet werden.

PROGRAMM

Freitag, 1. Juli 2011, Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum, Campusmuseum

13.30 Uhr
Valeska von Rosen und Dorothee Böhm (Ruhr-Universität Bochum)
Begrüßung

14.00 Uhr
Marion Bornscheuer (Lehmbruck Museum, Duisburg)
Entwurf oder Endwurf? Über die Funktion der Zeichnung bei Lehmbruck und Beuys

14.45 Uhr
Nina Gülicher (Wilhelm Hack Museum, Ludwigshafen)
Vom Bildraum zum Raum. Bildhauer und die Lehre der Fotografie

Pause

16.00 Uhr
Julia Friedrich (Museum Ludwig, Köln)
Zeichnen im Raum – Joel Shapiros Installation im Museum Ludwig

16.45 Uhr
Eva Schmidt (Museum für Gegenwartskunst, Siegen)
Zeichnerischer Diskurs im Raum - am Beispiel von Dan Perjovschi, Nanne Meyer, Anna Oppenheim und anderen

Pause

18.30 Uhr Abendvortrag
Wolfgang Pircher (Universität Wien)
Steinmetz und Ingenieur – Von der Bauhüttenzeichnung zur Darstellenden Geometrie

Samstag, 2. Juli 2011, Kulturzentrum Sinsteden

11.00 Uhr
Jan-Philipp Frühsorge (Fruehsorge Contemporary Drawings, Berlin)
Raumfragen der nichtlinearen Zeichnung. Zu Richard Serras „paintstick drawings“

11.45 Uhr
Dorothee Böhm (Archiv Ulrich Rückriem, Ruhr-Universität Bochum)
Skulpturale Grafik – grafische Skulptur. Funktionelle und autonome Zeichnungen im Werk Ulrich Rückriems und in der Kunst nach 1960

12.30 Uhr
Kathrin Wappenschmidt (Kulturzentrum Sinsteden)
Die Skulpturenhallen von Ulrich Rückriem in Sinsteden

Diskussion

Imbiss

Tagungsort 1. Juli 2011:
Kunstsammlungen der Ruhr-Universität Bochum
Campusmuseum. Sammlung Moderne
Universitätsstraße 150 - Forumsplatz
44801 Bochum

Tagungsort 2. Juli 2011:
Kulturzentrum Sinsteden, Rhein-Kreis Neuss
Grevenbroicher Straße 29
41569 Rommerskirchen

Die Teilnahme ist frei.
Für weitere Informationen:
http://www.kunstgeschichte.rub.de