CONF 08.12.2016

Paul Goesch (Heidelberg, 13-14 Jan 17)

Heidelberg, 13.–14.01.2017
Anmeldeschluss: 11.01.2017

Reiner Schmidt

Paul Goesch - Ein Künstler zwischen Anstalt und Avantgarde
Tagung

Paul Goesch wanderte als Künstler zwischen Anstalt und Avantgarde - und wurde in Grenzbereich dieser beiden Welten lange vernachlässigt und fast vergessen. Die Sammlung Prinzhorn will dies grundlegend ändern und beendet deshalb die laufende Ausstellung zu Goesch am 13. & 14. Januar 2017 mit der wissenschaftlichen Tagung " Paul Goesch - Ein Künstler zwischen Anstalt und Avantgarde". Sie soll keinen Schlussstrich unter die Ausstellung ziehen, sondern ein Ausrufezeichen für die wissenschaftliche Erforschung des Grenzgängers setzen. Wer sich bis zum 15. Dezember 2016 für die Tagung anmeldet, erhält 5 Euro Rabatt auf die Tagungspauschale.

Leben und Kunst von Paul Goesch bilden ein besonders eindrückliches Beispiel für die Berührung und Beziehung von Kunst und psychischer Krankheit in der Moderne - ein Themenfeld, das seit der Eröffnung des Museums der Sammlung Prinzhorn im Fokus der dortigen Forschungsarbeit steht und seit der Jahrtausendwende in Deutschland, aber auch in Frankreich und Italien wachsendes Forschungsinteresse in der Medien- und Kunstgeschichte hervorruft. Die Tagung mit Vortragenden aus ganz Deutschland sowie Frankreich beleuchtet dabei exemplarisch sowohl die Verbindungen Paul Goeschs zu Avantgarde und Kulturgeschehen seiner Zeit, als auch seine Verortung in psychiatrischen Institutionen und Diskursen.

Als anerkannter professioneller Künstler des Expressionismus mit Psychiatrie-Erfahrung nimmt Paul Goesch (1885-1940) eine herausragende Stellung in der wesentlich von Hans Prinzhorn zusammengetragenen Heidelberger Sammlung von "Bildnereien" psychisch kranker Männer und Frauen ein. Nach dem Ersten Weltkrieg war er ein angesehener expressionistischer Maler und Architekturzeichner in Berlin sowie aktives Mitglied der deutschen Avantgarde. Ab 1921 verbrachte er jedoch zwanzig Jahre in psychiatrischen Anstalten, bis er 1940 von nationalsozialistischen Ärzten ermordet wurde. Dieses traurige Schicksal ist wesentliche Ursache des langen Schweigens über ihn. Bereits zu Prinzhorns Zeit kamen einige Zeichnungen, Gouachen und ein umfangreiches Buch, vor allem mit Architekturzeichnungen in die Heidelberger Sammlung. 2015 schenkte die Familie Paul Goeschs der Sammlung Prinzhorn 350 weitere Blätter. Sie besitzt damit nun eine der weltweit größten Sammlungen des Künstlers. Die Ausstellung "Paul Goesch - Zwischen Avantgarde und Anstalt", die erste Einzelschau des Künstlers seit 1976, präsentiert noch bis zum 15. Januar 2017eine Auswahl von 120 Werken und wird von einem umfangreichen Katalog begleitet.

Die interdisziplinäre Tagung soll auf dieser neuen Grundlage der Forschung aufbauen und sie in verschiedenen Aspekten diskutieren, ausweiten und vertiefen. Die Vortragenden nähern sich dem Künstler aus den Bereichen Architekturgeschichte, Kunstgeschichte, Medizingeschichte, Psychiatrie und Philosophie und tragen so zu einer Schärfung des vielschichtigen Profils von Paul Goesch bei.

Die Tagung findet im Karl-Jaspers-Zentrum und in der Sammlung Prinzhorn auf dem Gelände des alten Universitätsklinikums in Heidelberg-Bergheim statt. Die Tagungspauschale beträgt 20 Euro, bzw. 10 Euro ermäßigt. Wer sich bis zum 15.12.2016 anmeldet, erhält einen Rabatt von 5 Euro. Tagungsprogramm, Anmeldeformular und die Abstracts zu den Vorträgen sind über die Seite www.sammlung-prinzhorn.de abrufbar.

Direktlink:
http://www.prinzhorn.ukl-hd.de/index.php?id=39#c584


PROGRAMM

FREITAG, 13.1.2017: Karl Jaspers Zentrum

14:00 Anmeldung

14:30
Einführung
PD Dr. Thomas Röske, Leiter der Sammlung Prinzhorn, Heidelberg


Anstalt

15:15
Fläche, Farbe, Fantasien - Leben und Werk von Paul Goesch
Dr. Sabine Witt, Museum Charlottenburg-Wilmersdorf, Villa Oppenheim, Berlin

16:00 Kaffeepause

16:30
Endstation Brandenburg. Paul Goesch und der nationalsozialistische Krankenmord
PD Dr. Maike Rotzoll, Medizinhistorisches Institut, Universität Heidelberg

17:15
Schizophrene Kunst? Hemmo Müller-Suurs Blick auf Paul Goeschs Werke
Annabel Ruckdeschel, M.A., Studentin der Kunstgeschichte, Universität Gießen


SAMSTAG, 14.1.2017: Sammlung Prinzhorn

Avantgarde

10:00
Architektur im Kopf: Paul Goesch und die Visionäre des Expressionismus
Dr. Eva-Maria Barkhofen, Akademie der Künste, Berlin

10:45 Kaffeepause

11:15
Wer blickt mich an? Phänomenologische Reflexionen auf Portraits von Paul Goesch
Dr. Sonja Frohoff, Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft / Studienzentrum Mannheim

12:00
Bezüge zur französischen Kunst in Paul Goeschs Werk
Dr. Barbara Safarova, L'association abcd, Paris

12:45 Mittagspause

14:00
Menschen, Masken und Madonnen. Paul Goeschs Kopfwelten
Dr. Annelie Lütgens, Berlinische Galerie, Berlin

14: 45
Paul Goesch im Signum der spirituellen Moderne lesen
Prof. Dr. Patricia Feise-Mahnkopp, Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft/ Studienzentrum Mannheim

15:30 Abschlussdiskussion

Quellennachweis:
CONF: Paul Goesch (Heidelberg, 13-14 Jan 17). In: ArtHist.net, 08.12.2016. Letzter Zugriff 19.04.2024. <https://arthist.net/archive/14345>.

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