CFP 09.10.2015

Bild - Macht - Zwang (Zurich, 19 Jan 16)

Lehrstuhl für Kunstgeschichte des Mittelalters, Kunsthistorisches Institut, Universität Zürich, CH, 19.01.2016
Eingabeschluss : 06.11.2015

Mateusz Kapustka

Bild – Macht – Zwang. Visuelle Obrigkeitspraxis im Mittelalter

Ein Workshop an der Universität Zürich, Kunsthistorisches Institut, Lehrstuhl für Kunstgeschichte des Mittelalters

Zürich, 19. Januar 2016
Einsendeschluss: 6. November 2015

Das Verhältnis von Bild und Macht stellt bereits seit längerer Zeit ein wichtiges Forschungsfeld der Kunstgeschichte dar. Je nach aktueller Definition der Macht ändert sich auch der kunsthistorische Diskurs selbst samt seiner Terminologie und seinen interpretatorischen Möglichkeiten. Die politische Positionierung der Bilder in historischen Herrschaftsdiskursen wird dabei durch ihre Materialität, Mobilität, kontextbezogene Wandelbarkeit und nicht zuletzt durch ihre psychologische Schlagkraft bestimmt. Für die Kunstgeschichte, die anthropologische Ansätze reflektiert, um die Dynamik der Bilderwirkung u.a. als Folge von zahlreichen ikonografischen und kontextuellen Überlappungen zu untersuchen, übernimmt das Bild die Rolle einer vermittelnden Schwellenfigur, indem es als ein spontan affekterregendes und gleichzeitig hierarchisch-systematisch wirkendes Mittel der kollektiven Identitätsbildung betrachtet wird. Dieses interaktive Gesamtszenario spiegelt sich zum Teil auch in der kunsthistorischen Mediävistik ab. Unter den Stichworten wie Performanz, Inszenierung und Blickregime fand hier eine methodische Wende statt, nach der sich die Bildkultur des Mittelalters als eine Arena der mehrschichtigen Dialektik betrachten lässt. Die Frage der Bilderrezeption oszilliert dabei grundsätzlich um die Problematik der Legitimation von herrschaftlichen und kirchlichen Hierarchien. Historisierung, Fiktionalisierung und politische Differenzierung erscheinen als politische Bedeutungsfelder – in der Staatstheorie und der weltlichen Machtausübung ebenso wie in dem Repräsentationsmodell und der Verwaltungspraxis der Kirche. In diesen Bereichen werden Bilder als hieratisch wirkende Argumente in amtlichen Kompetenzfragen verwendet, indem sie die Grenze zwischen Mythos und Geschichte in beide Richtungen überqueren lassen, und dies sowohl in bilderfreundlichen, als auch bilderfeindlichen Kreisen.

Im Workshop sollen daher sowohl konkrete hierarchisierende Bildpraktiken dargestellt, als auch philosophische und kulturhistorische Ansätze zur Verbindung von Herrschaft, Autorität und Gesetz (Jacques Derrida, Giorgio Agamben) diskutiert werden. Die Perspektiven einer fachübergreifenden Forschung für die kunsthistorische Untersuchung des Konnex zwischen Bild und Herrschaft zeigen sich nicht zuletzt in den neueren Schriften zur Spannung zwischen der systematischen Herrschaftsökonomie und der medialen Vielfalt der Bilder im Mittelalter (u.a. Marie-José Mondzain). Somit sollen auch Fragen zu den ursprünglichen gesellschaftlichen Mechanismen der Polarisierung aufgeworfen werden, mit denen dank dem Einsatz der Bilder als Mittel der Segregation und Subordination die genealogische Rechtfertigung der Machtausübung gefestigt wurde.

Der Workshop richtet sich an NachwuchswissenschaftlerInnen, es können Dissertationsthemen und andere aktuelle Projekte aus dem gesamten Bereich des Mittelalters von der christlichen Antike bis zum Anfang des 16. Jh. vorgestellt werden. Erwartet werden Themenvorschläge aus dem Bereich der Kunst- und Bildgeschichte, Geschichte, Philosophie, Kulturgeschichte, Literaturwissenschaft und anderen benachbarten Disziplinen, die in einem fachübergreifenden mediävistischen Kontext diskutiert werden können. Die Beiträge können sich u.a. in folgenden thematischen Kreisen bewegen:
- Bildlichkeit und Gesetzgebung,
- visuelle Legitimationsstrategien,
- mediale Auratisierung des Amtes,
- visuelle Inszenierung der Urteilskraft,
- Bild, Antagonismus und Autorität,
- bildliche Mythologisierung und Verschleierung der historischen Ursprünge.

Die Präsentationen (20 Min.) werden mit ausführlichen Diskussionen (40 Min.) begleitet. Bitte senden Sie Ihr Exposé in einem Umfang von etwa 3000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) mit einigen knappen Informationen zu Ihrer Person bis zum
6. November 2015 an Sabrina Schmid (sabrina.schmiduzh.ch).

Der Workshop findet am Dienstag, 19. Januar 2016, an der Universität Zürich statt. Die Reisekosten werden den TeilnehmerInnen pauschal zurückerstattet, die Unterkunft wird von der Universität Zürich organisiert.

Organisation: Mateusz Kapustka, Lehrstuhl für Kunstgeschichte des Mittelalters (Vertretung), Kunsthistorisches Institut der Universität Zürich

Quellennachweis:
CFP: Bild - Macht - Zwang (Zurich, 19 Jan 16). In: ArtHist.net, 09.10.2015. Letzter Zugriff 20.04.2024. <https://arthist.net/archive/11205>.

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