CONF 23.04.2015

Politik in der Frühen Neuzeit (München, 10-12 Jun 15)

München, 10.–12.06.2015

Susanne Spieler

Politikstile und die Sichtbarkeit von Politik in der Frühen Neuzeit

Ein herausragendes Charakteristikum der Epoche der sogenannten Frühen Neuzeit ist die durchgängige Ästhetisierung von Politik: Politische Eliten bedienen sich des Mediums der Kunst zu ihrer Selbstdarstellung, in ganz Europa bilden sich in den Zentren der Macht spezifische Politikstile aus, die miteinander in einem ständigen Wettstreit der Überbietung stehen. Herrscherliches Handeln bedient sich immer stärker funktional wie ästhetisch kalkulierter Rituale, Zeremonien und symbolischer Akte, um politisch erfolgreich zu agieren.
Die Tagung möchte die Intentionen politisch konstituierter Herrschaft und die Modi ihrer ästhetischen (Selbst)Darstellung ebenso rekonstruieren wie die kommunikativen Mechanismen, die bei der Durchsetzung politischer wie künstlerischer Interessen zum Einsatz kamen. Sie fragt nach den Interferenzen und Konkurrenzen des Politischen wie des Künstlerischen.
Gleichgewichtig aus historischer wie kunsthistorischer Perspektive sollen für die Epoche zentrale Aspekte einer Politisierung der Kunst einerseits und einer Ästhetisierung der Politik andererseits untersucht werden. Themenfelder sind die frühneuzeitliche Institutionengeschichte (Akademien, Hofbauämter, Kunstagenten), die Professionalisierung des Künstlers, die Interaktionen von Politik, Kunst und Konfession. Die im Zwischenbereich von politisch-ikonographisch orientierter Kunstgeschichte und herrschaftsgeschichtlicher Historiographie angesiedelte Tagung möchte einen innovativen methodischen Beitrag leisten zur Kunst- und Kulturgeschichte des Politischen in der Frühen Neuzeit.

Organisation:
Prof. Dr. Dietrich Erben (TU München), Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger (Universität Münster), Prof. Dr. Christine Tauber (ZI und LMU München), Prof. Dr. Gerrit Walther (Universität Wuppertal)

Orte der Tagung:
Carl Friedrich von Siemens Stiftung
Südliches Schloßrondell 23
80638 München

Abendvortrag:
Zentralinstitut für Kunstgeschichte
Katharina von-Bora-Straße 10
80333 München

Anmeldung:
Um Anmeldung zur Tagung wird gebeten unter: politikstilezikg.eu

Programm:

Mittwoch, 10. Juni 2015

13.00h Begrüßung durch die Organisatoren
Sektion I: Politik- und Stilbegriffe in der Frühen Neuzeit (Moderation: Gerrit Walther)

13.15h–13.45h
Barbara Stollberg-Rilinger (Münster):
Einführung: Politikstile und symbolische Kommunikation

13.45h –14.30h
Wolfgang E. J. Weber (Augsburg):
Ästhetisierung versus Pragmatik: Bemerkungen zur Wahrnehmung und Aneignung von ‚Kunst‘ in der politischen Theorie der Frühen Neuzeit

14.30h–15.00h
Kaffeepause

15.00h–15.45h
Ulrich Pfisterer (München):
Der Fürst als Künstler seines Reiches: Malende und bildhauende Potentaten

15.45h–16.30h
Christine Tauber (München):
Künstlerisch den Raum beherrschen: Malerische und politische Dominanz im Palazzo del Te in Mantua

16.30h–17.15h
Dietrich Erben (München):
Die Fiktion der Politik und die Schönheit der Bürokratie – Baupolitik unter Cosimo I de’ Medici

18.15h
Abendvortrag im Zentralinstitut für Kunstgeschichte (Vortragssaal)
Martin Warnke (Hamburg):
Herrschaft und Partizipation: Regimentale Kunst und der Einfluss der Adressaten

Donnerstag, 11. Juni 2015

Sektion II: Antikenrezeption und Stiltransfer (Moderation: Christine Tauber)

9.30h–10.15h
Ulrich Heinen (Wuppertal):
Sichtbare Argumentation als Beitrag zum Politikstil im 17. Jahrhundert

10.15h–11.00h
Gerrit Walther (Wuppertal):
Adlige Politikstile der Frühen Neuzeit

11.00h–11.45h
Klaus Pietschmann (Mainz):
Die Hochzeitsopern der 1660er Jahre als Auslöser konkurrierender höfischer Opernproduktion in Europa

12.00h
Mittagessen

Sektion III: Staatsgewalt und konkurrierende Zeichensysteme (Moderation: Dietrich Erben)

14.30h–15.15h
Godehard Janzing (Paris):
Fallende Wasser. Naturgewalt und politische Herrschaft

15.15h–16.00h
Etienne Jollet (Columbia):
Zum Fundament der Macht: Die Pariser Königsdenkmäler

16.00h–16.30h
Kaffeepause

16.30h–17.15h
Mark Hengerer (München):
Zum Wandel von Politik- und Repräsentationsstilen in der Zeit Ludwigs XIII. und Ludwigs XIV. im europäischen Vergleich

17.15h–18.00h
Eva Krems (Münster):
Konkurrenz oder Koexistenz? Differierende Raumkonzepte bei den Wittelsbachern im frühen 18. Jahrhundert

19.00h
Abendessen

Freitag, 12. Juni 2015

Sektion IV: Politikstile seit der Aufklärung (Moderation: Barbara Stollberg-Rilinger)

9.30h–10.15h
Johannes Süßmann (Paderborn):
Der gebaute Fürstenbund und die Bautradition der „teutschen Libertät“

10.15h–11.00h
Wolfgang Brückle (Bern):
Die Aufgeklärten. Politischer Umgang und Umgang mit „Stil“ im späten 18. Jahrhundert

11.00h–11.30h
Kaffeepause

11.30h–12.15h
Philippe Bordes (Lyon/Paris):
Political Aspects of the Rococo in France

12.15h–13.00h
Wolfgang Hardtwig (Berlin/München):
Politikstile 1870–1939

13.00h
Mittagessen

Ende der Tagung

Quellennachweis:
CONF: Politik in der Frühen Neuzeit (München, 10-12 Jun 15). In: ArtHist.net, 23.04.2015. Letzter Zugriff 29.03.2024. <https://arthist.net/archive/10104>.

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