CFP 18.07.2016

Potsdamer Glasmacher schneiden Geschichte (Potsdam,17-18 Feb 17)

Potsdam, 17.–18.02.2017
Eingabeschluss : 30.09.2016

Uta Kaiser

Gläserne Welten – Potsdamer Glasmacher schneiden Geschichte.

Symposium in Vorbereitung der gleichnamigen Ausstellung im Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte (27.08.–26.11.2017)

Das Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte besitzt mit über 250.000 Objekten die größte kunst-, kultur- und regionalgeschichtliche Sammlung Brandenburgs. Der Bestand spiegelt das bürgerliche Engagement und die Sammelleidenschaft wider, aus deren Quelle die Sammlung des Museums Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden ist. Die vielfältigen Sammlungsbereiche umfassen kultur- und militärhistorische Objekte ebenso wie Werke künstlerischen Schaffens. Nach mehrfachen Umzügen erfolgte 2012 die Neuaufstellung und Neuausrichtung des Museums im Alten Rathaus am Alten Markt, seinem Gründungsort. Parallel zur Ständigen Ausstellung zeigt es Sonderausstellungen zur Stadt-, Kunst- und Kulturgeschichte und widmet sich in Veranstaltungen und Diskussionsreihen aktuellen Themen der Stadt.

Vom 27.08.–26.11.2017 wendet sich das Potsdam Museum – Forum für Kunst und Geschichte mit einer Sonderausstellung einem zentralen Thema der Potsdamer Kulturgeschichte zu: der Potsdamer Glashütte, die Ende des 17. Jahrhunderts zu einer der bedeutendsten Produktionsstätten für Luxusglas in den deutschen Territorien avancierte. Die Ausstellung wird das Potsdamer Glas in all seinen Facetten würdigen, einen Ausblick in die Produktionen weiterer brandenburgisch-preußischer Hütten geben und die Schöpfer der Glaskunst vorstellen. Daneben sollen insbesondere die Motive des Glasschmuckes als kunsthandwerkliche Meisterleistungen in den Blick genommen werden. Dabei gilt es, die kunsthistorischen Kontexte dieser gläsernen Bilder zu rekonstruieren, die Auftraggeber und Auftragsanlässe, die Künstler und die von ihnen verwendeten Motivvorbilder zu ermitteln sowie die vielfältigen Techniken der Glaskunst zu beschreiben. Thematische Kabinette, in Anspielung an frühneuzeitliche Kunstkabinette, in denen unter anderem wertvolle Gläser präsentiert wurden, geben Aufschluss über diese Aspekte der Glaskunst und präsentieren sie anhand ausgewählter Objekte.

Im Vorfeld der Ausstellung veranstaltet das Potsdam Museum eine Tagung, deren Ergebnisse in die Ausstellung einfließen sollen.

Für folgende Themenbereiche werden Redebeiträge erbeten:

Die Potsdamer Hütte im Vergleich
Kurz vor der Anstellung des Alchemisten Johannes Kunckel im Jahr 1679 ließ König Friedrich Wilhelm I. Kristallglasmeister und -schneider aus Sachsen-Anhalt nach Potsdam holen, um die zum damaligen Zeitpunkt dürftige Produktion an diesem Standort anzukurbeln. Daneben sind Glasmacher und -schneider aus Schlesien und Böhmen, die damit zu den frühesten Glaskünstlern in Brandenburg zählen, in Potsdam nachweisbar. Auch Mitglieder der Familie Gondelach aus Hessen-Kassel beeinflussten die Potsdamer Produktion nachhaltig.
Vor diesem Hintergrund fragt die erste Sektion nach den Errungenschaften der Potsdamer Hütte unter Johannes Kunckel sowie nach den Einflüssen weiterer zugezogener Glasschneider auf die Entwicklung der Potsdamer Glaskunst sowie umgekehrt nach dem – sehr viel schwieriger zu beschreibenden – Einfluss ehemals in Potsdam tätiger Künstler auf die Manufakturen an anderen Produktionsstätten.

Höfische Repräsentation
Die mit Abstand häufigsten Motive auf brandenburgischen Gläsern sind Herrschaftszeichen wie Wappen und Herrscherporträts, zuweilen in Verbindung mit Wahl- oder Sinnsprüchen. Die Potsdamer Hütte wurde jedoch nicht nur mit prunkvollen Gläsern mit den Herrschaftsinsignien der brandenburgischen Kurfürsten und brandenburgisch-preußischen Könige beauftragt. Auch hochrangige Diplomaten, wie etwa der Niederländer Adriaan van Reede, oder geistliche Würdenträger, beispielsweise der Fuldaer Fürstabt Adolph von Dalberg, können als Wappenträger auf Potsdamer Gläsern identifiziert werden. Die Sektion fragt nach den Anlässen der Herstellung von Gläsern für die höfische Repräsentation (Diplomatie, Thronfolge, Ordensstiftungen und -verleihungen), nach den hiermit beauftragten Glasschneidern sowie den stilistischen Besonderheiten dieser Gläser.

Fest & Vergnügen
Das Fest war ein zentraler Bestandteil des höfischen Lebens. Zur höfischen Tafel gehörten stets auch aufwendige Gläser und luxuriöse Pokale dienten als Erinnerungsstücke an die gefeierten Ereignisse. Feste boten auch die Möglichkeit zu einem inszenierten Rollentausch, wie man ihn heute noch in Form des Karnevals kennt. Gläser, die etwa als „Mönch“ und „Nonne“ – beliebten höfischen Rollen – gefertigt wurden, sind Zeugnisse dieses höfischen Spiels. Hierzu sollen unter anderem folgende Fragen diskutiert werden: Welche rituellen Traditionsmuster sind im höfischen Tafelzeremoniell erkennbar? Wie wurden Gläser als Teil des Tafelschmuckes inszeniert? Wie veränderte sich die Nutzung gläserner Prunkstücke über die Jahrhunderte?

Allegorie & Mythologie
Sujets aus der griechischen und römischen Mythologie bildeten neben biblischen und historischen Themen beliebte Vorlagen für barocke Glasschneider. Von der Potsdamer Hütte sind v.a. die sogenannten „Früchtekinder“ aus der Werkstatt von Gottfried Spiller und Martin Winter als Motive auf Pokalen und Bechern überliefert. Darüber hinaus sind allegorische und mythologische Szenen nachweisbar. Sie sollen in diesem Themenbereich gemeinsam mit möglichen graphischen Vorbildern und konkreten Einflüssen anderer deutscher Hütten zur Diskussion gestellt werden.

Jagd & Militär
Als Privileg des Adels kam der Jagd bis in das 18. Jahrhundert eine herausragende Bedeutung in der Hofgesellschaft zu. Die vor allem unter König Friedrich Wilhelm I. beliebten Parforcejagden galten nicht zuletzt als Schulung einer militärischen Persönlichkeit. Motive der Jagd wurden als eigenständiges Genre in vielfältiger Weise künstlerisch verarbeitet. Auch auf Glaspokalen sind Jagdszenen festgehalten worden. Unter Friedrich Wilhelm I. mehrten sich zudem Motive militärischen Inhaltes, die in diesen Themenbereich aufgenommen werden. Die Sektion fragt nach den motivischen Vorbildern in zeitgenössischen Gemälden und Stichen sowie nach historischen Ereignissen, die in die Gestaltung von Pokalen und Bechern eingegangen sind.

Gebrauchsglas
Glas für den (bürgerlichen) Alltagsgebrauch stellt einen nicht unbeträchtlichen Produktionsanteil brandenburgischer Hütten dar. Auch in Potsdam wurde Glas für den diesbezüglichen Handel hergestellt. So benennt das Inventar der Hakendammhütte von 1719 neben den für den Hof produzierten Luxuswaren auch Quartflaschen, Becher und „sonstig. Hohlglas“, das für den allgemeinen Gebrauch hergestellt wurde. Nach 1736 übernahm die Weiße Hütte in Zechlin die Anfertigung von „fein Cristall- und Kreyden als gemeine Gläser von allerley Sorten“. Die Sektion betrachtet die vielfältige Potsdamer Produktpalette im nationalen und internationalen Vergleich.

Die Ausschreibung zur Tagung richtet sich ausdrücklich auch an Nachwuchswissenschaftler/innen. Des Weiteren sind Kustodinnen und Kustoden herzlich eingeladen, einen Überblick über den Bestand Potsdamer Gläser in ihren Sammlungen zu geben.

Call for Papers:
Abstracts (max. 500 Wörter) für Vorträge (max. 20 Minuten) sowie einen kurzen CV (max. 150 Wörter) senden Sie bitte bis zum 30.09.2016 an: uta.kaiserrathaus.potsdam.de

Anfahrt/Unterbringung:
1. Redner/innen dieser Tagung erhalten auf Antrag eine Vergütung der hierdurch veranlassten notwendigen Fahrt- und Übernachtungskosten. Die Kosten werden nicht vergütet, wenn sie nicht innerhalb von einem Monat nach Beendigung der Tagung schriftlich oder elektronisch beim Potsdam Museum der Landeshauptstadt Potsdam beantragt und diesem die maßgeblichen Kostenbelege vorgelegt werden. Leistungen oder Vergütungen, die die Redner/innen aus Anlass der Tagung von Dritten erhalten oder von anderer Stelle zu übernehmen ist, sind auf die Vergütung anzurechnen. Dies gilt auch, wenn die Redner/innen auf Leistungen oder Vergütungen Dritter oder anderer Stellen verzichtet haben.
2. Entstandene Kosten für Bus- und Bahnfahrten werden bis zur Höhe der niedrigsten Beförderungsklasse erstattet. Hierbei sind mögliche Fahrpreisermäßigungen zu berücksichtigen. Die Fahrtkosten werden nicht erstattet, wenn eine unentgeltliche Beförderungsmöglichkeit genutzt werden kann.
3. Wurde aus triftigem Grund der eigene PKW benutzt, werden die entstandenen notwendigen Kosten erstattet, höchstens jedoch bis zu einer Höhe von insgesamt 130,00 EURO.
4. Entstandene Kosten für notwendige Übernachtungen werden bis zur Höhe von höchstens 80 EURO/Nacht erstattet. Höhere Übernachtungskosten werden nicht erstattet, auch soweit sie notwendig sind.
5. Im Übrigen werden keine weiteren Kosten erstattet.

Ansprechpartnerinnen:
Dr. Jutta Götzmann, Direktorin, jutta.goetzmannrathaus.potsdam.de
Tel.: 0331–289 6821

Uta Kaiser, wiss. Mitarbeiterin, uta.kaiserrathaus.potsdam.de
Tel.: 0331–289 6835

Quellennachweis:
CFP: Potsdamer Glasmacher schneiden Geschichte (Potsdam,17-18 Feb 17). In: ArtHist.net, 18.07.2016. Letzter Zugriff 19.03.2024. <https://arthist.net/archive/13528>.

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