CFP 16.07.2015

Sektion auf dem Forum Kunstgeschichte Italiens (Berlin, 7.-9. Apr 16)

Berlin, 07.–09.04.2016
Eingabeschluss : 01.09.2015

Tatjana Bartsch, Bibliotheca Hertziana

Forum Kunstgeschichte Italiens
Sektion: Die Frühzeit der Fotografie in Italien

Italien mit den kulturellen Zentren Rom, Florenz, Neapel und Venedig zählt zu den Ländern, in denen sich um die Mitte des 19. Jahrhunderts das junge Medium Fotografie am schnellsten und nachdrücklichsten verbreitete und weiterentwickelte. Die Fotografie dieser Zeit steht in einer von der Grand Tour geprägten Bildtradition und demonstriert zugleich die Möglichkeiten und Errungenschaften der neuen technischen Verfahren.
Auffallend ist etwa die Fortführung motivischer und bildkompositorischer Gestaltungprinzipien aus dem Bereich von dokumentierender Zeichnung und Druckgrafik. Dies betrifft insbesondere die Darstellungsmodi von Monumenten der Architektur und bildenden Kunst und deren damit einhergehender Kanonisierung, die sich in der Sedimentation fotografischer Dokumente in Archiven und Sammlungen spiegelt. Doch auch Vedute, Landschafts-, Personen- und Genredarstellung erfuhren – häufig in Kombination – in der Fotografie der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Kontinuität und Expansion.
Aus der bildgestalterischen Nähe des neuen Mediums zu den grafischen Künsten resultierte zugleich eine Affinität der Künstler zur Fotografie. Viele Fotografen der ersten Generation, u.a. Leopoldo Alinari, James Anderson, Giacomo Caneva oder Robert MacPherson, waren ursprünglich Kupferstecher, Maler oder Lithographen und übten beide Berufe gleichzeitig aus. Sie bewegten sich im Kontext der Vedutistentradition des Sette- und Ottocento, der Stichserien Piranesis und der Gemälde Panninis und Labruzzis, zeigten aber gleichwohl Interesse für archäologische Überreste, Folklore und mediterrane Lichtsituationen.
Naheliegend war es deshalb, sowohl bildliche Motive und Kompositionen als auch bestehende kommerzielle Strategien auf die Fotografie anzuwenden und somit eine aktive Position zwischen Angebot und Nachfrage zu beziehen. Die Sektion nimmt die Phase des Nebeneinanders der genannten Bildmedien in den Blick und fragt nach Elementen der Kontinuität wie auch des Wandels der Darstellungsformen und –inhalte in der Frühzeit der Fotografie in Italien, sowie nach ihren Kontexten, Funktionen und Akteuren.

Mögliche Themenbereiche sind:
- Von der Zeichnung und der Druckgrafik zur Fotografie: Motivauswahl und -bündelung, Kriterien von Authentizität und Imagination, Aspekte der Farbigkeit in der Fotografie, Unikate und Serialität
- Angebot und Nachfrage: Grafik und Fotografie als Souvenir und als dokumentierendes Arbeitsinstrument, italienische und nichtitalienische Fotografen in Italien
- Akteure der Kanonbildung: kommerzielle Händler und Fotografen, private Sammler, Archive
- Fotografien von Kunstwerken versus Fotografien als Kunstwerke, der Künstler als Fotograf / der Fotograf als Künstler
- Ausblick ins 20. Jahrhundert: Vom Grand Tour-Reisenden zum modernen Touristen, von den Berufsfotografen hin zu Kodak‘s „You press the button, we do the rest“

Vorschläge werden bis zum 1. September 2015 an folgende Adressen erbeten:
Tatjana Bartsch: bartschbiblhertz.it
Costanza Caraffa: caraffakhi.fi.it
Johannes Röll: roellbiblhertz.it

Quellennachweis:
CFP: Sektion auf dem Forum Kunstgeschichte Italiens (Berlin, 7.-9. Apr 16). In: ArtHist.net, 16.07.2015. Letzter Zugriff 29.03.2024. <https://arthist.net/archive/10770>.

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