CONF 25.04.2016

Das Schönste ist auch das Heiligste (Erlangen-Nürnberg, 11-13 May 16)

Erlangen-Nürnberg, Friedrich-Alexander-Universität, 11.–13.05.2016

Prof. Dr. Heidrun Stein-Kecks

"Das Schönste ist auch das Heiligste" - Ästhetische Aspekte des Heiligen in den mittelalterlichen Bildkünsten und der islamischen Kalligraphie

Im Rahmen der DFG-Forschergruppe 1533 „Sakralität und Sakralisierung in Mittelalter und Früher Neuzeit. Interkulturelle Perspektiven in Europa und Asien“ veranstalten der Lehrstuhl für Orientalistik (Prof. Dr. Georges Tamer) zusammen mit der Kunstgeschichte (Prof. Dr. Heidrun Stein-Kecks) einen Nachwuchsworkshop mit dem Titel „Das Schönste ist auch das Heiligste“ – Ästhetische Aspekte des Heiligen in den mittelalterlichen Bildkünsten und der islamischen Kalligraphie“.
Dass das Schöne und das Heilige in einem engen Zusammenhang zu stehen scheinen, hat Friedrich Hölderlin, den wir im Titel des Workshops zitieren, im Hyperion (I. Band, 2. Buch) verdichtet. In welchem Verhältnis Ästhetik und Sakralität in den Schrift- bzw. Wort- und Bildkünsten des christlichen Mittelalters und des Islam stehen, soll in diesem interdisziplinär und interkulturell angelegten Workshop nachgegangen werden, stets im Bewusstsein, dass all dies hinterfragbare Kategorien sind. Desgleichen sollen Fragen nach der Konstituierung von Heiligkeit in den verschiedenen Medien und (sakralen) Räumen und kulturellen Kontexten, der Rolle von Schrift- und Bildkunst in diesem Sakralisierungsprozess, ihren Voraussetzungen und Möglichkeiten sowie ihrer Legitimierung gestellt werden, wodurch nicht zuletzt auch Aspekte der Liturgie berührt werden.
So steht etwa im monastischen Kontext die Bilderfrage in engem Zusammenhang mit Fragen nach der Heiligkeit des Hauses Gottes auf Erden, und daraus resultierend mit Fragen nach dem angemessenen Schmuck dieses sowohl materiell als auch spirituell gedachten Gotteshauses bzw. des Kirchengebäudes. Monastische Gemeinschaft, reales und ideales Gotteshaus bilden somit eine Einheit, verbunden durch die Idee der Vorwegnahme des “Himmlischen Jerusalem“ und die Metapher der „Zierde des Gotteshauses“ (nach Ps 25,8). Wie sich der Schmuck der Wände in Bildern und Inschriften in die Idee der Sakralisierung der mehrschichtig gedachten Domus Dei einfügt, soll an Beispielen des Hochmittelalters im Westen ebenso wie im Einflussbereich von Byzanz untersucht werden.
Der übliche Verzicht auf figürliche Darstellungen in sakralen Kontexten, den das sogenannte Bilderverbot im Islam nahelegt, stellt nach wie vor einen wichtigen Themenkomplex bei der Erforschung islamischer Kulturräume dar. Gründe für diesen Verzicht können in der Prominenz der arabischen Kalligraphie, die als Bildersatz fungiert haben könnte, liegen, es steht jedoch auch zur Diskussion, ob eine Text-Bild-Dichotomie für den islamischen Kulturraum überhaupt anzunehmen ist. Ferner spielen theologische Texte zum Thema eine entscheidende Rolle, die deutlich machen, inwieweit Legitimationsstrategien für Schrift- bzw. Bildkunst von den jeweiligen historischen und sozialen Kontexten abhängig sind, in denen sie stattfinden.
Es sind ReferentInnen aus den Bereichen der Islamwissenschaft, Islamischen, Byzantinischen und Europäischen Kunstgeschichte eingeladen, aus ihren Forschungsgebieten zu referieren und an den zahlreichen Diskussionen teilzunehmen. Ferner ist auch eine Exkursion in die „heilige Stadt“ Bamberg eingeplant, bei der heilige Objekte im Universitätsmuseum für Islamische Kunst sowie im Bamberger Dom bzw. im Diözesanmuseum aus nächster Nähe studiert werden können.

Programm

Mittwoch, 11.5.2016, Wassersaal, Orangerie

19.00 Uhr Begrüßung Klaus HERBERS (Erlangen)
19.15 Uhr Jens KULENKAMPFF (Erlangen): Das Schöne und das Heilige. Ein Versuch

Donnerstag, 12.5.2016, Sitzungssaal (2.012), Alte UB (Nachmittag: Bamberg)

9:00 Uhr Begrüßung und Einführung von Heidrun STEIN-KECKS und Georges TAMER
Moderation: Georges TAMER (Erlangen)
9:15–10:00 Rebecca SAUER (Heidelberg): Der Schreiber zwischen Oralität, Ikonizität und Schriftlichkeit: Al-Qalqashandi (1355–1418) zur Bedeutung der Schrift in der islamischen Kultur
10:00–10:45 Berenike METZLER (Erlangen): Von schöpferischen Pinselstrichen, Engelsfedern gleich: Auf Spurensuche nach ästhetischer Motivik in Texten zur islamischen Kalligraphie (14.–17. Jhdt.)

10:45–11.30 Pause

Moderation: Hartmut BOBZIN (Erlangen)
11.30–12:15 Jitka EHLERS (Köln): Mobilia ornamenta. Bildliche und inschriftliche Ausstattung der sog. vasa sacra des 12. Jahrhunderts.
12:15–13:00 Marina KEVKISHVILI (Florenz): Bild und Schrift, Medien der Heiligenverehrung in Svanetien (Georgien)

13:26 Uhr Abfahrt nach Bamberg

14:30–15:15 Führung im Islamischen Museum durch Lorenz KORN (Bamberg)
15:15–16:00 Anja-Ruth DREISER (Bamberg): Magically Empowered by Sacred Language – Islamic Mirrors (Durch Sprache magisch aufgeladen – Islamische Spiegel), Bamberg, Raum: U11/00.16
16:15–18 Uhr Besuch des Diözesanmuseums und des Doms

Freitag 13.5.2016, Sitzungssaal (2.012), Alte UB

Moderation: Heidrun STEIN-KECKS (Erlangen)
9.00–9.45 Delia KOTTMANN (Paris): Schönheit in romanischen sakralen Wandmalereien? Das Beispiel von Saint-Savin-sur-Gartempe
9.45–10.30 Miriam KÖCKEIS (Erlangen): "Domum tuam decet sanctitudo Domine" (Ps. 93,5). Schönheit und Heiligkeit in den romanischen Wandmalereien von San Tommaso ad Acquanegra sul Chiese

10.30–11.00 Kaffeepause

Moderation: Tobias FRESE (Heidelberg)
11.00–11.45 Emine KÜÇÜKBAY (Bamberg): Hilye-i şerīf: Inwiefern fügen sich zu den ‚Beschreibungen des Propheten‘ islamische Ästhetik und religiöse Andacht zusammen? Betrachtungen hinsichtlich kalligraphischer und graphischer Komponenten
11.45-12.30 Julia GAUS (Tübingen): Byzantinische Enkolpien des 8.-13. Jahrhunderts. Bild, Text, Form und Reliquie – ein Zusammenspiel?
12.30–13.15 Abschlussdiskussion

Quellennachweis:
CONF: Das Schönste ist auch das Heiligste (Erlangen-Nürnberg, 11-13 May 16). In: ArtHist.net, 25.04.2016. Letzter Zugriff 20.04.2024. <https://arthist.net/archive/12797>.

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