CFP 05.07.2015

Sektion für Forum Kunstgeschichte Italiens (Berlin, 7-9 Apr 16)

Berlin, 07.–09.04.2016
Eingabeschluss : 23.08.2015

Katharina Weiger

Sektion:
[co]scienza materiale. Die Wahl des Materials als kreativer Akt

Im digitalen Zeitalter, in welchem mit dem Internet inzwischen nahezu ausschließlich in nicht ‚greifbarem’ Material kommuniziert, reflektiert und rezipiert wird, erfährt die Fragestellung der [co]scienza in der Werkstoff-Wahl eine neue Dimension. Gerade deshalb sollte sich die wissenschaftliche Forschung mit der ‚bewussten’ Material-Wahl innerhalb des Schaffensprozesses beschäftigen. Vor allem der Kunstgeschichte bietet sich hier ein Feld, auf dem es Pionierarbeit zu leisten gilt.

Die Sektion intendiert die Material-Wahl als kreativen Akt der coscienza und scienza zu hinterfragen. Der bewusste Einsatz bestimmter Materialien wird als Teil der inventio verstanden und schließt verschiedene Akteure mit ein. Prozesse des künstlerischen Schaffens sollen dahingehend betrachtet werden, inwiefern die Werkstoff-Wahl in die Generierung von Ideen und das Kreieren von Argumenten eingebunden wird. Insbesondere die italienische Kunst bietet vom frühen Mittelalter bis in die heutige Zeit wertvolle Beispiele, bei welchen ein Material-Einsatz, der über die reine Funktion oder Ästhetik hinaus reicht, festzustellen ist.

Mögliche Themen sind:

- Wann löst sich der Einsatz eines Materials von der bloßen Konvention, wann wird der traditionell anerkannten Funktionalität ein kreativer Akt anbei gestellt? Wann oder warum emanzipiert sich der Künstler aus dem traditionellen Technik- und Materialkanon?

- In welchen Fällen ist vielmehr die politische Intention des Auftraggebers für die Wahl des Materials entscheidend, womöglich um abstrakte Konzepte über die Partikularität des Werkstoffs sinnbildlich darzustellen oder zu assoziieren?

- Unter welchen historischen/kulturellen Bedingungen wird der anachronistische Material-Gebrauch zur wesentlichen Charakteristik des Kunstwerkes?

- Wie bewusst reagiert der Rezipient auf gezielten Materialeinsatz? Wie wirken sich Material-Negation oder -Verklärung auf das Rezeptionserlebnis aus?

- Wie viel Raum für bewusste Materialeinbindung in den künstlerischen Schaffensprozess bot die zeitgenössische Kunsttheorie? Wirkte sich die in den Werkstätten oder Traktaten vermittelte ‚Wissenschaft’ schmälernd oder wohlwollend auf innovative Material-Selektion aus? Inwiefern verändert sich die Material-Semantik in Raum und Zeit?

- Inwiefern ist sich die kunstgeschichtliche Forschung der Material-Kenntnis der Künstler bewusst und wie angemessen wird diese bewertet? Stilistische Innovationen erscheinen meist gekoppelt an neuartige Technik und/oder Materialverwendung, welche Formveränderungen erst ermöglichen. Bei der Klärung und Bewertung derartiger Sachfragen sind interdisziplinäre Ansätze unerlässlich.

Der CFP im Rahmen des Forums Kunstgeschichte Italiens richtet sich insbesondere an NachwuchsforscherInnen.

Vorschläge werden bis zum 23. August 2015 erbeten an:
Katharina Weiger: katharina.weigerkhi.fi.it
Katharine Stahlbuhk: katharine.stahlbuhkkhi.fi.it

Quellennachweis:
CFP: Sektion für Forum Kunstgeschichte Italiens (Berlin, 7-9 Apr 16). In: ArtHist.net, 05.07.2015. Letzter Zugriff 24.04.2024. <https://arthist.net/archive/10700>.

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