IMMERSION
Historische und zeitgenössische Perspektiven auf einen Schlüsselbegriff der Kunst- und Medienwissenschaften
Interdisziplinäre Tagung des Munich Arts Research Centre (MARC) der LMU München
Die Einladung des Betrachters zum Eintauchen ins Bild ist keine Erfindung der virtuellen Realität, auch wenn die jüngere Mediendebatte sie dort verstärkt beobachtet hat. Immersion, so zeigt die Geschichte der Künste, ist eine durch bestimmte Gestaltungsmittel erzeugte physische und psychische Einbindung des Betrachters in das Werk, die weit in die Geschichte der Bilder und ihrer Betrachtung zurückreicht. Diese historischen und zeitgenössischen Perspektiven miteinander zu verbinden, ist ein zentrales Anliegen der interdisziplinären Tagung, die Immersion als einen Schlüsselbegriff in den Kunst- und Medienwissenschaften diskutiert. Ziel der Tagung ist es, Denkbilder der Immersion in der Geschichte der Künste und Medien, ihrer Theorie und Praxis zu verfolgen und sie auf ihre epistemische Produktivität hin zu befragen. Malerei und Architektur, Fotografie und Film, Video- und Medienkunst sind auffallend reich an selbstbewussten Bildern der Immersion, die häufig aus den Motivkreisen des Wassers, der Körpersäfte, Datenströme und Wetware schöpfen. Die Tagung soll Immersion nicht allein als tatsächliche Erlebnisqualität, sondern auch als imaginäre Matrix diskutieren, auf welche Gemälde, Architekturen, Filme, Installationen und Performances ihre eigenen medialen Verfahren und Potentiale projizieren: etwa wenn das Eindringen ins Bild, die Verflüssigung fester Bildflächen, die Explorationen eines künstlichen Bildraums, Verwechslungen von Realität und Simulation oder andere Szenarien der Immersion visuell dargestellt oder erzählt werden. Im Zentrum dieser selbstreflexiven Szenarien kann – wie in Jean Cocteaus Film Le Sang d’un Poète – die Imagination eines fluiden Bildraums stehen, der Erlebnisse des Eintauchens, der Verschmelzung oder der Versenkung ins Bild überhaupt erst ermöglicht.
Tagungsprogramm
Donnerstag, 16. Juni
Eröffnungsveranstaltung
ARRI Kino
17.30 Uhr Grußwort Prof. Dr. Beate Kellner, Vize-Präsidentin der LMU München
Filmvorführung der restaurierten Fassung von »Welt am Draht«
(1973, R: R.W. Fassbinder) mit einer Pause zwischen Teil 1 & 2
21.30 Uhr Werkstattgespräch mit Michael Ballhaus (Chefkameramann und Bildre-gisseur), Juliane Lorenz (Präsidentin der Rainer Werner Fassbinder Foundation) und Markus Kirsch (Head of TV Post-production, ARRI Film & TV) über »Welt am Draht«
Freitag, 17. Juni
Räume der Immersion
IBZ München
09.00 Uhr Burcu Dogramaci und Fabienne Liptay: Einführung – Szenarien der Immersion in den visuellen Künsten und Medien
09.30 Uhr Ulrich Pfisterer (München): Immersionen/Emersionen – Verbindung und Distanz in den Bildkonzepten der Renaissance
10.15 Uhr Gundolf S. Freyermuth (Köln): Die Emergenz des digitalen Bildraums – Von Separation und Rahmung zu Integration und Immersion
11.00 Uhr Kaffeepause
11.30 Uhr Henry Keazor (Saarbrücken): Projektionsräume – Film als immersives Medium in der Architektur Jean Nouvels
12.15 Uhr Ole W. Fischer (Salt Lake City): La trahison des images – Architektur und das digitale Bild
13.00 Uhr Mittagspause
Medien und Techniken der Immersion
IBZ München
14.30 Uhr Matthias Krüger (München): Immersion in der Stimmungsmalerei
15.15 Uhr Karl Prümm (Marburg): Von der entfesselten zur allgegenwärtigen Filmkamera – Kamerainnovationen und Immersionseffekte
16.00 Uhr Kaffeepause
16.30 Uhr Thomas Hensel (Siegen): In/Aus Bilder/n steigen – Zu einer intermedialen Figur des Computerspiels
17.15 Uhr Martin Warnke (Lüneburg): An Ort und Stelle – Immersion als Versprechen der Virtual Reality
Abendvortrag
IBZ München
18.30 Uhr Thomas Elsaesser (Amsterdam): Access for All – Immersion und Rekursion in »Avatar«
Samstag, 18. Juni
Erlebnisdimensionen der Immersion
IBZ München
09.00 Uhr Filmvorführung »Immersion« (2009, R: Harun Farocki)
09.30 Uhr Ursula Frohne (Köln): Parallelwelten – Begegnung mit dem Fremden in immersiven Szenarien
10.15 Uhr Kaffeepause
10.45 Uhr Katja Kwastek (München): Mittendrin statt nur dabei? Zum Verhältnis von Flow und Reflexion in der ästhetischen Erfahrung interaktiver Kunst
11.30 Uhr Robin Curtis (Berlin): Immersion und Abstraktion
12.15 Uhr Mittagspause
Szenographie und Dramaturgie der Immersion
IBZ München
14.00 Uhr Jörg von Brincken (München): Achterbahn ins Nichts – Immersion als filmisches Prinzip bei Gaspar Noé
14.45 Uhr Stefanie Diekmann (München): »I am here. I am not here.« – Vom Horror der Immersion in John McTiernans »Last Action Hero«
15.30 Uhr Kaffeepause
16.00 Uhr Burcu Dogramaci (München): Wasser, Dampf, Licht – Materialien der Immersion
16.45 Uhr Fabienne Liptay (München): Nicht mehr draußen, noch nicht drin – Immersion als Schwellenerfahrung
Abendprogramm
Sammlung Goetz
18.30 Uhr Besuch der Sammlung Goetz anlässlich der Ausstellung von Werken von Paul Pfeiffer, Führung und Vortrag von Stephan Urbaschek
20.00 Uhr Abschiedsempfang in der Sammlung Goetz
Veranstalter:
Prof. Dr. Burcu Dogramaci, Jun.-Prof. Dr. Fabienne Liptay, Institut für Kunstgeschichte der LMU München
Veranstaltungsorte:
ARRI Kino, Türkenstraße 91, 80799 München, U-Bahn-Haltestelle Universität
IBZ München (Internationales Begegnungszentrum der Wissenschaft e. V.), Amalienstr. 38, 80799 München, U-Bahn-Haltestelle Universität
Sammlung Goetz, Oberföhringer Str. 103, 81925 München, Bus-Haltestelle Bürgerpark Oberföhring
Kontakt:
Ludwig-Maximilians-Universität München
Institut für Kunstgeschichte
Zentnerstr. 31
80798 München
Tel.: 089 / 21802465
Fax: 089 / 21805316
Email: sekretariat-kunstgeschichtelrz.uni-muenchen.de
Die Tagung sowie die Abendveranstaltung sind öffentlich und mit freiem Eintritt. Es sind keine Reservierungen nötig.
Tagungsprogramm online unter:
http://www.kunstwissenschaften.uni-muenchen.de/forschun
Quellennachweis:
CONF: Immersion (München, 16-18 Jun 11). In: ArtHist.net, 01.06.2011. Letzter Zugriff 20.04.2024. <https://arthist.net/archive/1476>.