CONF 21.01.2017

Vanitas - Reflexionen über Vergänglichkeit (Braunschweig, 26-27 Jan 17)

HBK Braunschweig, 26.–27.01.2017
Anmeldeschluss: 21.01.2017

Prof.Dr.Victoria von Flemming

Vanitas
Reflexionen über Vergänglichkeit in Literatur, bildender Kunst und theoretischen Diskursen der Gegenwart

Der Begriff vanitas entstammt biblischen Kontexten und korrespondiert mit Vorstellungen des Ephemeren, der Leere, des Transitorischen, der Nichtigkeit, Vergeblichkeit und insbesondere der Vergänglichkeit. Seit dem Mittelalter und verstärkt in der Frühen Neuzeit wird die Vergänglichkeit des Menschen und der ihn umgebenden Dinge rhetorisiert und mit einer spezifischen Bildlichkeit und Semantik verknüpft. In Kenntnis der frühneuzeitlichen Ausformungen sollen auf dem interdisziplinären Workshop die aktuellen, sich einer auffälligen Popularität erfreuenden Auseinandersetzungen mit Vorstellungen und Bildern der Vergänglichkeit (vanitas) reflektiert werden. Da der Vanitas-Topos spezifische Zeitstrukturen, Temporalreflexionen und allgemeinere historisch-anthropologische Potentiale aufweist, könnte hier die Attraktivität für Gegenwart begründet liegen. Geht es doch um Simultanität bzw. Synchronizität von Gegenwart und Zukunft; Plötzlichkeit und Übergangslosigkeit; Negation linearer Zeit; Omnipräsenz des Todes; Antizipation des Verfalls im Zustand der Blüte. Im Zentrum des Workshops steht die Frage, warum und in welchen Ausprägungen ein zentrales vormodernes Zeitkonzept für die zeitgenössische Schrift- und Bildkultur so virulent ist. Gefragt wird daher insbesondere nach den Funktionen dieser Rekurse, wie sie sich beispielsweise in Darstellungen und Nachbildungen menschlicher memento mori-Schädel in Fotoarbeiten und Skulpturen zeigt, in der zeitbasierten Ästhetik des Verfalls neo-barocker ‚bewegter Stillleben‘ in der Videokunst, in der Reflexion von vanitas-Topoi in der Psychoanalyse oder in der Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit in Theater, Film, Lyrik und Erzählliteratur. -

Programm:

Donnerstag, 26. Januar 2017

14.00-14.15 Victoria von Flemming: Begrüßung und Einführung

14.15-15.00 Claudia Benthien (Germanistik und Kulturwissenschaft, Hamburg): Installation von Zeit in der Videokunst: The Vanitas Record von Koen Theys

15.00-15.45Katharina Sykora (Kunstwissenschaft, Braunschweig): Enden und Verfliegen. Cranologie und Insektografie: zwei Temporalitäten der Vanitas in der zeitgenössischen Fotografie

Kaffeepause

16.15-17.00 Kristin Marek (Kunstwissenschaft, Karlsruhe):Ähnlichkeit als Entzug. Marlene Dumas malt den Leichnam Christi

17.00-17.45 Stephanie Wodianka (Romanistik, Rostock):Nur Schall und Rauch? Inszenierungen des Literarischen bei Michel Houellebecq

18.00-18.45 Thomas Borgstedt (Germanistik und Italianistik, München: Anthropologie und Ästhetik der Vanitas im Italo-Western

Freitag, 27. Januar 2017

9.30-10.15 Victoria von Flemming (Kunstwissenschaft, Braunschweig):Die Deutung barocker Vanitas bei Jean Tinguely

10.15-11.00 Günter Heeg (Theaterwissenschaft, Leipzig) „Gott sei Dank geht alles schnell vorüber“. Von der vanitas mundi und dem Glück der Endlichkeit bei Brecht, Schiller und Heiner Müller

Kaffeepause

11.30-12.15 Christine Kirchhoff (Psychoanalyse und Kulturwissenschaft, Berlin):„Seltenheitswert in der Zeit". Vergänglichkeit und Nachträglichkeit in der Psychoanalyse

12.15-13.00 Anne Eusterschulte (Philosophie, Berlin):Verlorene Antike? Zeitlichkeit und Antikenadaptionen im Werk von Cy Twombly

Mittagspause

14.00-14.45 Sabine Zubarik (Allg. und Vergl. Literaturwissenscht: Von der Nichtigkeit des Erzählens, der Vergeblichkeit der Linie und einem Ausweg: Simultane und synchrone Materialanordnungen im Gegenwartsroman

14.45-15.30 Carolin Bohlmann (Kunstwissenschaft und Restaurierung, Berlin):Vergänglichkeit für die Ewigkeit? Zur Konservierung moderner und zeitgenössischer Kunst

15.30-16.00 Resümee des Workshops

Quellennachweis:
CONF: Vanitas - Reflexionen über Vergänglichkeit (Braunschweig, 26-27 Jan 17). In: ArtHist.net, 21.01.2017. Letzter Zugriff 23.04.2024. <https://arthist.net/archive/14581>.

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